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Sonntags wurde es nicht besser, weshalb mich Alisha gerade versuchte zu überreden mich krank zu melden, doch ich muss mich einfach ablenken. 

"Du musst nicht in die Schule", versuchte sie es zum gefühlt eintausendsten Mal, wofür ich ihr einen giftigen Blick zukommen liess.

"Ich komme mit. Ende der Diskussion", schnaubte ich und schlüpfte in meine Schuhe, "Beeil dich, sonst kommen wir zu spät", rief ich noch in die Küche, bevor ich die Haustür hinter mir schloss und mich in Alishas Auto setzte. Keine drei Minuten später setzte sich meine Schwester auch schon hinters Steuer. 

"Du bist im Moment so richtig komisch", meinte sie und warf mir einen kurzen Blick zu, "Ich kenne keinen anderen Menschen, der freiwillig in die Schule geht. Die würden jede Chance ausnützen"

"Du hast dich auch mit den falschen Leuten angefreundet", murmelte ich vor mich hin und dachte sie hätte es nicht gehört, doch anscheinend tat sie es, denn sie boxte mich leicht gegen den Arm. 

"Sprich nicht so über meine Freunde", grinste sie, "Obwohl", auf ihrer Stirn machte sich eine Falte bemerkbar, "Eigentlich hast du ja recht."

"Siehst du", ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und sah den Bäumen, Häuser und Menschen zu, die an uns vorbeizogen. Das Wetter hatte um Einiges die bessere Laune als ich, denn die Sonne strahlte, als hätte sie einen Nobelpreis gewonnen. 

Als Alisha auf den Schulparkplatz bog, verschlimmerte sich das unangenehme Gefühl um noch ein kleines Bisschen. Es ist, als wäre irgendwo ein Magnet, welches meinen Körper anzog, doch mein Wille hielt dagegen. 

"Kommst du?", fragte mich meine Schwester, die ihre eigene Tür schon geöffnet hatte und mit einem Bein auf dem Parkplatz stand. Ich nickte rasch und öffnete meine Tür ebenfalls, bevor wir synchron ausstiegen und die Türen zuschlugen. Ein tiefer Atemzug und auf in die Schlacht. Kaum treten wir auf den Pausenhof, werde ich in eine stürmische Umarmung gezogen und konnte gerade noch das Grinsen auf Alishas Gesicht erkennen, bevor sie mir zuwinkte und zu ihren supertollen Freundinnen stöckelte. 

"Na, geht es dir heute besser?", wollte eine strahlende Stacy von mir wissen, nachdem sie sich von mir löste. Auf meiner Stirn bildete sich eine tiefe Falte. Stacy und gute Morgenstimmung? Seit wann das denn? 

"Naja. Nicht wirklich", gab ich zu und musterte sie genau. Der fröhliche Gesichtsausdruck blieb mir jedoch unerklärt. Stacy verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich ebenfalls. 

"Wieso bist du dann zur Schule gekommen?", wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Achseln. Stacys Augenbrauen schossen in die Höhe. "Du weisst schon, dass ich dich jetzt zu der komischen Sorte Leute schieben muss, oder? Wer geht denn bitte freiwillig in die Schule, wenn es einem nicht so gut geht?"

"Dann gehören wir ja jetzt zur gleichen Sorte", grinste ich meine Freundin an, welche mich verstört ansah. 

"Wieso? Ich wäre wie ein ganz normaler Mensch zuhause geblieben", verteidigte sie sich. 

"Das wäre super schade gewesen, denn dann hätte die Welt nichts von deiner guten Morgenstimmung mitbekommen. Was ist passiert?" Der verstörte Gesichtsausdruck auf Stacys Gesicht blieb, bevor sie sich an die Stirn schlug. 

"Ganz ehrlich?", fing sie an, "Ich habe keinen blassen Schimmer, was mir über die Leber gelaufen ist. Vielleicht hat mir mein Bruder heute gute Laune in mein Müsli gemischt" Stacy tat so als müsse sie sich übergeben. 

"Hey, hey, hey. Bist du krank?", fragte eine männliche Stimme, die von hinter mir zu kommen schien. Kurz darauf spürte ich einen Arm auf meiner Schultern und Lucien kam in mein Blickfeld. 

"Nein, ich nicht", entgegnete Stacy freudig strahlend, was ihr einen prüfenden Blick von Lucien einbrachte, bevor dieser verwirrt zu mir sah. Ich verdrehte die Augen.

"Da ist so ein komisches Ziehen in meinem Bauch, aber ich bin nicht krank", stellte ich erst klar, "Und Stacy hatte gute Laune zum Frühstück" Stacy nickte zustimmend. 

"Mein Bruder hat sich wieder einmal einen Spass erlaubt", meinte sie unbekümmert. Woraufhin Lucien in schallendes Gelächter ausbrach. 

"Na dann kann es nur ein guter Tag werden, richtig?", grinste er. Stacy zog eine Augenbraue in die Höhe und deutete auf meinen Bauch.

"Was sagt dein Bauch dazu?" Völlig verwirrt sah ich meine Freundin an. Diese hatte anscheinend nicht vor, meine überdeutliche, unausgesprochene Frage zu beantworten, weshalb ich mich an Lucien wandte. 

"Noch nie etwas von einem Bauchgefühl gefühlt gehört?", fragte er mich ungläubig. Die Erkenntnis traf ein wenig später ein, als sie es hätte sollen. 

"Ach so, doch",  ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meinen Bauch. Augenblicklich verschob sich das Ziehen zu meinem Herzen. 

"Was?", fragten Lucien und Stacy gleichzeitig, woraufhin ich meine Augen aufschlug und heute schon zum zweiten Mal verwirrt dreinblickte. 

"Du hast da", Lucien deutete auf meine Stirn, "eine sehr tiefe Falte bekommen. Was ist passiert?"

"Spricht dein Bauch chinesisch?", wollte Stacy vollkommen ernst wissen. Ich schüttelte meinen Kopf. 

"Nein. Das Ziehen ist zu meinem Herz gerutscht", teilte ich mit. In diesem Moment läutete die Schulklingel und um ehrlich zu sein, war ich ihr dafür sehr dankbar. Über dieses Gefühl zu sprechen macht es nur noch schlimmer. 

"Och ne. Jetzt müssen wir uns auf Stacys Intuition verlassen", grinste Lucien und bekam dafür zwei fragende Blicke ab. "Was, sie meinte doch, dass es ein guter Tag sein wird", behauptete er uns sah uns ebenso fragend an. 

"Ach wirklich?", Stacys Augenbrauen waren forschend zusammengeschoben, "Bist du dir auch ganz sicher?" Eine irritierte Falte machte sich auf Luciens Stirn breit, doch er nickte. 

"Ist das falsch?", fragte er, "Ich weiss ganz sicher, dass Alena das nicht gesagt hat, sie war heute sehr still" 

"Du hast es gesagt, Idiot", erinnerte Stacy ihn, was mir ein leises Lachen entlockte. "Und kommt jetzt, wir haben Schule" Stolz, als ob die Schule ihr ganz alleine gehörte und ein reines Paradies wäre, stapfte Stacy auf die Eingangstür zu, durch welche die meisten Schüler schon ins Gebäude gestürmt sind. 

"Sie benimmt sich wie eine Queen", bemerkte Lucien und grinste mich über beide Ohren an. Im nächsten Moment lag sein Arm auf meinen Schultern und er zog mich mit sich, Stacy hinterher, die an der Tür mit strenger Miene auf uns wartete. 

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt