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AIDEN

Nachdenklich sah ich Luciens Wagen nach. Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass er es den Mädchen sagt, aber ich mache mir Sorgen um meine Cousine. Ja, sie ist eine starke Frau, doch wenn dein Mate von dir wegrennt, weil er Angst vor dir hat und dann noch ein anderes Mädchen anfasst, handelt es sich um eine ganz andere Geschichte. 

Apropos Mate. Was, wenn eine der drei Mädchen uns gehört?

Luppa, das wird und darf nicht passieren, denn Lucien hat sie alle mit seiner Angst angesteckt. Wir sollten uns jetzt um Clara kümmern. 

Na gut, aber wenn wir heute unsere Mate nicht finden, gebe ich dir die Schuld.  

Würde ich auch tun.

Mit einem letzten Blick auf den nun leer stehenden Parkplatz drehe ich mich um und begebe mich wieder in das Haus. Claras Schluchzen konnte ich schon hier unten vernehmen. Sie befand sich in ihrem Zimmer im zweiten Stock. Die Treppen schon fast erreicht, zog mich eine Hand an  meiner in die geräuschdichte Wäschekammer. Zum Glück lief gerade keine der Maschinen. 

"Da Alisha jetzt weg ist, kannst du ja mich haben", flüsterte eine weibliche Stimme, die versuchte verführend zu klingen. Mein Blick wurde stechend kalt. Schon immer beneideten ein paar von Alishas "Freundinnen" ihr "Beziehung" mit mir, aber was soll ich sagen, wenn sie nicht meine Mate ist, dann ist diese "Beziehung" vorbei. 

"Nein danke", lehnte ich ab und wollte mich ohne das Mädchen anzusehen der Tür zuwenden und verschwinden, doch sie hielt mich an meinem Oberarm zurück. 

 "Wieso nicht? Wegen dieser Regel, dass keiner ein Mädchen anfassen darf bis nach Mitternacht?", wurde ich gefragt und sie stellte sich vor mich. Es wäre ein leichtes sie hochzuheben und auf die Seite zu stellen, doch ich wollte heute auf jeden unnötigen Körperkontakt verzichten. Nur meine Mate sollte mich anfassen. 

"Genau. Genau wegen dieser Regel. Ich habe sie aus einem guten Grund gestellt", antwortete ich scharf. Ich sollte wirklich zu Clara. Das Mädchen, wessen Name Sara war, schnaubte ungläubig und brachte ihre linke Hand auf meine muskelbepackte Brust. 

"Du hast die nur gestellt, damit du der Einzige bist, der die Kontrolle hat", sie ging auf die Zehenspitzen, so, dass ihr Mund mein Ohrenläppchen leicht berührte, "Und du hast die volle Kontrolle über mich" 

Krieg die Schlampe von mir weg. Die Kontrolle verlier ich sonst gleich.

Ein raues, bitteres Lachen schlich sich aus meiner Brust. Diese Sara ist sowas von eine falsche Schlange und dazu riecht sie auch noch sehr penetrant. Einen Hacken haben diese Parfüms immer. 

"Ich rate dir, dich jetzt von mir fort zu bewegen, bevor ich dich wegschubse und hier drinnen einschliesse", zische ich, "Da draussen ist meine Party und ich habe noch ein paar Dinge zu tun" Sara zog einen übertriebenen Schmollmund. 

"Aber nach Mitternacht bin ich die Erste, die du ins Bett nimmst. Nicht schon wieder diese reiche Schlampe Alisha oder ihre blöde Schwester oder sonst wen" Das wars. Sie hat es sich endgültig verspielt. Unbewusst bahnte sich ein tiefes, dominantes und bedrohliches Knurren aus mir hinaus. 

"Nein. Ich werde sicherlich nicht mit dir schlafen und wenn doch, dann nicht, weil du so viel besser bist als die Meissel-Zwillinge oder alle anderen", mit diesen Worten stiess ich sie von mir und verliess den Raum. So schnell, dass mich diese falsche Sara nicht einholen konnte, sprintete ich die Treppe hoch in die zweite Etage und stürmte in Clara Raum. Augenblicklich gefror ich. Von der Zimmereinrichtung war nicht mehr viel übrig und mitten auf den Boden lag ein schlafender Wolf mit schönem, leicht gelockten, schwarzen Fell. Mit einem Kopfschütteln holte ich mich aus meiner Trance und bahnte mir einen Weg zu meiner schlafenden Cousine. 

"Hey. Wach auf. Du bist zu schwer, als dass ich dich in mein Bett tragen könnte", flüsterte ich, während ich mich besorgt neben sie hockte. Langsam öffnete sie ihre wunderschön himmelblauen Augen. 

Wäre ich nicht mit ihr verwandt und kein Werwolf, würde ich sie sowas von in der Kiste haben wollen. 

Diese Gedanken sind voll eklig und auf gar keinen Fall hilfreich. Konzentrier dich du Dummkopf. Sie hat auch schon ihren Mate gefunden. Deine verhasste männliche Jungfrau? Erinnerst du dich?  

Ich ignorierte Luppa einfach und konzentrierte mich wieder auf Clara. Erwartungsvoll sah ich sie an und erntete ein abwertendes Schnauben. Sie deutete mit ihrer Schnauze auf die, überraschenderweise ganze, Decke. 

Hä?

Zurückverwandeln = nackt?

Ach ja. 

Rasch sprang ich auf und holte ihr die Decke. Sie roch sehr stark nach Lucien, was erklärte, wieso sie den Wutausbruch der Wölfin überlebt hatte. Ich breitete die Decke über Claras Wolfform aus und drehte mich um. Das Zurückverwandeln ist ein sehr intimer Akt. Hauptsächlich, weil das nur Mates voreinander tun, um sich sexuell zu befriedigen. Ich bin mir fast sicher, dass Clara das schon vor Lucien tat, denn seine Reaktion deutete auf genau das hin.

"Du darfst dich umdrehen", kam es von einer gebrochenen Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um und musterte meine am Boden zusammengekauerte Cousine mit ihrem verschmierten Make-up. Ich habe sie noch nie weinen gesehen und habe auch keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, also bleibe ich einfach an Ort und Stelle und starre sie an. 

Beweg deinen Arsch und bring sie in dein Zimmer!

Ja, auch Luppa ist sehr beschützerisch, wenn es um unsere Familie geht. Das ist auch unsere Aufgabe als Alpha. Ich befolge seinen Befehl, denn es ergibt wirklich Sinn, und nähere mich Clara mit leisen, vorsichtigen Schritten. 

"Komm", forderte ich sie auf, "Steh auf, ich bring dich in mein Zimmer. Sie brachte ein müdes Nicken zustande und hievte sich hoch. Ganz gentlemanlike stützte ich sie, denn sie wäre fast wieder hingefallen. 

Ich hoffe, dass unsere Mate nicht so reagiert, wie Lucien.

Ich auch.

In meinem Zimmer angekommen, sackte Clara auf mein Bett. ich begab mich zu meinem Kleiderschrank um ihr ein T-Shirt von mir auszuleihen. Kaum hatte ich eines in der Hand, bemerkte ich schon, wie sich ihr Atem verlangsamt hatte und sie anscheinend in ihre Traumwelt gesunken war. Leicht lächelnd setzte ich mich neben sie. Von unten dröhnte ein wenig abgedämpfte Musik an meine Ohre, mit ganz vielen Stimmen, die durcheinander redeten. Auch meine Augenlieder fielen zu und ich spürte wie ich nach hinten kippte. 


Geweckt wurde ich von vielen lauten Stimmen, die meinen Namen wie ein Mantra sangen. 

Was zur Hölle soll das?!

Wir sind 18!! Wir können unsere Mate finden.

Stimmt, unsere Mate. Endlich ein Zuhause.

Deins?! Auf gar keinen Fall!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt