Kapitel 22 - Die Schwertfunken im Herzen

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𝐃𝐈𝐄 𝐒𝐂𝐇𝐖𝐄𝐑𝐓𝐅𝐔𝐍𝐊𝐄𝐍 𝐈𝐌 𝐇𝐄𝐑𝐙𝐄𝐍

Sobald sie die Wendeltreppe verlassen hatten, welche in die unterste Etage des Anwesen führte, eröffnete sich Ryu und seinen Kameraden ein elegant geschmückter Korridor. Verschnörkelte Säulen zogen sich bis unter die gewölbte Decke, während Kronleuchter warmes Licht spendeten. Girlanden waren aufgespannt worden, während Blumen als Wandschmuck dienten. Es war offensichtlich, dass in naher Zukunft eine Veranstaltung statt finden würde.

Ryu lauschte. Am Ende des Korridors fand sich ein großes Tor, das halb geöffnet stand. Das Wenige, das er aus der Entfernung erkannte, deutete auf den Auktionsaal hin, von dem Fenrys gesprochen hatte. Der Anführer blickte über seine Schulter. Dann deutete Estelle und Fenrys, ihm zu folgen.

Seine Hand ruhte an dem Griff seines Schwertes, verkrampfte sich, als er eine männliche Stimme aus dem Auktionssaal vernahm. Die Rebellen reagierten augenblicklich und gingen hinter den Säulen in Deckung. Aus den Augenwinkeln entdeckte Ryu einen Schatten.

»Mein Onkel«, flüsterte Fenrys. Ryus Augen verengten sich. Die Knöchel an seinen Händen stießen hervor. Im Blick des Halbelfen erkannte er Angst. Wie er versuchte, ihm nicht ins Gesicht zu sehen, das nervöse Zittern um dem Griff seines Bogens.

Der Schwertkämpfer nahm Blickkontakt mit Estelle auf, doch seine Fragen richteten sich an Fenrys: »Mit wie vielen Wachen können wir rechnen? Irgendeine Magie, auf die sich dein Onkel spezialisiert hat?«

Der Halbelf presste die Lippen aufeinander. »Viellicht vier oder fünf? Vielleicht auch weniger, ich kann es nicht genau sagen. Über seine Magie weiß ich nichts. Er hat sie mir nie gezeigt.«

Ryu nickte. Es war bedauerlich, dass Fenrys keine genaueren Angaben bieten konnte, aber sie mussten mit dem leben, was sie hatten. »Estelle und ich werden in den Nahkampf gehen. Du musst dich unter allen Umständen bedeckt halten. Wenn sich eine Möglichkeit bietet, schießt du.« Während er sprach, zog Ryu seinen Mantel aus und reichte ihn Fenrys. Dann zückte er sein Schwert und schnitt ein Seidentuch von seiner Halterung an der Wand ab. Auch dieses reichte er dem Halbelf. »Zieh es an. Vielleicht schützt es dich davor, dass der Direktor dich erkennt. Wenn es persönlicher wird, wird es auch für dich schwerer. Wir verlassen uns auf deinen Einsatz. Ihr seid jetzt Feinde. Du hast deine Seite gewählt.«

Unsicher starrte Fenrys auf die Kleidung, die man ihm gereicht hatte. Er schien noch immer Zweifel zu besitzen. Deswegen wollte Ryu eine direkte Konfrontation zwischen ihm und seinem Onkel vermeiden. Angesichts der Tatsache, wie emotional der Halbelf werden konnte, würde das in einem Problem resultieren. Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, waren Schuldgefühle, dass er sich gegen sein eigen Fleisch und Blut stellte. Hoffentlich würde diese Verkleidung reichen.

Schließlich zog sich der Halbelf den Mantel über und wickelte das Tuch um seinen Kopf. Lediglich seine Augen lagen frei. Dann beugte sich Estelle zu ihm runter. »Ich bitte Euch, gut auf den Mantel Acht zu geben. Es mag nicht den Anschein machen, aber er bedeutet unserem Anführer viel. Der Mantel stammt von seinem Vater.«

Fenrys Augen wurden groß. Als er Anstalten machte, den Mantel wieder abzulegen, hob Ryu verneinend die Hand. »Pass einfach auf und gib ihn später zurück.«

Estelle hatte recht, wenn sie über den emotionalen Wert des Kleidungsstücks sprach. Es erinnerte ihn an seine Familie und den Grund, warum er kämpfte. Wenn er den Mantel trug, fühlte er sich sicher. Nicht nur, weil es ihm so vor kam, als würde sein Dorf über ihn wachen, sondern weil es sich bei dem Mantel tatsächlich um ein Rüstungsstück handelte. Er war ziemlich resistent, was ebenfalls an den Drachenschuppen lag, die in dem Stoff verarbeitet worden waren.

Das Leiden der TeufelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt