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"Hast du Mama und Papa gefragt, wie lange sie hierbleiben werden?", fragte mich Alisha und stiess die Tür auf. Draussen regnete es, als würde das Wasser versuchen die Menschheit ertrinken zu lassen. "Verdammtes Mistwetter!", schnaubte meine Schwester und schien ihre Frage an mich vergessen zu haben. Aus dem Regenschirmständer neben der Garderobe zog sie einen weissen Knirps und einen leuchtend pinken Schirm. Den Knirps drückte sie mir in die Hand. 

"Nein, habe ich nicht. Wollen wir wetten?" Völlig verdattert sah Alisha mich an, bis ihr Gehirn zu meiner Aussage aufholte. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. 

"Um was?", wollte sie wissen. Die letzten paar Male hatte immer sie gewonnen. Ich riss die Tür auf und öffnete meinen Knirps. 

"Das können wir im Auto besprechen, sonst kommen wir zu spät" Alisha warf mir einen vielsagenden Blick zu, bevor sie sich an mir vorbei zwängt und zu ihrem Wagen lief. Abfällig schnaubte ich. Als ob ich Angst hätte zu verlieren. 

"Drei Tage", schleuderte mir Alisha entgegen, als ich mich in den Beifahrersitz sinken liess. Sie wartete nicht ab, bis ich mich angeschnallt habe, sondern startete ihren Wagen und fuhr los. 

"Okay. Dann sag ich fünf Tage", mit einem Grinsen sah ich meine Zwillingsschwester an. Diese schüttelte ihren Kopf mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. 

"Das wäre ein Traum", meinte sie, die Augen auf die Strasse vor uns gerichtet. "Anders als dieses Wetter, das ist ja scheusslich", regte sie sich wieder auf. "Was ist dein Einsatz?"

"Ich bezahle dir dein nächstes Paar Schuhe", antwortete ich nach kurzem Zögern. Auf Alishas Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. 

"Okay. Du bist dir ziemlich sicher, dass du gewinnst, huh?", sie sog hörbar Luft ein und stiess sie mit zusammengekniffenen Augen wieder aus, "Dann spendiere ich dir... deine nächsten fünfundzwanzig Bücher." Zufrieden nickte ich. 

"Die Wette gilt." Um ehrlich zu sein mach ich mir nicht allzu grosse Hoffnungen zu gewinnen. Fünf Tage würde für unsere Eltern einem Urlaub gleichen. 

Bis wir das Schulhaus erreicht hatten, unterhielten wir uns über unsere Hausaufgaben und Alisha konnte es nicht lassen mir verschiedene Jungen zu beschreiben, die es anscheinend auf mich abgesehen hatten. Auch der Regen hatte nachgelassen und es tropfte nur noch ein wenig. 

"Ich wette der wäre ein super Onkel von meinen Kindern", rief sie mir hinterher, als ich meine Tasche packte und ausstieg. Stacy, die den Kommentar meiner Schwester mitbekommen hatte, da sie auf mich zukam, zog fragend ihre Augenbrauen hoch. Kurz darauf schlich sich ein freches Grinsen auf ihr Gesicht. Ohou.

"Der Onkel deiner Kinder oder ihrer?", wollte sie wissen, während sie mit den Augenbrauen irgendwelche Kunststücke versuchte, die eindeutig scheiterten, denn ich konnte nicht aussagen, was sie mir deuten sollten. Kopfschüttelnd nahm ich meine Freundin am Arm, die noch kurz meiner Schwester zur Begrüssung grinsend zuwinkte und zog sie auf eine Bank unter einem riesigen und ich wette, alten Baum. 

"Ihrer", schnaubte ich und liess mich auf meinen Po plumpsen. Ein bis zwei Sekunden stand Stacy vor der Bank und sah mich verwirrt an, bevor ihr Gehirn aufgeschlossen hatte, zu welcher Frage dies die Antwort sei. 

"Wer?" Wieder diese Augenbrauenakrobatik. Ich zuckte mit den Schultern. Stacy machte grosse Augen. "Wie:", sie imitierte mein Schulterzucken, "Du hast ihr nicht zugehört?" Ich nickte und meine beste Freundin lies sich mit einem missbilligen Schnalzen neben mir nieder. "Scheisse, die ist feucht", fluchte sie, und fuhr dann erst weiter, "Alena, langsam mache ich mir Sorgen, wo ist deine Pubertät geblieben? Deine weiblichen Geschlechtshormone? Es kann doch nicht sein, dass du dich zu keinem Jungen hingezogen fühlst....", sie hielt Inne, sah mich an und musterte mich mit zusammengepressten Augen, "Ausser du bist lesbisch und hast mir nichts davon erzählt. Du weisst schon, dass ich dich so oder so liebe? Also wenn du denkst, dass ich dich nachdem du dich geoutet hast nicht mehr...."

"Nein, ich bin nicht lesbisch", unterbrach ich ihren Redeschwall, "Aber drehen wir das Ganze doch mal um, welchen Typen magst du denn?" Meine liebe Freundin presste ihre Lippen aufeinander.

"Um ehrlich zu sein", sie sah überall hin, nur nicht zu mir, "Ich mag Mädchen." Aha. Was?!

"Seit wann?"

"Seit so eineinhalb Jahren so richtig", murmelte Stacy, sodass ich richtig Mühe hatte sie zu verstehen. 

"Und hast du jemanden im Kopf?" Ihre Augen schossen zu mir, ein kleiner Vorwurf darin.

"Du wirfst mir nicht vor, dass ich dir das früher hätte sagen sollen oder, dass das für dich unangenehm ist oder so?" Meine Augenbrauen wanderten nach oben, bevor ich meinen Kopf langsam schüttelte.

"Nein? Warum sollte ich? Ich meine klar, du hättest es mir von Anfang an sagen können, aber wenn sich der Zeitpunkt dafür nie ergeben hat, dann ist das eben so. Und jetzt beantworte meine Frage: Hast du jemanden im Kopf?" Innerlich hoffte ich inständig, dass sie sich nicht im romantischen Sinne an mir interessiert, denn dann wüsste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Dass sich Stacy auf die Unterlippe beisst und mich schuldbewusst ansah, liess mich nicht ruhiger werden.

"Ja?"

"Wen?"

"Raste nicht aus" Hörte sich so an, als würde ich genau das tun. Doch noch bevor ich etwas antworten konnte, sprach sie einen Namen aus: "Alisha" Auf das folgte Schweigen. Meine beste Freundin ist an meiner Zwillingsschwester interessiert. Okayyy. Warte! Nicht okay! 

"Dann bricht sie dir jedes Mal, wenn sie einen neuen hat das Herz, oder nicht?" Entsetzt sah ich Stacy an, diese liess ihren Kopf hängen, sodass ihre offenen Haare mir die Sicht auf ihr Gesicht versperrten. Das kleine Nicken, dass von ihr kam, brach mir mein Herz. "Stacy", tadelte ich sie liebevoll. Sie schüttelte den Kopf, hob ihn und sah mich an. Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich kann nichts daran ändern. Ich glaube nicht einmal, dass sie auch lesbisch ist oder sogar einfach bi." Dieser Satz hörte sich so an, als hätte sie ihn sich selbst immer und immer wieder selbst eingeredet. Sie wendete den Blick von mir ab und scannte den Pausenhof. Ihr Gesicht zeigte Realisation und dann Schock.

"Was?" Stacy presste ihre Lippen aufeinander und sah mich an, bevor sich ihre Lippen zu einem Grinsen verwandelten. 

"Wir haben die Schulglocke verpasst." Meine Augen wurden gross und auch ich liess meinen Blick über den Pausenhof schweifen. Niemand. Als sich unsere Blicke wieder trafen fingen wir an zu lachen. 

"Willst du ein Glace?", fragte ich meine Freundin, welche mich erstaunt ansah. Ja, das hätte ich von mir auch nicht erwartet. Alena schwänzt. Tja man sammelt neue Erkenntnisse jeden Tag. Ich zuckte also mit den Schultern. "Wenn spät dann richtig", grinste ich, was Stacy ein fröhliches Lachen entlockte.  

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt