*.+24+.*

608 25 4
                                    

Der Abend verlief ohne weitere Streitigkeiten oder Diskussionen, was mir sehr recht war. Wir sahen uns den Film Mr. Right an, Anna Kendrick hat ihre Rolle sowas von gerockt, bevor sich Aiden verabschiedete und Alisha und ich uns ebenfalls auf den Weg ins Bett machten. 

Ich warf mir gerade mein Schlafshirt über, als meine Tür aufgestossen wurde und Alisha sich in ihrem knappen Schlaf-Onesuit auf mein Bett fallen lies. Sie lag auf meinem Bett, als gehöre es ihr und die Tür liess sie einfach ins Schloss fallen. 

"Aiden hat mir was gesagt", fing sie an. Mit zusammengezogenen Augenbrauen liess ich mich neben sie plumpsen, so, dass unsere Köpfe auf gleicher Höhe lagen. "Er meinte, dass er mir nur sagen wolle, dass wir keinen Sex mehr haben werden." Alisha erzählte alles ziemlich nüchtern, sie schien das anscheinend nicht mitzunehmen. "Ich habe damit kein Problem, aber..." Alisha setzte sich auf und sah mich an, ohne ihren Satz zu beenden.

"Aber?", hackte ich nach, denn den Blick mit dem sie mich taxierte war verwirrend. 

"Er wird sich nur noch auf ein einziges Mädchen einlassen. Er meinte er hat die "Richtige" gefunden", sie unterstrich, was sie von der "richtigen" Person hielt mit Gänsefüsschen. Ich zuckte mit den Schultern und sah Alisha auffordernd an. Mein Gesichtsausdruck sagte soviel wie "Na und?". Alisha atmete tief ein und stiess die Luft hörbar aus, so, als wäre ich schwer von Begriff. 

"Das bedeutet", mit den Händen versuchte sie ihre Worte zu unterstreichen, "Dass du dein erstes Mal nicht mit Aiden haben wirst." Erschreckenderweise, traf mich diese Erkenntnis schwer. Der Gedanke, dass ich mit jemandem anderen, den ich noch gar nicht kenne, mein erstes Mal haben werde und nicht mit Aiden, fühlte sich auf einmal beängstigend und falsch an. Ich redete mir ein, dass ich mich nur zu fest an Aiden gewöhnt hatte und es jetzt für mich deshalb so schwer war von ihm loszulassen. 

"Ausser du bist die Eine", flüsterte Alisha mehr zu sich selbst, doch ich hatte es gehört und diese Worte regten eine kleine Hoffnung in mir an aufzuflammen. Ausser ich bin die Eine. Ich muss eindeutig auf den Kopf gefallen sein. Seit wann interessierte es mich, was Aiden tat? Oder mit wem er was tat? Und wann hatte ich mich an ihn gewöhnt

"Dann werde ich mein erstes Mal eben mit meinem zukünftigen Mann haben. Ich wollte es sowieso nie mit Aiden", meinte ich und es hörte sich ziemlich ehrlich an, doch etwas in mir zog sich bei diesen Worten schmerzhaft zusammen. Alisha nickte. 

"Gut", sie lächelte mich an und ich lächelte zurück, "Ich geh dann ins Bett. Gute Nacht." 

"Gute Nacht", erwiderte ich, bevor sie aufstand und aus meinem Zimmer verschwand. So wie meine Schwester mich zurückgelassen hatte, blieb ich liegen. Meine Gedanken kreisten um Aiden, was mich schon wieder erschrak. Normalerweise, dachte ich an solch einem Tag an meine Eltern. Liess die vergangenen Stunden in meinem Kopf Revue passieren, doch heute war da Aiden. Aiden. Seit heute morgen ging es um Aiden. Aiden dies, Aiden das. Lag es daran, dass er am Wochenende Geburtstag hatte? Geburtstag. Sein Geburtstag. Danach hatte ich dieses fiese Stechen, dass sich komischerweise erst heute Morgen verflüchtigte, als ich zur Schule ging. Hatte ich mich verliebt? Er hat die "Richtige" gefunden. Der Gedanken daran tat weh. Wer war seine sogenannte "Richtige"? 

"Verdammt, Alena!!", flüsterte ich warnend und schlug mir die Hände vor die Augen, "Dieser Volltrottel hat deine Zwillingsschwester gefickt!! Hör auf dir solche abgefuckten Gedanken zu machen, das ist nicht echt, das bildest du dir nur ein!" Ein paar Mal klopfte ich mir auf die Schläfen. "So und jetzt denk an etwas anderes. Hausaufgaben."

Glaubt es mir oder nicht, ich bin mit dem Gedanken: "Schläft Aiden auch schon" ins Traumland gedriftet. Meine eigene Standpauke nutzte also rein gar nichts.  Mit meinem Schulrucksack schon auf den Schultern schlurfte ich die Treppe hinunter und in die Küche. Ich hätte gestern wirklich schlafen sollen, anstatt über diesen Volltrottel nachzudenken.

"Morgen", grüsste mich meine Mutter und küsste mich auf die Wange. Augenblicklich war mein verlorener Schlaf egal. 

"Morgen Mausi", begrüsste mich auch mein Vater mit einem Kuss auf die Stirn. Er atmete mir ins Gesicht, weshalb ich seinen Mundgeruch aus erster Reihe beurteilen konnte. Fürchterlich. Mit verzogenem Gesicht wich ich zurück. 

"Morgen", grüsste ich ebenfalls, bevor ich meinem verwirrten Vater meinen Gesichtsausdruck erklärte, "Papa, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das nächste Mal die Zähne geputzt hast, bevor du dich mir näherst. Du hast Mundgeruch." 

"Vor dem Essen Zähneputzen?" Er warf die Hände in den Himmel. "Warum, warum Gott, warum musste ich mich in diese bezaubernde und liebreizende Frau verlieben, die zwei wunderschöne Töchter auf die Welt brachte? Warum müssen die drei immer der gleichen Meinung sein?" Lachend schmiss meine Mutter ihm das Handtuch ins Gesicht, mit welchem sie eben noch die Theke getrocknet hatte. Jetzt stellte sie drei Teller mit frisch gemachten Pancakes die noch dampften darauf. 

"Alisha sollte jeden Moment auftauchen, ich habe sie vorhin gesehen, als sie vom Pool nach oben rannte", meinte meine Mutter, "Ich glaube ihr dürft schon einmal anfangen." Wie hungrige Tiger stürzten ich und mein Vater auf die Hocker und machten uns über das viel zu leckere Frühstück her. 

"Hast du auch Kaffee gemacht?", fragte mein Vater gerade, als Alisha die Treppe runterpolterte. Mit ihren Highheels machte das noch viel mehr Lärm als Turnschuhe es getan hätten. "Da bist du ja, Kätzi" Ja, mein Vater nannte mich Mausi und Alisha Kätzi. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund.

"Musst du mich so nennen?" Sie mochte ihren Spitznamen nie und ich glaube, dass das auch eine der Sachen blieb, die sich nie ändern würden. Ich meine Kätzi hört sich schon bekloppt an und nur unser lieber Papa kann sich solch bekloppte Namen ausdenken. Mama hat er mal Hörnchen genannt, als sie die Hörnchen-Teigwaren in das Wasser gab. Peinlich. 

"Och", wieder warf mein Vater seine Arme in die Luft, was mich grinsen liess, "Auch diese Dame ist nicht gut auf mich zu sprechen." Gespielt beleidigt wandte er sich wieder seinen Pancakes zu.

"Pancakes?", quitschte Alisha fröhlich und umarmte unsere Mutter ganz doll, "Danke Mama." 

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt