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"Was soll das?!", knurrte Aiden Lucien an, der unterdessen Alishas Arm losgelassen und ihr die Autoschlüssel gegeben hatte. Er durchbohrte Aiden mit seinem Blick. Aiden, gute Frage, die wollte ich auch stellen nur im Auto, wenn Lucien sich ein wenig beruhigt hätte.

"Lass. Sie. Los", verlangte er von Aiden, doch dieser schüttelte amüsiert lächelnd seinen Kopf. 

"Hat Alena dir nicht mitgeteilt, dass du kein Mädchen abschleppen sollst?", fragte er mit bedrohlicher Stimme. Ich konnte sehen, wie Lucien ein Schauer über den Rücken lief. Dennoch liess er meinen Arm nicht los, hielt Aidens Blick stand und nickte. Dieser musterte ihn scharf und flüchtig. 

"Ich bin nicht auf sie zugegangen. Sie kam zu mir. Wenn jemand also jemanden abgeschleppt hat, dann ja wohl deine Cousine!", zischte Lucien Aiden zu. Dieser Schnaubte. 

"Und wieso bist du dann gerannt? Angst?", fragte er höhnisch und bekam einen abwertenden Blick von Lucien ab, bevor dieser ihn auf mich richtete und mich eindringlich ansah. 

"Das sollten alle", flüsterte er leise und sah mir dabei warnend in die Augen. Wieder verliess Aidens Mund ein Schnauben und sein Griff um meinen Arm wurde fester. 

"Du solltest Angst haben, wenn du nicht das tust, was ich dir sage. Du weisst was passieren kann?" Irritiert sah ich zwischen den Jungs hin und her. Luciens Reaktion auf Aidens Drohung schockte mich. Er lächelte. Nicht nett. Nein, er lächelte wissend und ein klein wenig böse. 

"Du wirst es nicht tun. Du kannst es nicht", entgegnete Lucien. In diesem Moment ging die Haustür auf und das Mädchen mit den schwarzen Locken trat in das Licht der Eingangsbeleuchtung. Luciens Haltung veränderte sich. Sein Griff wurde stählern und der Ausdruck in seinen Augen unruhig. Die Augen den Mädchens musterten ihn genau. Ihr Blick wanderte an seinem Arm entlang zu seinem Griff. In diesem Moment wurde ebendieser noch fester und ich zischte leise vor Schmerzen. Nun bildeten sich Tränen in den Augen des Mädchens, soweit ich dies Erkennen konnte auf die Distanz. Aidens Augen jedoch verdunkelten sich. 

"Du tust ihr weh", flüsterte er Lucien kochend vor Wut zu. Dieser sah ihn erschrocken an. Aidens Blick wanderte zu meinem Oberarm, an welchem Lucien mich hielt. Lucien folgte seinem Blick und schien erleichtert, dass Aiden seinen Griff meinte. Er lockerte ihn gerade so, dass es mir nicht mehr wehtat. Ich sah wie sich die Lippen des Mädchens bewegten, hörte jedoch nicht was sie sagte. Als hätte Aiden sie gehört sah er zu ihr. Sie nickte ihm zu und verschwand mit einem letzten traurigen Blick auf Lucien im Haus. Stechend musterte Aiden Lucien abermals, bevor sein Blick um einiges sanfter zu mir wanderte. Er löste seinen Griff um meinen Oberarm langsam, nahm seine Hand jedoch noch nicht weg. Er lächelte mir beruhigend zu, bevor er seine Hand zu seiner Seite zurück sinken liess und einen Schritt zurücktrat. Lucien zog mich zum Auto, hielt mir die Tür auf, damit ich einsteigen konnte, bevor er sich ans Steuer setzte. So schnell er konnte, ohne die Kontrolle zu verlieren brausten wir in Richtung Stadt. 

Alle schwiegen wir. Die Spannung im Auto war kaum auszuhalten. Als wir die ersten Häuser erreichten brach Stacy die Stille mit der Frage, die sicher auch Alisha beschäftigt hatte, sowie mich. 

"Was ist passiert, dass du so Angst bekommen hast und wer ist das Mädchen?", fragte sie leise und vorsichtig. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Lucien könnte jeden Moment ausrasten. Überraschenderweise, blieb ein Ausraster jedoch aus. Auch das Schweigen, das sein Ausweg gewesen wäre, wenn er einen gesucht hätte. Stattdessen bekamen wir eine Antwort. 

"Ihr kennt sie nicht?", kam erst die Vergewisserungsfrage. Alle drei schüttelten wir den Kopf und Lucien fing an zu erklären. "Sie ist Aidens Cousine. Ihr Name ist Clara und sie ist 19 Jahre alt. Sie lebt seit sie sieben ist bei seiner Familie, weil ihre umgekommen ist, niemand weiss wie genau. Die Schule hat sie geschmissen, um ihrem Onkel, also Aidens Vater zu helfen sein... Business aufrecht zu erhalten" Wir drei brauchten alle einen Moment um die Informationen zu verarbeiten und dann noch zu versuchen das Geheimnis hinter Luciens wehmütiger Stimme zu lüften. Anscheinend kamen wir alle genau gleich weit. 

"Und wieso hat sie dich so umarmt?", wollte Alisha wissen. Stimmt, da war noch was. Ich glaube ein Becher war einer zu viel. Lucien atmete tief ein und aus. Bevor er uns auch dies bestmöglich versuchte zu erklären. 

"Sie hat so ein Gefühl. Ein Gefühl, dass ihr sagt, dass ich ihr Seelenverwandte sei", wieder holte Lucien tief Luft und hielt das Auto, denn wir standen an einer roten Ampel, er alle nach einander abschätzend an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Ampel lenkte. "Ehrlich gesagt", fing er an und wurde immer leiser, "habe ich dasselbe Gefühl" Fast hätte ich es nicht gehört. Stacy und Alisha haben es anscheinend gar nicht gehört. 

"Was?", kam es von den beiden wie aus einem Mund. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Luciens Gesicht. 

"Ich habe dasselbe Gefühl", widerholte er seine Aussage und drückte auf das Gaspedal, denn die Ampel wechselte gerade von orange zu grün. Alisha sog scharf Luft ein, während Stacy untypischerweise schwieg. Besorgt sah ich nach hinten. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen bei dem Anblick von Stacys Denkfalte und dem staunenden Gesichtsausdruck. 

"Und wieso genau mussten wir abhauen?", fragte Alisha. Diese Frage habe ich ganz vergessen. Interessieren tut die Antwort mich dennoch. Ich drehte mich wieder zu Lucien und sah gerade noch, wie er seine Angst hinter gespielter Sicherheit versteckte. Doch dann übernahm Wut. Echte Wut. Sein Griff um das Lenkrad wurde so fest, dass seine Knöchel weiss hervortraten und er presste seine Kiefer zusammen. 

"Ihr kennt sie nicht", knurrte er, "Sie haben ein Geheimnis. Wenn ich sagen würde welches, würdet ihr mir nicht glaube, doch sie sind gefährlich. Ich weiss nicht, wie Aiden Alisha Tag und Nacht vorspielen konnte normal zu sein, denn das ist er nicht. Ganz und gar nicht" Lucien hatte seine Wut unter Kontrolle, trotzdem ist sie schon fast greifbar. 

"Wie Aiden hat ihr etwas vorgespielt? Was meinst du mit gefährlich?", hackte ich nach. In diesem Moment bog Lucien in unsere Einfahrt. Er stellte den Motor aus und drehte sich mir ganz zu. 

"Aiden, seine Freude und seine ganze Familie sind anders. Ich werde euch nicht sagen wie, denn auch wenn ihr es mir glaubt werdet ihr nur in etwas hineingezogen, aus was ihr euch so gut es geht raushalten solltet. Verstanden?" Ich brachte nur ein Nicken zustande. Mein Kopf versuchte all die Versteckten Antworten zu finden. 

Sogar noch im Bett, als Stacy sich schon in einem Gästezimmer eingeschlafen ist. Ich dachte nach, bis ich die Glocken zu Mitternacht läuten hörte. Sofort schoss mir Aidens Gesicht vor die Augen. Wie er das Geschenk ans sich zog oder Lucien darauf hinwies, dass er mir wehtat. Wie konnte er so gefährlich sein, wenn Lucien mir mehr wehtat. 

Mit einem Schlag kam die Müdigkeit. So als ob sie sich dachte *Jetzt ist aber genug nachgedacht, komm ins Schlummerland*. Doch etwas musste ich heute jetzt schon tun. 

"Happy Birthday, Aiden" Mit einem wohligen Flattern im Magen schloss ich meine Augen und tauchte ins Traumland. 

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt