Monterrey raubte mir den letzten Nerv.
Erschöpft warf ich meine Pistole auf den Beifahrersitz. Ich war im Begriff, mich in den Wagen gleiten zu lassen, als das Unmögliche möglich wurde.
Ein sanftes Kiechern hinter mir und ein Schauer jagte meinen Rücken hinunter.
"Lorena", konnte ich nur denken, dann wirbelte ich um.
Doch da war keine Lorena, nur Spaziergänger mit Hunden, Studenten, die im Gras lernten und etliche Pärchen.
Eines der Liebespaare zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Auf einer karierten Decke saßen die beiden. Es sah nach einem Picknick aus."Thiago, gib her."
Die dunklen Locken, die nun wild umeinander flogen, die zierliche Figur, die auf die des Mannes kletterte, die sanfte Stimme... Das hätte sie sein können - abgesehen davon, dass diese Frau ganz offensichtlich glücklich mit einem anderen Mann als mir war.
"Okay." Grinsend steckte er seiner Freundin die letzte Erdbeere in den Mund.
Irgendwie kam mir dieser Kerl bekannt vor. Ich konnte nicht genau sagen, wieso oder woher ich ihn hätte kennen sollte, aber da war dieses Vertrautsein.
Thiago...
Nachdenklich beobachtete ich das Paar weiter, kam jedoch nicht drauf.Verträumt sahen sie einander an, ihre Münde näherten sich, als seine Hand an ihre Wange glitt und er ihr die Locken aus dem Gesicht strich, sodass ich einen Blick auf ihr Seitprofil erhaschte.
Mit einem Mal zog sich mein Magen zusammen. Mir war kotzübel. Die Farbe entwich meinem Gesicht und mir wurde schwindelig.
Die erste Woche war es schwer, an etwas anderes, als Miguel mit dieser Frau, zu denken.
Thiago gab sein Bestes, mich auf andere Gedanken zu bringen. So endeten wir heute in diesem Park.
Ich bereute es, mich von ihm überreden gelassen zu haben, denn nun erblickte ich den Mann, dem ich von allen am meisten vertrauen sollte - meinem Ehemann.
Es war ein Tritt tief in die Magengrube. Kreidebleich sah ich zu ihm rüber.
Eben wirkte er noch völlig neben der Spur, jetzt erkannte ich die nackte Wut, die sich in seinen Augen anbahnte.
Thiago und ich. Ein blühender Kuss. Miguel hatte alles mit angesehen.
Ruckartig setze er einen Fuß in unsere Richtung.
Panikartig sprang ich auf, zerrte an Thiagos Kragen, ohne den Blick von ihm zu nehmen."Lorena, was ist los?", wollte meine Begleitung noch bester Laune wissen. "Setz dich wieder."
Als ich nicht reagierte und er über die Schulter sah, um herauszufinden, was los war, rappelte er sich ebenfalls blitzschnell auf.
Er nahm meine Hand und stellte sich vor mich.
Ich drückte das Gesicht in seinen Rücken und kniff die Augen zu.
"Nimm sofort die Finger von meiner Frau!"
Alle Besucher dieses Parks schaute nun zu, als wäre das hier irgendeine total aufregende Filmszene, die man auf gar keinen Fall verpassen durfte.
Thiago machte einen Schritt zur Seite. Schwungvoll riss er mich mit sich, sodass ich beinahe das Gleichgewicht verlor.
"Ich warne dich, du scheiß Bastard", knurrte er bedrohlich. "Wenn du sie nicht auf der Stelle loslässt, wirst du es bitter bereuen."
Schwerschluckend drückte ich meine Augenlieder fester zusammen.
Seine Worte zeigten keine Wirkung, weshalb er nun auf mich hetzte. "Lorena, komm her", sagte er scharf.
Unscheinbar begann ich, am gesamten Leib zu zittern. Angsterfüllt presste ich das Gesicht doller in den breiten Rücken vor mir.
Sachte fuhren Thiagos Finger über meinen Handrücken. Es war ein Zeichen des Beistands.
Ich hörte Bremsen quietschen.
"Du solltest jetzt lieber gehen. Monterrey ist mein Gebiet."
"Sucio bastardo." Miguel klang furchteinflößend und er flößte mir durchaus Furcht ein. "No voy a ninguna parte sin mi esposa."
Doch er ging... ohne mich. Bei den vielen Männern, die ihn in kurzer Zeit umzingelten, blieb ihm nichts anderes übrig.
"Ich komme wieder", warnte er allerdings, bevor er ging. "Ich werde mir meine Frau zurückholen!"
―⊱❖⊰―
Jetzt geht's los *reibt sich die Hände*
Seid gespannt auf den weiteren Verlauf!
DU LIEST GERADE
Lady White Dress
Romance"In der Liebe gehen Freude und Schmerz Hand in Hand. Manchmal ergänzen sie sich, tanzen wie ein verliebtes Paar und vereinen sich zu etwas Unzertrennlichem. Aber manchmal kann es dich auch in die Knie zwingen, auf deiner Haut brennen und dich zerstö...