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"Hey Alena." Stacy strahlte über das ganze Gesicht. Schon klar, wenn ihre Ferien so langweilig waren, dass sie mir jeden Tag schreiben musste. 

"Hey, na wie waren deine Ferien?" Mit einem frechen Grinsen setzte ich mich neben sie und schmiss meine Tasche auf unser Pult. Als ich mich wieder meiner besten Freundin zuwandte, sah ich in ihre wütend aufblitzenden Augen, welche mein Grinsen noch verstärkten. Stacy bemerkte es natürlich und schüttelte ungläubig den Kopf. 

"Alles spannende habe ich dir bereits erzählt und das war nichts im Vergleich zu den, was du erlebt hast. Wieso müsst ihr auch immer fortfahren? Im Winter nach Spanien und im Sommer nach Mailand. Das ist unglaublich, wie viel Kohle habt ihr bitte in eurem Konto?!" Grinsend packte ich mein Etui, meinen Laptop und ein Geschenk aus. Ich hatte es für Stacy gekauft, als ich es in einem Deko-Laden in der Schweiz entdeckte. 

"Was ist das?", fragte Stacy und deutete auf das Geschenk. Unwissend zuckte ich mit den Schultern. 

"Das wirst du rausfinden, wenn du es öffnest." Kaum hatte ich das ausgesprochen riss sie es mir aus den Händen und packte das Geschenk aus, was nicht gerade vorsichtig geschah. Mit strahlenden Augen drehte sie die Glaskugel in ihren Händen, nachdem sie sie aus ihrer Kiste geholt hatte. 

"Wow." Ehrfürchtig fuhr sie über die eingravierten Muster, welche an wilde Rosen erinnerten. Vorsichtig legte sie sie zurück in die Schachtel und verstaute diese in ihrem Rucksack. Keine fünf Sekunden später fand ich mich in einer starken, innigen Umarmung wieder. 

"Du bist die Beste. Aber siehst du? Du kannst mir sogar solch eine Kugel kaufen ohne mit der Wimper zu zucken. Von meinen Eltern habe ich neues Schulzeug bekommen, von meiner Oma eine Orchidee, von meinem Cousin habe ich Haargummis bekommen und mein Bruder dachte, dass er mir die Tür als Geschenk verkleben kann." Ich brach in schallendes Lachen aus. Ja, ihr kleiner Bruder ist ein Clown. Letztes Jahr hatte er ihren Geburtstagskuchen versalzen, indem er den Zucker in dem Gestell mit Salz ausgetauscht hat. Stacys Mom vertraute ihrem Instinkt manchmal ein bisschen zu fest, also nahm sie das Salz, das da stand, wo eigentlich der Zucker sein sollte. Hat ihr Bruder es bereut? Nein. Er hat sich von seinem Sackgeld ein Eis gekauft. Stacy liebte ihn trotzdem und umgekehrt. 

"Hey, das ist nicht witzig! Alisha macht sowas auch nicht." 

"Da hast du Recht, aber sie hat einen anderen Style, der mich manchmal aus dem Haus jagt. Sie hat sogar welche in Italien gefunden. Ich weiss nicht, wie sie das hingekriegt hat, aber sie hatte jeden Abend einen."

"Ich wäre schon lange ausgezogen", gestand Stacy, was mich wieder zum Lachen brachte. Stimmt. Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, aber meiner Zwillingsschwester konnte ich nicht böse sein. Sie ist eben die, die sie ist. 

"Ich frage mich oft, was mit euch wohl falsch gelaufen ist in dem Bauch eurer Mutter. Hat sie die Hormone geerbt und du die Gehirnzellen? Wenn man vom Teufel spricht", mit dem Kopf deutete Stacy auf die Zimmertür, die speerangelweitoffen stand und durch die gerade Alisha trat. So wie immer war sie kurz und knapp bekleidet. Ihre Arme hatte sie um Aiden Shakes Bizeps geschlungen.

"Wenn die beiden heiraten, heisst Alisha Shake zum Nachnamen. Ich glaube sie will jetzt schon so heissen." Ich musste sofort grinsen. Hatte schon was an sich. Alisha schwang neben Aiden ihre Hüfte immer übertrieben stark. Wie Jungs auf sowas stehen können, keine Ahnung. Aiden jedenfalls schien ihr Geschwinge nicht im Geringsten zu stören. Er zog meine Schwester mit sich in die hinterste Reihe, in welcher auch ich und Stacy sassen. 

"Sind sie zusammen?", fragte mich Stacy flüsternd. Ich zuckte jedoch mit den Schultern und beobachtete die beiden Turteltauben weiter. Lange konnte ich das allerdings nicht, denn nicht einmal eine halbe Minute später betrat unser Lehrer das Schulzimmer. 

"Guten Morgen und willkommen zurück in der Schule. Habt ihr mich vermisst?" Mit einem Lächeln, welches ihm von einer Haarspitze zur anderen reichte, setzte sich Mr. Ludd auf sein Lehrerpult. 

"Und wie!", murrte Aiden mit soviel Ironie in der Stimme, dass sich sogar der Eisbär gewundert hätte, wieso er kälter ist als der Nordpol. Meine Schwester in seinen Armen kicherte. 

"Ich habe euch zwei auch vermisst." Aha. Ja, ich hatte Mr. Ludd wirklich vermisst, denn er war der einzige Lehrer, der Aiden die Stirn bieten konnte. Das lag sehr wahrscheinlich auch an seinem Alter. Mr. Ludd hatte vor den Sommerferien geheiratet und das in der Schule. Wegen des Honeymoon war er dann bis zu den Sommerferien weg und dann waren wir Schüler eben nicht mehr hier. 

"Ich kann euch zweien wirklich empfehlen zu heiraten, wenn ihr älter werdet, denn dann könnt ihr euch euren Honeymoon so einrichten, dass euch niemand zusehen muss oder von euch gestört wird, aber bis dahin müsst ihr euer Verlangen in den Griff bekommen." Die ganze Klasse musste grinsen, bis auf Alisha und Aiden. Alisha vergrub ihren Kopf in Aidens Nacken, während er unseren Lehrer versuchte zu erstechen. Tja mein Lieber, Liebe macht unschlagbar, du beisst auf Stein Shake. 

"Mr. Ludd, denken Sie wirklich, dass ich ihnen zuhören werde, wenn ich sie nicht auf dem Schoss habe?", fragte Aiden. Mr. Ludd grinste. Ich glaube, er hatte die beiden wirklich vermisst. 

"Nein, Mr. Shake, das glaube ich tatsächlich nicht, aber dass sich alle anderen besser konzentrieren können, wenn ihr zwei Liebenden euch nicht direkt auffresst, das weiss ich."

"Alisha, komm wir gehen." Aiden hob meine Schwester hoch und trug sie aus dem Schulzimmer. Dabei konnte er es nicht lassen, sie in den Hintern zu kneifen, was sie mit einem Stöhnen kommentierte. Das konnte ja nur eine tolle Woche werden. 

"Okay, wo sind wir stehen geblieben? Ach ja, bei dem Willkommen", nahm unser Lehrer den Faden wieder auf, wurde jedoch durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. "Ja, bitte."

Durch die Tür trat ein sehr attraktiver Typ, ganz in schwarz gekleidet und mit Streberbrille. Wir bekamen einen neuen Mitschüler und dazu noch ein heisser?

"Zu schade, dass deine Schwester den nicht sieht", flüsterte Stacy mir ins Ohr. 

"Sag mal, hast du mir doch was über deine Ferien verschwiegen? Kannst du Gedanken lesen?" Wir beide kicherten los, bis ich einen Blick auf mir spürte. Ich schaue auf und direkt in braune, unbekannte Augen. Der Besitzer dieser Augen zwinkert mir zu, bevor er sich wieder Mr. Ludd zuwendet. 

"Und du bist, wenn ich fragen darf?", wollte Mr. Ludd wissen und sprang elegant von seinem Pult. 

"Lucien Brack, der Austauschschüler", stellte der Neue sich vor und grinste unseren Lehrer verschmitzt an. Ich mochte ihn. 

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt