𝟑𝟕 - 𝐋𝐚𝐝𝐲 𝐖𝐡𝐢𝐭𝐞 𝐃𝐫𝐞𝐬𝐬

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Eine Woche war vergangen, endlich durfte ich dieses kleine stickige Zimmer verlassen und nach Hause gehen

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Eine Woche war vergangen, endlich durfte ich dieses kleine stickige Zimmer verlassen und nach Hause gehen.

Im ersten Moment überrollte mich die Freude, doch dann begann ich mich zu fragen, wo mein Zuhause überhaupt war.

Miguels Anwesen war es sicher nicht mehr. Nachdem Papá ihn rausgeworfen hatte, tauchte er kein einziges Mal mehr auf.

Der Komplex in Vegas, mit dem ich immer meine Kindheit verband, fühlte sich inzwischen auch nicht mehr heimisch an.

Das einzige Zuhause, was ich noch kannte - und es war nicht einmal ein Haus - waren Thiago Lezcanos Arme.
Mein Zuhause war, wo immer er war.

Er war der einzige, der sich jeden Tag blicken ließ. Er war derjenige, der mich tagtäglich in seinen Armen hielt, bis ich einschlief.

Auch jetzt war er bei mir und räumte meine wenigen Sachen aus dem Schrank zurück in einen kleinen Koffer.

"Klar, bis nach Las Vegas ist es ein dreistündiger Flug, aber die Ärzte sagten, du würdest das schaffen." Er legte eine der vielen unbenutzten Jogginghosen zusammen und legte sie zu dem riesen Stapel an sauberer Wäsche. "Du wirst das schaffen."

Obwohl er mir voller Überzeugung einredete, zu meinem Vater nach Nevada zu fliegen, wusste ich, dass ein Flug das letzte war, was er zwischen uns haben wollte.

"Ich möchte zu dir", beharrte ich. "Bis zu meinem Geburtstag, das hattest du gesagt."

Vorsichtig stützte ich mich auf und stellte die Füße an den Boden.

"Hey." Er ließ den BH achtlos fallen. "Was machst du da?"

Ich beugte mich nach der olivgrünen Unterwäsche, wobei ich ein leichtes Ziehen spürte. "Wenn du den so zusammenlegst, verdreht er."

Ächzend beobachtete Thiago, wie man das Stück vernünftig faltete, dann packte er es auf den größeren Haufen und setzte sich neben mich auf die Bettkante.

Er atmete schwer aus.

"Ich weiß." Sachte legte er seine Hand an meinen nackten Oberschenkel, der augenblicklich unangenehm zu kitzeln anfing. "Aber das hier war nicht vorhergesehen."

Richtig.

Wer hätte erwarten können, dass mein Ehemann mir eine Kugel in den Bauch jagen würde?

Ja, es war ein Unfall, er wollte nicht mich treffen, und trotzdem...

"Thiago, ich will bei dir bleiben", erklärte ich. "Ich will nicht von meinem Vater, meiner Tante und Abuelita umringt sein."

"Okay. Ich verstehe das." Das tat er wahrlich. "Ich möchte dich ihnen einfach nicht noch einmal wegnehmen oder den Anschein erwecken, di-"

Miguel betrat den Raum. "Lorena, können wir reden? Ich ha-"

Schweigend starrte er auf die Hand an meinem Oberschenkel, dann zu dem Besitzer dieser Hand und letztlich zu mir.

Mit einem Mal wurde mir eisigkalt.

Ich entzog mein Bein der Berührung, vergrub es wieder unter der Bettdecke.

"Chin", hörte ich ihn zischen, ehe er die Tür mit Schwung schloss.

"Wie geht es dir?" Er kam immer näher.

Nur leidlich stieß ich "Gut" hervor, knetete weiter nervös meine Finger.

Es war eine Lüge. Noch nie zuvor hatte ich ihn belogen.

Ich glaubte beinahe, Enttäuschung in sein Gesicht treten zu sehen.

"Es tut mir leid, was da neulich passiert ist."

Mit großen Augen sah ich rüber zu Thiago, der von dem Kuss noch gar nichts erfahren hatte.

"Wir hatten uns so lange nicht mehr gesehen. Du hast mir so schrecklich gefehlt, dann dieser Unfall... Ich war völlig verwirrt, Lorena. Ich wollte dich damit nicht überrumpeln, ich kam ja selbst nicht klar, die Emotionen sind einfach auf einmal alle hochgekommen."

Ich schüttelte den Kopf, während mir Tränen in die Augen stiegen. "Geh", sagte ich leise, bevor ich mich wieder dabei erwischte, ihm alles zu vergeben.

Er sollte mir nie wieder eine Abbitte schuldig sein. Das hier sollte die letzte sein.

"Bitte, querida", flehte er. "Verzeih mir."

Kopfschüttelnd senkte ich den Blick.

All die Vergebung war aufgebraucht.

Erst jetzt bemerkte ich, was für einen Marathon ich die letzten sechs Monate gerannt war, um ihn nicht zu verlieren. Dieser Mann hatte mich vollkommen fertig gemacht.

Mehr ging einfach nicht.

"Ich kann nicht mehr, Miguel", brachte ich schluchzend hervor. "Hör auf, mir eine Lüge nach der anderen aufzutischen, hör auf, mich zu enttäuschen, hör auf, mich zu verletzen und hör endlich auf, um Verzeihung zu bitten. Ich schaffe das nicht mehr."

Das imaginäre Band um meinen Hals schloss sich endgültig. Ich brachte kein Wort mehr raus.

"Nein. Lorena." Er nahm mein Kinn und hob es, nur um in die von zurückgehaltenen Tränen verquollenen Augen zu blicken.

"Ich liebe dich, okay?" Seine Augen glänzten. "Ich habe so viel Scheiße gebaut, aber jetzt möchte ich es besser machen. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr es mir leidtut, was ich dir angetan habe. Bitte vergib mir noch ein letztes Mal und du wirst es nie wieder tun müssen."

Ich weinte.
Vielleicht weil dies die ehrlichsten Worte waren, die er je gesprochen hatte, nur kamen sie zu spät.

"Eine allerletzte Chance. Ich flehe dich an, Lorena. Ohne dich schaffe ich es nicht. Verdammt, wie soll ich ohne dich leben? Ich kann nicht-"

Seine Stimme brach.

In diesem Augenblick gestand er es sich ein.

Es war zu spät - viel zu spät.

Eine einsame Träne floss über seine Wange, als er von mir trat.

"Es tut mir leid", flüsterte er, bevor er für eine lange Zeit untertauchte.

―⊱❖⊰―

Genießt das Wochenende :))

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