* Kapitel 52 *

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Als Sophia wieder zu sich kam, lag sie in ihrem Bett. Sie fühlte sich wie gerädert und als sie ihre Augen aufschlug, erblickte sie Cole und Herold. Sophia erinnerte sich, dass sie zusammengebrochen war. Vermutlich war Herold hier, weil er sie untersucht hatte. Sie war sich sicher, dass sie sich wohl eine Erkältung eingefangen hatte. Bei den kalten Winden draußen, wäre dies zumindest nicht verwunderlich. Oder war es doch etwas anderes? Das Verhalten von Cole war jedenfalls sonderbar. Er wirkte ziemlich aufgeregt und fragte Herold ständig, ob er sich sicher sei. Der Arzt bejahte immer wieder. Sophia räusperte sich und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich. Cole strahlte über das ganze Gesicht und kam sogleich zu ihr, während Herold mit einem Grinsen das Gemach verließ.
"Bitte, erschrecke mich nie wieder so. Als ich dich zusammenbrechen sah, befürchtete ich schon das schlimmste", meinte Cole und setzte sich zu ihr in das Bett.
"Es tut mir Leid, aber mir war auf einmal so schwindelig", gestand sie und das Strahlen wollte einfach nicht von seinen Zügen weichen.
"Dein Kreislauf hat verrückt gespielt", sagte er.
"Ich werde wohl Krank", seufzte sie.
"Hast du mir etwas zu sagen, Liebes?", wollte er wissen. Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an und schüttelte dann verneinend ihren Kopf.
"Verstehe, ich nehme an, du weißt es selbst noch nicht", sagte er und lachte fröhlich.
"Was genau meinst du denn?".
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich es bin, der es dir sagen wird, wenn es so weit ist. Eigentlich ist es immer andersherum", meinte er und seine Heiterkeit war verwirrend.
"Ich verstehe nicht, was du gerade sagen willst", sagte sie und erschauderte als er seine Hand auf ihren Bauch legte.
"Herold meint, dass dort gerade ein kleiner Schatz von uns heranwächst", sagte er und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Sophia blinzelte ihn verdattert an und brauchte einige Augenblicke, bis sie verstand, was er da gesagt hatte. Ihre Gedanken und Gefühle begannen sich zu überschlagen. Sein Lächeln erlosch, als sie zu Weinen begann. Sie konnte es nicht verhindern und fühlte sich etwas überfordert. Natürlich freute sie sich und mehr noch, dass auch Cole sich freute. Doch mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Das Wissen, dass in ihr ein neues Leben heranwuchs, war überwältigend.
"Warum weinst du, willst du es nicht?", fragte Cole und wirkte sehr besorgt. Die Vorstellung, dass sie ein Kind von ihm ablehnte, schien ihn sehr zu Schockieren. Nun musste Sophia unter Tränen lachen und schlug ihm mit ihrer zierlichen Faust gegen seine Brust.
"Was redest du denn da?", fragte sie und versuchte wieder ihre Fassung zu gewinnen. Es war schwer, weil ihre Gefühle im Chaos waren.
"Ich weine nicht, weil ich es nicht will. Natürlich will ich ein Kind von dir, aber ich bin gerade etwas überrumpelt", gestand sie ihm und er streichelte zärtlich mit einer Hand durch ihr Haar.
"Glaube mir, das war ich auch als Herold es erzählte", beichtete er und nun mussten sie beide Lachen. Damit hatte weder sie noch Cole gerechnet. Rasch wischte sie sich die Tränen fort und ließ zu, dass Cole sie in seine Arme zog. Seine Freude übertrug sich nun auch auf sie und dennoch fragte sie sich, ob sie eine gute Mutter sein würde.
"Ben wird mich auslachen. Vorhin habe ich noch gesagt, wir werden uns Zeit damit lassen", sagte sie und Cole schmunzelte, ehe er über das ganze Gesicht strahlend über ihren Bauch streichelte.
"Ich muss dir gestehen, ich habe mir diese Schwangerschaft sehr gewünscht. Ich war ein wenig von Neid zerfressen zu sehen, wie Ben in Vorfreude schwelgte", beichtete er und Sophia warf all ihre Bedenken hinfort. Sie wusste, er würde das Kind genauso lieben wie sie und sie wusste auch, dass es keinen Grund gab sich zu fürchten. Gemeinsam würden sie es schaffen, auch wenn sie ahnte, dass Eltern zu sein, alles andere als Leicht werden würde.
"Ich werde nie vergessen, wie ich dir im Hause der Cortens begegnet bin, meine Liebe. Du hast mir mein Herz geraubt und machst mich zum glücklichsten Mann auf dieser Welt", sagte er und sie seufzte zufrieden, als seine Lippen hauchzart die ihre streiften.
"Egal was kommt, wir werden es gemeinsam schaffen, oder?", fragte sie.
"Natürlich. Niemand kann uns trennen und selbst wenn du mich eines Tages satthaben solltest, werde ich dich nicht gehen lassen. Ich scheue mich nicht davor, dich in Ketten zu legen und dein Herz erneut zu erobern", sagte er und Sophia lachte.
"Ich denke nicht, dass ich deiner jemals überdrüssig sein werde".
"Das will ich auch hoffen", sagte er und presste seine Lippen voller Verlangen auf die ihre.
"Du und unser Kleines, sind mein liebster Schatz", flüsterte er, als sie sich kurz darauf nach Atem ringend voneinander lösen mussten. Sophia lächelte und seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Es entging ihr aber nicht, wie gerne er seine Freude der Welt verkünden wollte.
"Nur zu, tu dir keinen Zwang an", sagte sie und lachte als er sich rasch erhob und davoneilte. Sie konnte hören, wie er die frohe Kunde rasch im ganzen Haus verbreitete. Der Jubel war nicht zu überhören.
"Willst du mich verarschen?", hörte sie Sebastian rufen und sie schmunzelte, da es die gleiche Reaktion wie bei Ben war.
"Du hast meine Schwester geschwängert?", rief John von irgendwoher. Nur wenige Minuten später stürzte Isabelle in das Gemach. Sie war etwas wackelig auf den Beinen, wollte es sich aber nicht nehmen lassen, Sophia zu gratulieren. Freudig fielen sich die beiden Frauen in die Arme.

Drei Jahre später:

Sophia, die nun den Namen Latemer trug, genoss die Strahlen der wärmenden Sommersonne und lauschte dem munteren Geplärre der Kinder. Ihre kleine Alina, spielte nicht unweit von ihr mit Tristan. Dieser hatte es nicht gerade leicht mit ihr. Alina war sehr Tolpatschig und legte oft einen schrecklichen Jähzorn an den Tag. Letzteres hatte sie eindeutig von ihrem Vater. Belustigt sah Sophia zu Isabelle, die neben ihr auf der Bank saß und seufzend ihrem Sohn entgegen blickte, der nun weinend angerannt kam.
Er beschwerte sich, wie so oft, dass Alina ihn gehauen hatte. Während Isabelle versuchte ihn zu trösten, entdeckte Sophia ihren Mann, der sich beinahe kugelte vor Lachen, da Ben sich bei ihm beschwerte und meinte, dass Alina ein Raufbold sei.
"Sie hat die Schönheit ihrer Mutter, kommt aber eindeutig nach mir", meinte Cole und ärgerte Ben, in dem er behauptete, dass Tristan ein kleines Weichei sei. Das hörte auch Isabelle und genau wie Ben, warf sie Cole einen bösen Blick zu. Sophia kicherte und erhob sich dann. Sie keuchte und hatte Mühe. Sogleich eilte Cole zu ihr und half ihr. Mit leuchtenden Augen streichelte er dabei über ihren prallen Bauch. Auch ihr zweites Wunder, das jederzeit das Licht der Welt erblicken konnte, war für beide überraschend gekommen. Doch dieses Mal war sie die jene gewesen, die Cole die frohe Kunde hatte erzählen dürfen. Es hatte ihn beinahe aus den Schuhen gehauen. Sie lächelte bei der Erinnerung daran. Freudig kam Alina angelaufen und wie nicht anders zu erwarten, stolperte sie und fiel hin. Sogleich begann sie zu Weinen und Cole eilte sich, seine Tochter in seine Arme zu heben. Dies wirkte immer wieder Wunder, nur er schaffte es, sie so schnell zu beruhigen. Schnell hatte Alina den Sturz vergessen und wollte in die Arme ihrer Mutter.
"Das sollten wir lieber lassen, du bist inzwischen sehr schwer", meinte Cole grinsend, doch Sophia konnte nicht anders, als den Wunsch ihrer Tochter zu erfüllen. Sie keuchte etwas, als sie das Kind in Armen hielt und ihr Bauch ihr dabei im Weg war. Cole konnte sich das nicht lange mit ansehen und nahm ihr Alina recht schnell wieder ab. Das laute Fluchen von Tanja lenkte die Aufmerksamkeit aller zum Haus. Die Rothaarige kam zornesrot nach draußen geeilt, dicht gefolgt von John, der versuchte sie zu beruhigen.
Sophia schmunzelte. Seit Monaten kämpfte John darum, das Herz von Tanja zu erobern. Doch bisher hatte sie ihn stets abgelehnt. Dass sie sich nun jedoch darüber aufregte, dass er zu viel Aufmerksamkeit von den anderen Damen bekäme, ließ alle wissen, dass sein Mühen allmählich Früchte trug. John war nicht mehr wiederzuerkennen. Sein Hinken würde zwar nie wieder weichen, doch er hatte seine alte Form zurück. Er war ein gutaussehender Mann und die Frauen lagen ihm zu Füßen. Doch er wollte nur Tanja. Inzwischen war er selbst ein Pirat geworden und zählte zu den besten Männern aus der Crew der schwarzen Lady. Wann immer Cole in die See stach, was manchmal leider geschah, war John an seiner Seite.
"Was glaubst du, wie lange dauert es noch, bis sie ihre Gefühle akzeptiert?", fragte Cole sie.
"Ich gebe ihr nur noch wenige Tage", antwortete Sophia und beide lachten.
"Sie scheint sturer zu sein als du damals", meinte er. Sophia ignorierte seine Worte und hatte Mühe, sich ihren plötzlichen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Es war nicht das erste Mal an diesem Tage, dass sie deutliche Wehen verspürte. Sie hatte vermutet, dass es in der Nacht so weit sein würde. Doch nun war sie sich sicher, dass die Zeit doch früher gekommen war und ihr Kind unbedingt in die Welt hinaus wollte. Tief atmete sie ein und aus.
"Ben, würdest du dich um Alina kümmern?", bat sie und er nickte verwundert.
"Was ist los?", fragte Cole als Sophia ihn eindringlich ansah.
"Es ist so weit".
"Was genau meinst du?".
"Was denn wohl? Das Kind kommt!", schrie sie ihn an und stöhnte im nächsten Moment unter einer heftigen Wehe. Cole entglitten die Gesichtszüge, während Isabelle sofort reagierte und Sophia zum Haus führen wollte. Sichtlich nervös folgte Cole ihnen hastig und auch John, der die Situation erkannte, ließ Tanja stehen und eilte zu Sophia.
"Bist du dir sicher?", fragte Cole und er war sichtlich Nervös.
"Natürlich, bin ich mir sicher. Ich schwöre dir, das ist das letzte Kind", stöhnte Sophia unter Schmerzen.
"Das bezweifle ich doch stark", nuschelte er und hob sie auf seine Arme. Nachdem er sie in das Gemach getragen hatte, sollte es noch ganze drei Stunden dauern, bis sie ihm einen Sohn gebar. Cole fühlte sich, als wäre er der glücklichste Mann auf Erden. Stolz betrachtete er sich das neue Wunder, das er mit seiner Frau geschaffen hatte. Seine drei Juwelen waren ihm das wertvollste auf der Welt und was auch immer die Zukunft brachte, niemals würde er einen von ihnen im Stich lassen.
"Ich liebe dich", flüsterte er und küsste die Stirn von Sophia.
"Ich liebe dich auch".

Ende


Des Piraten liebster SchatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt