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Stacy und ich nahmen erst ab der dritten Stunde wieder am Unterricht teil. Natürlich musste die Lehrerin uns eine Standpauke halten und Lucien durften wir das Ganze auch noch erzählen. Dass Stacy lesbisch ist habe ich jedoch ausgelassen, das muss sie selbst mitteilen, wenn sie sich dafür bereit fühlt und anscheinend tat sie das in diesem Moment noch nicht. 

Gerade eben hat es zur Mittagspause geläutet und wir machten uns zu dritt auf den Weg in die Mensa. Kaum hatte ich drei Schritte aus dem Schulzimmer gemacht, wurde ich an meinem Handgelenk gepackt und herumgewirbelt. Ich verlor durch den Schock und die Drehung die Orientierung. Erst als ich gegen ein durchtrainierte Brust krachte, konnte ich mich mit der Situation vertraut machen. 

Mein Blick wanderte an dem Typen nach oben zu seinem Gesicht. Darauf befand sich ein riesiges Grinsen und ein Funkeln lag in seinen saphirblauen Augen. Er hatte schulterlange, gewellte Haare und roch, als hätte er erst gerade geduscht. Ein wenig nach Zitrone und Thymian wenn ich mich nicht täuschte. 

"Hey" Seine Stimme war angenehm samtig und nicht allzu tief. Ich habe ihn hier noch nie gesehen. Ein wenig überrumpelt zog ich meine Augenbrauen nach oben. 

"Hallo....?", erwiderte ich seinen Gruss, was sein Grinsen noch ein wenig vergrösserte. Eigentlich sollte das ja gar nicht möglich sein, oder? 

"Darian Light", stellte er sich vor, "Und du bist?" Er legte den Kopf ein wenig schräg. 

"Solltest du das nicht wissen?", fragte ich ihn, denn der Bann, in welchem ich wegen dem Schock gefangen war, liess langsam nach. 

"Stimmt, ich sollte wohl nicht fremde Leute an meine Brust zerren, nicht wahr?" Er zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe und musterte mein Gesicht ganz genau. Ich nickte. Was sollte ich denn in solch einer Situation sonst machen. Ich war total überfordert, da kann man von mir doch nicht erwarten, dass ich wie eine vorbereitete Politikerin mit einem Wildfremden beginne zu diskutieren. Obwohl wenn ich ehrlich bin glaube ich, dass ich diesen Mann schon einmal gesehen habe. Oder einfach nur seinen Namen schon einmal gehört hatte. 

"Glücklicherweise kann ich dich ja jetzt fragen. Wie heisst du denn Kleine?", wollte er wissen. Jetzt wanderten meine Augenbrauen nach oben und ich öffnete den Mund um ihm etwas zu antworten, was nicht mein Name gewesen wäre, da wurde ich von Darians Brust weggerissen und knallte mit dem Rücken gegen eine Weitere. Diesmal musste ich mich nicht umdrehen, denn mein Bauchgefühl hatte an seiner Berührung erkannt wer es ist. Aiden. 

Dieser schlang seine Arme jetzt um meine Taille und schoss mit seinen Blicken Pfeile auf Darian ab. Darian kniff seine Augen ebenfalls zusammen und das Grinsen ist aus seinem Gesicht gewichen. Er musterte die Art und Weise, wie Aiden mich an sich presste, bevor seine Augen meine fanden und ich einem fragenden Blick begegnete. Schon wieder überfordert sah ich zurück. Wir hielten den Blickkontakt, bis ich bemerkte, dass sich Aidens Arme wie eine Schraubzwinge um mich schlangen und mich immer fester an ihn drückten. Er knurrte leise. Kein menschliches Knurren. 

Dies veranlasste mich den Blickkontakt zu brechen und mich gegen Aidens Griff zu wehren. Aiden schien glücklicherweise bemerkt zu haben, dass ich aus seinen Armen möchte und liess mich los. Als ich mich einen Meter von ihm entfernt hatte und mich zu ihm umdrehte, galt seine ganze Aufmerksamkeit allein mir. Mein Bauch begann zu kribbeln und erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich ja eigentlich etwas essen wollte. Warum müssen solche Dinge auch immer Mittags passieren? Kurz warf ich Darian noch einen Blick zu, der Aiden bis eben noch mit einem abschätzigen Blick taxiert hatte, mich jetzt jedoch anlächelte. Ich suchte im Gang nach Lucien und Stacy, doch ich konnte keinen der beiden ausfindig machen, also machte ich mich auf den Weg in die Mensa. 


Stacy und Lucien sahen auf, als ich mein Tablett auf den Tisch knallen liess und mich selbst auf den freien Stuhl neben Lucien. 

"Wer war dass denn?", fing Stacy sofort an. Ein Augenverdrehen konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen. 

"Er heisst Darian Light", informierte ich meine Freunde, denn Lucien schien genauso interessiert wie Stacy, "Mehr weiss ich nicht", gab ich zu und nahm mir vor den Rest des Mittags nicht mehr zu reden. 

"Wie mehr weisst du nicht?", stocherte Stacy weiter.

"Wieso hat er dich dann so voll elegant gedreht und an seine Brust befördert?", hackte jetzt auch Lucien nach. Ich zuckte lediglich mit den Schultern und beförderte ein Stück dampfender Lasagne in meinen Mund. Sie war zu heiss. Das kauen wurde zu einer Qual, die sehr wahrscheinlich jeder schon ein mal erleiden musste. 

"Wie bist du denn von ihm losgekommen?", fragte Stacy. 

"Aiden", murmelte ich mit vollem Mund, während ich noch immer mit der heissen Lasagne zu kämpfen hatte. 

"Aiden?!" Für einen Moment hatte ich mein Essen vergessen und sah meine Freundin an, die mich total überrumpelt ansah. Ich nickte. Stacys Augen wurden gross und dann ganz klein. 

"Was will der von dir? Seit seinem Geburtstag sieht er dich immer so komisch an und überwacht alle männlichen Geschöpfe in deiner Nähe", Stacys Augen wurden wieder gross und schossen zu mir, "Hattet ihr etwas?" Ich verschluckte mich an meiner Lasagne und fing an zu husten. Lucien öffnete mir meine Wasserflasche und hielt sie mir hin. Zwei grosse Schlücke später konnte ich Stacy mit einem Kopfschütteln ihre Frage beantworten. Verwirrt zog meine Freundin ihre Augenbrauen zusammen und starrte eine Weile lang ins Nichts. Schlussendlich schlug sie mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass sich mehrere Köpfe in unsere Richtung drehten.

"Das kann doch nicht wahr sein! Warum hast du nur so ein spannendes Leben und ich nicht?" Den letzten Teil wimmerte sie. Ein Schnauben verliess meine Nase. Ich sah runter auf meine Lasagne, die noch fast unberührt vor mir auf dem Tisch lag, weil genau so viele Dinge gerade eben passiert sind. 

"Du kannst es gerne haben. Für mich ist das zu viel Action", murmelte ich, bevor ich meine Gabel in meinen Teller gleiten liess. Mir war der Appetit vergangen. Ohne richtigen Grund kullerte mir eine Träne über die Wange und obwohl Stacy und Lucien bei mir waren, bemerkte sie keiner meiner beiden Freunde. 

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt