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Der Rest der Woche verging schneller als gedacht und Leute, ich lebe noch. Reinste Hölle! Fakt ist und bleibt, dass Aiden und Lucien sicherlich nicht die besten Freunde werden würden und dass ebender besagte Aiden beschlossen hatte, seine Kumpel für den Rest der Woche, nur die Schultage, zu hassen und ignorieren, weshalb er entweder bei mir und Alisha war, oder aber auch nur mit Alisha. 

Heute war Freitag. Lucien, Stacy und ich hatten uns erst gerade begrüsst, da fing meine beste Freundin auch schon an zu fluchen. Ich wette, dass ihr kleiner Bruder ihn heute Fluchwörter anstatt Flocken in ihr Müsli geschüttet hatte. 

"Könnt ihr es glauben?", fing sie an mit einem missbilligenden Ausdruck auf ihrem Gesicht, "Wir haben Freitags immer noch Schule! Obwohl ich mich doch schon letztes Jahr zum Genüge beschwert habe. Das geht mir wirklich gegen den Strich. Wieso hören unsere Lehrer denn nur nie auf mich und meine Klagen. Ist Aiden als Sportpartner nicht schon genug?! Muss ich ihn auch in Kunst neben mir haben? Ja, sicher doch, klar. Das ganze Universum ist gegen mich!" Lucien schüttelte schmunzelnd den Kopf, packte unser Labertörtchen am linken Arm und mich an meinem Rechten. 

"Ist ja schon gut", versuchte er Stacy zu beruhigen, "Erzähl, was hast du heute zum Frühstück gegessen." Ich sag's euch, ich liebe diesen Kerl. Er ist einfach genauso bedeppert wie Stacy und ich. Es hätte nicht besser kommen können.

"Was ich gegessen habe?!", fragte Stacy entrüstet, "Nichts, sogar mein Kaffee war ungeniessbar. Dieser Bengel hat wieder den Zucker mit Salz ausgewechselt. Jetzt bin ich eben übersäuert!" Lucien und ich schüttelten amüsiert unsere Köpfe.

"Ach komm schon Stays, das ist doch der älteste Trick im Buch. Wenn ich dich wäre, würde ich einfach jedes einzelne Mal vorschmecken." Ich fing an zu lachen und auch Stacy stieg mit ein. Eine Woche ist noch lange nicht genug um uns beide zu kennen. Wieder einmal setzte Lucien seinen irritierten Blick auf. 

"Was?", wollte er wissen, doch ich und Stacy hielten unsere Bäuche vor lachen und schnappten immer wieder nach Luft um nicht zu ersticken. Es ging einige Minuten lang, bis wir uns beruhigt hatten und noch ein paar mehr, in welchen wir das Lachen runterschlucken mussten, bis wir wieder antwortfähig waren. Ich holte tief Luft.

"Stacys Bruder spielt in einer anderen Liga. Er würde einfach in beide Streuer Salz füllen, denn er weiss, dass seine Mutter und seine grosse Schwester viel auf Intuition legen", erklärte ich dem ahnungslosen Menschen zwischen uns. Stacy schien jedoch nicht so ganz meiner Meinung zu sein, denn sie rümpfte ihre Nase. 

"Im Moment lege ich mehr Wert auf Rache", gestand sie böse vor sich hin grinsend. Der fragende Blick von Lucien traf mich, ich jedoch zuckte nur mit den Schulter.

"Die sind sich gar nicht so unähnlich, sie haben dasselbe Blut in ihren Adern und denselben Unsinn im Kopf" Genau als mein Satz geendet hatte, klingelte es zur ersten Unterrichtsstunde. Literatur. Gar nicht so schlimm. "Na los." Ich zog meine Freunde zum Klassenzimmer und wir setzten uns an unsere Plätze. Schon kam Mr. Ludd hereingehüpft und ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, sowie auf das unserer Mitschüler. Urplötzlich wurde der fröhliche Mann vor den Tischen sehr ernst. 

"Meine Schüler" Das Klang schon mal gar nicht gut. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Stacy sich kerzengerade aufrichtete und ungläubig den Kopf schüttelte. "Ich muss euch etwas mitteilen, ich kann es nicht länger für mich behalten" Okay? Das hat die Ganze Spannung um ein klitzekleines Bisschen aufgelöst, aber es kann jederzeit auf jene beliebige Seite kippen. "Ihr seid meine absolute Lieblingsklasse der ganzen Woche", vollendete er mit einem fiesen Grinsen. Dieses verschwand jedoch, als er bemerkte, dass in der hintersten Reihe zwei Plätze frei geblieben waren. "Schade, dann werden sie es eben nicht erfahren" Vollkommen unbekümmert zuckte unser Lehrer mit den Schultern und fing an zu unterrichten.

 "Ich liebe diesen Lehrer", teilte Lucien mir mit, als wir am Mittag in der Kantine anstanden um unser Essen zu holen. Für heute sind es für mich Pasteten. 

"Mr. Ludd?", fragte ich um sicher zu gehen. Lucien nickte. "Tja, da hast du wohl kein Glück. Er ist verheiratet, also würde ich dir raten über ihn hinwegzukommen" Luciens verdrehte die Augen mit einem Lächeln. "Ausserdem sind zu viele Mädchen an dir interessiert, als dass du einfach schwul sein dürftest", hing ich unverschämt an, was mir einen schrägen Blick von dem Angesprochen einbrachte. 

"Bist du eine von denen?", fragte er mit wackelnden Augenbrauen, "Denn dann wäre es um einiges einfacher über Mr. Ludd, diese Cremeschnitte, hinwegzukommen und dabei auch noch meine Unschuld zu verlieren", setzte er noch theatralisch und vollkommen übertrieben hinzu. Jetzt war ich an der Reihe den Kopf zu schütteln, meine Pastete lag schon längstens befüllt auf meinem Tablar. Nur noch das Wasser fehlte. Dieses wollte ich mir gerade aus dem Kühlregal nehmen, als mir Lucien zuvorkam. Auffordernd sah er mich an. "Was ist? Habe ich dir mit meiner Schönheit die Sprache verschlagen?" Meine Augenbrauen fanden gefühlt ihren Weg zu meinem Haaransatz. 

"Du halluzinierst", liess ich ihn wissen und schnappte mir ein neues Wasser aus dem Kühlregal, bevor ich mich umdrehte und mich an unseren üblichen Tisch setzte. Lucien kam mir lachend nach. Okay, er will spielen? Fine by me. Ich bin mir einfach nicht so sicher, ob es ihm danach so gut gehen wird. Meine allerliebste Taktik kommt bei ihm heute zum ersten Mal zu Einsatz. Das sollte in die Geschichtsbücher eingehen. So schnell nach dem kennenlernen habe ich erst Aiden beschwiegen, weil er immer mit denselben Scheisssprüchen gekommen ist. 

"Dann hättest du das vorher eben nicht sagen sollen", riet er mir. Als Antwort bekam er jedoch nur einen abwertenden Blick und zusehen, wie ich mein erstes Stück Pastete geniesse. 

"Oh ou", mit einem Knall landete das Tablet von Stacy auf dem Tisch, keine drei Zentimeter von Luciens Finger entfernt, "Ich lasse dich fünf Minuten mit der Kratzbürste alleine, weil ich auf Toilette muss und du fängst dir ihr Schweigen ein?!" Mit grossen Augen drehte sie sich zu mir. "Hat er den Rekord gebrochen?" Ich schüttelte grinsend den Kopf. "Nein, den hält immer noch Aiden?", fragte sie erstaunt. 

"Äh, Alena, du weisst schon, dass das nur witzig gemeint war, oder?" Um Lucien nicht noch mehr zu quälen, auch wenn sein Gesichtsausdruck der beste ist, den ich je gesehen habe, löse ich seine Strafe wieder auf. 

"Ja, das weiss ich" Stacys Augen wurden gross und sie boxte Lucien in die Rippen. 

"Wie hast du das hinbekommen, bei mir hat sie das drei Wochen lang durchgezogen, bis ich vor ihrer Haustür aufgetaucht bin mit ihrem Lieblingskuchen, den ich versalzen habe" Lucien sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Nein, nein, nein und nochmals nein. Ich habe ihn nicht absichtlich versalzen, glaub mir. Das war wieder der altbekannte Trick!", verteidigte sich Stacy mit fuchtelnden Händen, woraufhin ich und Lucien lauthals loslachen mussten.

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt