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Wie auch schon letztes Jahr fingen wir alle an zehn Runden in der Halle zu joggen. Es ist zu bedenken, dass es Sommer war und dies bedeutete nur eines: Hitze. 

"Wie oft habt ihr das schon gemacht?", fragte mich Lucien, der neben mir joggte und mit meinem Tempo kein Problem zu haben schien. Es war auch nicht überaus schnell.

"Jede Woche zwei Mal und das für drei Jahre", gab ich ihm seine Antwort, worauf er mich mit grossen und entsetzten Augen ansah. 

"Werden wir je etwas anderes machen?" Lucien verlangsamte sein Tempo und ich passte mich ihm an. Die Aufgaben mussten wir nämlich mit unseren Partnern vollziehen. Mitfühlend sah ich ihn von der Seite an. 

"Gib die Hoffnung besser auf. Herr Maien ändert seinen Plan nur für seinen Lieblingsschüler" Die Hälfte haben wir geschafft. 

"Sein Lieblingsschüler? Lass mich raten. Dieser Aiden?", Lucien klang alles andere als begeistert. Ich nickte nur um meinen Atem zu sparen, denn bei den letzten Runden muss ich mich immer extra zusammenreissen. 

"Er mag mich nicht", meinte mein Freund von der Seite, "Er hat versucht mich in der Umkleide blosszustellen und meinte ich sollte zu einem richtigen Mann werden." Ich bemerkte wie er mich von der Seite musterte und wandte meinen Kopf mit gehobener Braue ihm zu. Er antwortete mir, ohne dass ich ihn erst fragen musste. 

"Er meinte meine Jungfräulichkeit." Verstehend nickte ich und wendete mich wieder nach vorne. Kaum hatte ich das getan hörte ich auch schon einen rasselnden Atem neben mir, der niemand anderem als meiner besten Freundin Stacy gehörte. Auch nach den drei Jahren hatte sie sich noch nicht an das einlaufen gewöhnt. Aiden hingegen zog erst vor zwei Jahren hierher und war sofort der beste Sportschüler. Er könnte tausende von Metern im Sprint hinlegen, seine Herzfrequenz würde immer noch dem meines Schlafes gleichen. 

"Na Jungfrau Lucien. Wie findest du unsere Schule bis jetzt?", sprach Aiden Lucien provozierend an. Ein Schnauben war vom Angesprochenen zu vernehmen. 

"Ganz toll", meinte er gelassen, "Ich frage mich nur, wieso du der Lieblingsschüler der ganzen Schule bist." Aiden lachte auf. 

"Dann bist du bei Nerdy und ihrer kleinen, langsamen Freundin genau richtig. Die verstehen es nämlich auch nicht", grinste Aiden. Stacy boxte ihm gegen den Oberarm. Sie mochte weder den Fakt dass er ihren Namen nicht wusste noch den, dass er sie klein und langsam genannt hatte. Aiden sah sie fragend an. 

"Was?",  fragte er sie herablassend, was mich den Kopf schütteln liess. Es hat absolut keinen Sinn jetzt eine Diskussion zu starten, vor allem wenn einem die Puste knapp wurde und bei Stacy war das der Fall. So wie ich meine Freundin allerdings kannte, liess sie sich jetzt von nichts mehr stoppen. 

"Du kennst meinen Namen nach den ganzen zwei Jahren noch nicht?! Alenas Namen hingegen kennst du in und auswendig", zischte sie ihn an. Der Typ neben ihr zuckte nur mit den Schultern. 

"Tut mir leid, dass ich fast jede Nacht bei ihrer Schwester im selben Haus verbringe. Ich kann nichts dafür, dass ich heiss bin und den weiblichen Körper attraktiv finde. Noch weniger kann ich dafür, dass ihre Schwester ein williges Spielzeug ist", meinte er und schaute Stacy dabei anklagend an. Diese verdrehte ihre Augen, bevor sie sich wie ich entschied sich auf die letzten fünf Meter zu konzentrieren. Kaum sind wir über die Ziellinie getreten, legte sich Stacy mitten in die Sporthalle. Aiden neben mir seufzte. 

"Ich glaube nicht, dass ich es ein ganzes Jahr mit dieser lahmen Ente aushalte", danach wendete er sich zu mir und Lucien, "Sei froh, dass du sie als Partnerin hast. Sie hat so viel Ausdauer wie ihre Schwester im Bett und ich sage dir, das ist eine ganze Menge." Mit diesen Worten drehte er sich um und scheuchte meine Freundin aus ihrer bequemen Position. 

"Er redet zu viel über Sex", entschied Lucien und zog mich mit auf die andere Seite der Sporthalle, damit wir so weit wie möglich von Aiden entfernt waren. Dabei konnte ich allerdings nur an Stacy denken und sie bemitleiden. 

Alle Schüler mussten je 150 Sit-Ups hinlegen. Das funktionierte so, dass eine oder einer von den Partnern die Füsse des anderen am Boden festhielt, damit alle Sit-Ups sauber ausgeführt wurden. Ein wenig Erbarmen hatte Herr Maien schon, denn er hatte angeordnet, dass immer 50 gemacht wurden und dann wird gewechselt. Anstrengend war die ganze Prozedur trotzdem sehr. 

"Glaubst du Stacy überlebt diesen Typen?", fragte Lucien plötzlich aus dem Nichts, während er meine Füsse sorgfältig an den Boden genagelt hielt. Ich arbeite mich zum hundertzweiundzwanzigsten Mal nach oben und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. 

"Man merkt dir an, dass du uns zwei erst seit heute kennst. Dennoch rührt mich deine Sorge um unsere Freundin sehr. Du solltest allerdings wissen, dass Stacy ganz schön hartnäckig, unkontrolliert und frech sein kann, was Aiden alles nicht ausstehen kann. Fazit ist, ja, abgesehen von einem schmerzenden Körper wird Stacy keine Schwächen davontragen, aber um Aidens Nerven darfst du dir mit gutem Gewissen Sorgen machen", grinsend sah ich mein fassungsloses Gegenüber an, bevor ich mich an die restlichen achtundzwanzig Sit-Ups machte.

"Diese Sorgen spar ich mir dann doch besser", murmelte er vor sich hin und bringt mich dadurch zum lachen. Da ich gerade mit den Sit-Ups fertig geworden war, erlaubte ich es mir mich auf dem Boden herumzukugeln und mich schlapp zu lachen. Hätte mein Bauch nicht schon wegen der Übung wehgetan, dann hätte er jetzt damit angefangen wegen meinem Lachanfall. 

"Ms Meissel! Wollen sie mir beweisen, dass durch lachen die Bauchmuskulatur gestärkt wird?!", schrie Herr Maien zu mir herüber, "Es kann ja sein, dass sie und ihr Partner mit der Übung fertig sind, dennoch bitte ich sie ein wenig Respekt gegenüber ihren Mitschülern zu zeigen, welche sie mit ihrem herumwälzen ablenken!" Unser Sportlehrer war schon rot angelaufen, weil er den ganzen Monolog ohne aufzuatmen durchgerattert hatte. Ich stellte mich kerzengerade hin und salutierte ihm zu.

"Jawohl, Sir", rief ich ernst und setzte mich neben einen schmunzelnden Lucien. 

"Du bist unverbesserlich", wisperte er mir ins Ohr, worauf ich ein wenig rot anlief. Ich liess mir jedoch nichts anmerken und flüsterte zurück:

"Ich weiss."

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt