Weder Aiden noch den mysteriösen Neuen bekam ich an diesem Tag wieder zu Gesicht. Jedoch spuckten beiden wie blöd in meinem Kopf herum und liessen mich nicht in Frieden.
Die restliche Schulzeit verbrachte ich damit meinen Gedanken nachzuhängen und meinen Freunden Unbeschwertheit vorzuspielen. Ich wollte die Stimmung nicht mit meiner missmutigen Laune runter ziehen, das verdienten die Beiden nicht.
Erleichtert wollte ich mich auf Alishas Beifahrersitz setzen, als ich auf ihren Schoss fiel. Verwirrt sah ich meiner Zwillingsschwester ins Gesicht. Diese grinste mich amüsiert an.
"Soll ich fahren?", wenn sie jetzt ja sagen würde, würde ich sie zuhause direkt ins Bett schicken und sie Hagebuttentee trinken lassen. Wir hassen den Geschmack davon beide.
Meine Schwester hob herausfordernd das Kinn.
"Ich glaube mein Auto ist in sichereren Händen wenn er fährt", mit dem Kopf nickte sie in Richtung Fahrersitz.
Er?
Ich drehte meinen Kopf zum Fahrersitz und das klitzekleine Lächeln, dass mir meine Schwester ins Gesicht zaubern konnte verblasste sofort.
"Hi"
Er hatte einen Kratzer am Kinn, den er heute morgen noch nicht hatte. Das wars dann wieder mit meinen Nerven. Das Schuljahr hat erst gerade angefangen und mir geht es so, als hätte ich auch noch das Collage ohne Ferien dazwischen durchgeboxt. Ich fühle mich gerade wirklich einfach nur mies.
Ohne seinen Gruss zu erwidern setzte ich mich auf die Rückbank hinter Alisha.
Die Fahrt verlief still. Wir waren alle still. Ich versuchte die ganze Zeit die Anwesenheit unseres Fahrers zu ignorieren, während meine Schwester auf ihrem Handy herumtippte und ganz augenscheinlich mit jemandem schrieb. Und er? Er macht mir das Leben schwer indem er immer wieder auf den Rückbankspiegel sieht und mich für ein paar Sekunden lang anstarrt.
Umso erleichterter war ich, als das Auto vor unserem Haus zu seinem Halt kam und ich daraus stürmen konnte. Ich liess die Tür sperrangelweit offen, Alisha würde nachkommen. Vorbei an meinen Eltern, die mit einem fröhlichen Lächeln im Wohnzimmer auf uns warteten.
"Alena wo gehst du hin? Wir würden dir gerne jemanden vorstellen" Auf die Worte meines Vaters reagierte ich nicht. Es machte alles einfach keinen Sinn mehr. Tränen strömten mir übers Gesicht und ich wollte am liebsten verschwinden. Irgendwohin wo mich dieser Tag, diese Woche, dieser Monat und seine Geschehnisse nicht verfolgt. An einen Ort an welchem ich glücklich bin. Allerdings war ich mir auch ziemlich sicher, dass es solch einen Ort nicht gab. Auf jeden Fall nicht auf dieser Welt. Also verkroch ich mich in mein Zimmer. Ich schloss leise die Tür hinter mir ab, liess all meine Sachen auf den Boden fallen und kniete mich heulend auf den Boden.
ALISHA
Völlig verdattert sah ich meiner Schwester nach. Ich war in meinem Versuch die Tür zu öffnen eingefroren. Etwas stimmte nicht mit ihr. Wie sie reagiert hatte, als sie Darian hinter dem Steuer entdeckte, war schon alarmierend, aber das?
"Habe ich etwas falsch gemacht?" Mein Blick wanderte zu Darian, der seine Stirn in Falten gelegt hatte und ebenfalls Alena nachsah. Jetzt sah er mich mit fragenden Augen an. Ich zuckte nur mit den Achseln.
"Müsstest nicht du das wissen, Mr. Bodyguard?", entgegnete ich und stieg aus. Ein leises Lachen kam von Darian.
"Ist sie immer so?", wollte er wissen, während er sich abschnallte, den Schlüssel rauszog und ebenfalls aus meinem Auto stieg. Als mein Blick auf ihn traf musste ich lächeln.
"Weisst du, du solltest deine Stirn weniger runzeln. Ansonsten siehst du in ein paar Jahren nicht mehr so gut aus", grinste ich ihn an, doch dann dachte ich wieder an seine Frage und schüttelte den Kopf. "Nein. Ich weiss nicht, was heute mit ihr los ist." Mein Blick flog wieder zur Haustür, die sperrangelweit offen stand so, als würde sie nur darauf warten, dass wir eintreten.
Als ich mich daran machte die Autotür zu öffnen blieb mein Blick an unseren Eltern hängen, die mit gerunzelter Stirn und besorgter Mine zu uns herüberschauten.
"Na dann", murmelte ich, stiess die Tür meines Wagens auf, schnappte mir meine Tasche und schlug die Tür hinter mir wieder zu. Darian parkte mein Baby mit einem letzten Blick in Richtung Tür in die Garage ein. Geübt ist er. Mit dem mulmigen Gefühl im Magen, dass ich immer kriege, wenn ich weiss, dass es Alena nicht gut geht begab ich mich zu meinen Eltern. Sie empfingen mich in einer innigen Umarmung. Wenn es jemandem unserer Familie nicht gut ging, dann leiden wir immer alle darunter.
"Was ist mit ihr?", flüsterte Mama mir nachdem sie mir eine Strähne hinters Ohr gestrichen hatte. "Habt ihr gestritten?" Ich schüttelte den Kopf.
"Wir haben nicht gestritten, aber ich glaube sie mag Darian nicht besonders?" Papas Augenbrauen wanderten in Lichtgeschwindigkeit zu seinem Haaransatz.
"Das kann ich mir nicht vorstellen", meinte er, "Der Junge ist harmlos und freundlich wie ein Schmetterling." Er sah über meine Schulter und nickte besagtem Jungen zu.
"Gehen wir rein, nicht dass die Häppchen noch von Mäusen gefressen werden", mit diesen Worten löste sich meine Mutter ganz aus der Umarmung und verschwand in Richtung Wohnzimmer. Ihr Kommentar hinterliess vor Angst aufgerissene Augen im Gesicht ihres Mannes. Völlig verängstigt sah er mich an.
"Haben wir Mäuse im Haus?" Ich musste grinsen, löste mich von dem Angsthasen und ging, ohne ihm eine Antwort zu geben meiner Mutter hinterher. Von draussen konnte ich noch hören, wie Darian auf unseren Vater einredete, damit er sich in das Haus begab.
Wenig später sassen wir vier auf der Couch wie schon am Vorabend und bedienten uns an den Köstlichkeiten, die sicherlich aus Mamas Händen stammten. Papa konnte sie nicht ganz so geniessen, wie wir drei anderen, denn er sah sich immer wieder nach Mäusen um, die ganz bestimmt nicht vorhanden waren. Auf jeden Fall nicht in diesem Haus.
"Es war ein Witz", Mama grinste spitzbübisch, aber in ihren Augen konnte ich die Sorge erkennen, die sie sich machte. Einen irren Mann wollte sie nicht. Für einen Moment lang sahen sich die beiden nur an, dann begann auch Papa die Leckereinen zu geniessen, als gäbe es kein morgen mehr. Meine Mutter wendete sich mir zu.
"Ich denke Darian hast du schon kennengelernt", ich nickte und wechselte einen Blick mit dem Besagten. Mama fuhr fort, "Er ist ab heute dein und Alenas Bodyguard."
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Deins?! Auf gar keinen Fall!
WerewolfAlena Meissel, die Schwester von Alisha Meissel. Besser gesagt Zwillingsschwester und trotzdem sind sie völlig verschieden im Charakter. Alisha ist als die Oberbitch bekannt, wobei Alena zu den Normalen zählt. Aiden Shake der Alpha des Shadow-Lake...