𝟎𝟓 - 𝐋𝐚𝐝𝐲 𝐖𝐡𝐢𝐭𝐞 𝐃𝐫𝐞𝐬𝐬

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"Erzähl mir, was er getan hat

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"Erzähl mir, was er getan hat." Ich hatte sie ein halbes Jahr lang beobachtet, doch mir leuchtete nicht ein, an welchem Punkt es klick gemacht hatte. "Wieso und wofür liebst du Miguel?"

Still sah sie mich eine Weile an, schlang die Arme um ihre Beine und stützte das Kinn auf die Knie.

"Er beschützt mich", sagte sie kaum hörbar. "Mit seinem Leben."

Etwas Unausgesprochenes lag in der Luft. Wir beide hörten es.
Miguel hatte versagt. Er hatte sie nicht vor mir beschützt.

"Und er liebt mich... Bis dass der Tod uns scheidet."

Für manche mochte das Grund genug gewesen sein, jemandes Liebe zu erwidern.

Ich glaube, was sie meinte, war, dass er seine Liebe zeigte, sie liebevoll behandelte.

Als Außenstehender würde ich das zwar nicht so unterschreiben, doch Lorena war in dieser Vorstellung gefangen.
Sie wollte, dass es so war und interpretierte zu viel in sein Verhalten hinein.

"Er würde alles für mich tun."

Bezweifelte ich, ich allerdings... Ich hätte alles für sie getan.

Schweigend musterte ich sie.

Miguel hatte ihr wahrlich den Kopf vernebelt. Sie konnte doch nicht allen Ernstes glauben, was sie da sagte.

Es machte mich wütend.

Die Liebe zu einem Partner war ihr fremd.
Ihr Mann gab ihr das Gefühl, umgarnt und gewollt zu sein, aber dieses Gefühl war vollkommen oberflächlich und nicht die Art von Liebe, an die Lorena glaubte.

Er wollte Sex. Er wollte sie nicht verlieren, weil er Sex mit ihr wollte.

Verflucht nochmal, wäre ich doch nur ein paar Tage früher da gewesen!

Miguel hatte sie völlig um den Verstand gebracht.

Ihr knurrender Magen unterbrach das Gespräch.

Es war besser so, denn ansonsten hätte ich ihr möglicherweise Dinge zu hören gegeben, für die sie nicht ansatzweise bereit war.

"Die Tapas stehen noch in der Küche", meinte ich seufzend. "Lass uns etwas essen."

In Schweigen gehüllt folgte ich Thiago runter in die Küche

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In Schweigen gehüllt folgte ich Thiago runter in die Küche.

Leicht skeptisch beobachtete ich, wie er sich die einzelnen Tapas auf den Teller lud.

Ich nahm genau dieselben.

Ächzend machte er auf einmal kehrt.

"Lorena, das Essen ist nicht vergiftet."

Meine Wangen wurden heiß.
Schnell drehte ich um, eilte zum Tisch.

Mit schwerem Atem setzte er sich mir gegenüber und wir aßen die spanischen Appetithäppchen.

"Schmeckt es dir?", wollte er nach einer Weile wissen.

Ich nickte lediglich. Dem himmlischen Geschmack gebührte deutlich mehr als ein einfaches Nicken.

"Gib Juanita eine Liste mit deinen Lieblingsgerichten. Sie kann dir alles zaubern."

Schon vorhin wunderte ich mich über das gute Verhältnis zwischen den zweien.
Die Dame war seine Haushälterin, doch sie wirkten viel zu vertraut.

Thiago deutete meinen nachdenklichen Ausdruck richtig.
"Juanita arbeitet schon Jahrzehnte für meine Familie", erzählte er. "Beim Aufwachsen war sie wie eine Mutter für mich."

Das klang logisch.

Mit Verständnis nickte ich.

Jetzt, wo er seine Familie erwähnte, verspürte ich auch ein wenig Neugier auf sie.
Das war falsch. Er hatte mich entführt. Ich hatte einen Ehemann. Sein Leben sollte mir egal sein.

Andererseits, ein bisschen was über meinen Kidnapper zu wissen, würde nicht schaden.

Thiago verstand wieder, ohne dass ich ein Wort sagte.

"Meine Mutter ist krank. Sie liegt seit Jahren auf der Intensivstation. Mein Vater hatte irgendwann keine Lust mehr darauf und ist abgehauen. Keine Ahnung, wo er sich jetzt rumtreibt."

Ich hatte immerhin noch einen Elternteil, nachdem Mamá erschossen wurde. Ohne Papá und meinen Bruder Luís an meiner Seite hätte ich die Jahre nicht überstanden. Die Vorstellung war grauenvoll.

"Meine Schwester arbeitete in einer Klinik, bevor sie meinen Neffen zur Welt brachte. Jetzt ist sie für ihn da", teilte er mir mit. "Die Lungenembolie wurde früh diagnostiziert. Wir verbrachten viel Zeit im Krankenhaus. Irgendwie schien sie das in der Berufswahl beeinflusst zu haben."

Seine Offenheit überraschte mich.

Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er ohnehin schon jedes Detail aus meinem Leben kannte, hätte ich ihm kein einziges verraten.

Er war zu ruhig, zu freundlich, zu gut - und genau das bereitete mir eine Mordsangst.
Genau so verhielten sich schließlich Psychopathen.

―⊱❖⊰―

Wie findet ihr ihn bis jetzt? Haltet ihr Thiago auch für einen Psycho?😂

Ayana x

Lady White DressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt