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Man könnte glatt meinen, dass man an einem ganz normalen Montag einfach ins Klassenzimmer eintreten könnte, ohne irgendwelches Drama. Ich habe mir ehrlich keine Gedanken über dieses Thema gemacht. Geändert hat das ein gewisses Ereignis. 

Stacy grüsste auf dem Weg einige unserer Mitschüler mit einem strahlendem Lächeln, was ihr zum teil ebenfalls strahlende oder verwirrte bis hin zu besorgten Gesichter einbrachte. Lucien hatte seinen Arm noch immer auf meinen Schultern und das Ziehen in meiner Brust, es hat sich entschieden für ein Weilchen an diesem Ort zu verweilen, trieb mich noch immer in die Ungewissheit.  

Stacy wollte gerade die Tür zu unserem Klassenzimmer öffnen, als jemand Luciens Arm von meinen Schultern nahm und ihn ein Stück weit von mir fortschob, sodass dieser Jemand sich zwischen mich und ihn stellen konnte. Für einen Moment lang starrte ich auf den muskulären, bekannten Rücken. Es war eindeutig eine männliche Person. In meinem Innern machte sich der Wunsch breit, mich an diesen Rücken zu schmiegen, dessen Duft einzuatmen und Wärme zu fühlen.

"Was soll das?", verlangte Lucien zu erfahren und riss mich somit aus meinen absolut absurden Gedanken. 

"Fass. Sie. Nicht. An", kam die Antwort von einer drohenden, tiefen Stimme, die mir einen angenehmen Schauer der Wirbelsäule entlang nach unten schickte. Auch die Stimme kam mir bekannt vor, doch all meine Gedanken waren von dem Drang übertönt, mich an diesen Mann zu schmeissen und ihn zu bitten mich nie wieder loszulassen. 

"Aiden was soll das?", mischte sich nun auch Stacy ein. Sie hat sich an Luciens Seite gestellt und funkelte Aiden böse an. 

Aiden. 

Aiden...

Aiden!

Aiden Shake!

Moment warte was?!

Als hätte ich mich verbrannt, riss ich meinen Blick von dem muskulären Rücken ab und versuchte an seiner linken Seite vorbei zu meinen Freunden zu gelangen. Kaum stehe ich neben ihm, packt er mein Handgelenk und zieht mich wieder hinter sich. 

"Was soll das?", erkundigte ich mich nun ebenfalls und das ein wenig angesäuert. Aiden sah mich nicht an. Seine Augen bohrten sich in die von Lucien. Dessen Augen wurden schmal. 

"Du darfst ihr nicht wehtun", gab er von sich und hielt Aidens Blick tapfer stand. Aidens Mundwinkel zuckten und ich fühlt, wie sich bei dem Anblick Wärme in meinem Herzen breit machte. Schnell sah ich zu Stacy, die mich im selben Moment ebenfalls ansah. Kaum bemerkbar nickte sie mit dem Kopf in Richtung Klassenzimmertür, die ich mit zwei Schritten erreichen sollte. Ich nickte ihr zu, als Zeichen, dass ich verstanden habe. 

"Denkst du ich würde das jemals tun?", stellte Aiden nun die Frage mit einem gefährlich, ja sogar drohendem Unterton in der Stimme. Ich blende die beiden aus, was komischerweise bei Lucien besser klappte als bei Aiden. Der ist aber auch der viel grössere Idiot. 

Stacy verabschiedete sich mit einem letzten missbilligenden Blick zu Aiden von der Runde und betrat das Klassenzimmer. Die Tür liess sie offen stehen, damit ich ohne Probleme reinschleichen konnte. Unsicher sah ich zu Lucien, dieser war jedoch von einem Blickgefecht voll und ganz eingenommen und bemerkte mich wahrscheinlich gar nicht. Wie es um Aiden stand? Sehr wahrscheinlich genau gleich. 

Drei Schritte und ich stand im Klassenzimmer. Schnurstraks lief ich zu Stacy und liess mich auf meinen Stuhl fallen. Ein Seufzer machte sich den Weg zu meinem Mund und die Luft ausserhalb meines Körpers. 

"Was was das?", fragte Stacy. Ich glaube nicht, dass sie eine Antwort von mir erwartete, denn die Frage war leise und sie starrte vor sich auf die Tischplatte, ohne diese anzusehen.

"Keinen blassen Schimmer", antwortete ich dennoch. Stacy und ich hingen beide unseren Gedanken nach, bis Mr Ludd eintrat und mit dem Unterricht begann. 


Lucien und Aiden erschienen beide nicht und langsam machte ich mir ein wenig sorgen um meinen Freund. Er ist ein toller Typ und so, ja, aber ich glaube gegen Aiden hat er nichts auszurichten. 

Aiden. 

Ich versuchte seine Silhouette aus meinem Kopf zu verbannen, doch als hätte dieser einen eigenen Willen, funktionierte es einfach nicht. Er blieb einfach wo er war, bis die Schulklingel ihn, glücklicher Weise, mit sich riss. 

"Wir sollten Lucien suchen", meinte ich zu Stacy. Sie nickte. 

"Dieser Vollidiot von Shake hat mir meinen supertollen Tag vermasselt. Wer weiss, wo mein Bruder diese Flakes herhatte. Vielleicht vom Himmel. Ob ich sie je wieder bekomme?", teilte sie mir ihre Sorgen mit, was mich zum Lachen brachte. Glücklich darüber, mich lachen zu sehen, grinste mich meine Freundin mit einem frechen Grinsen an. "Wir sollten diesem Vollidiot in den Hintern treten, findest du nicht auch?"

"Ja, das finde ich auch. Er hat es mehr als verdient", stimmte ich ihr zu. Zusammen schlenderten wir zu unseren Schliessfächern, die nur zwei Schritte voneinander entfernt lagen. "Wo sollen wir als erstes suchen gehen?", fragte ich Stacy, als wir schlussendlich nebeneinander mitten im Gang standen. 

"Hinter der Schule", entschied Stacy, worauf sie die Nase krauste, "Da wo die rauchenden Typen immer an ihre Kippen saugen" 

"Och nö", jammerte ich. Dort hinten roch es scheusslich und die Fassade sah total schmuddelig aus. Dennoch machten wir uns auf den Weg. Als wir den Eingang verlassen haben fragte ich: "Hast du Aiden je rauchen sehen?" 

"Nein", antwortete Stacy ohne anzuhalten oder weiter auf meine Frage einzugehen. Wir bogen um die letzte Hausecke und mir kam fast mein Frühstückskaffee hoch, so übel roch es hier. "Und hier ist er auch nicht", bemerkte meine Freundin. So schnell wir konnten, verliessen wir diesen übelst riechenden Ort und stürmten zurück ins Schulgebäude.

"Wohin als Nächstes?", wollte ich wissen und sah mich um. Nur vereinzelte Schüler gingen noch durch den Gang, denn die Meisten befanden sich in der Mensa und genossen ihre Pizza. Wie auf Knopfdruck knurrte mein Magen. 

"Mensa, ich habe Hunger", entschied Stacy und sprach mir damit aus der Seele. "Die zwei werden sich bestimmt nicht abschlachten. Ich glaube sie könnten sogar noch Freunde werden"

"Freunde?" Ungläubig sah ich meine beste Freundin an. "Die beiden? Freunde?" In diesem Moment öffneten wir die beiden Schwingtüren der Mensa und schritten hindurch. 

"Ja, Freunde", meinte Stacy und zeigte in die Richtung von unserem Stammtisch. Was ich da sah, wollte in meinem Gehirn keinen Sinn ergeben.

Lucien und Aiden sassen an unserem Tisch und unterhielten sich. Es schien, als ob es einfach zwei Freunde seinen, die miteinander quatschten. Ich musterte die beiden genau. Zuerst Lucien. Nichts verräterisches, keine blauen Flecken oder geschwollene Stellen. Dann liess ich meinen Blick zu Aiden schweifen, um ihn ebenfalls zu mustern. 

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt