Kapitel 25 - Das Heulen des Wolfes

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𝐃𝐀𝐒 𝐇𝐄𝐔𝐋𝐄𝐍 𝐃𝐄𝐒 𝐖𝐎𝐋𝐅𝐄𝐒

Kraftlos senkte Ryu seine Schultern. Dann begann er zu lachen, nur damit es in einem krampfhaften Husten endete. Raidons Kopf schwebte über ihm. Nur verschwommen vernahm er seine Gesichtszüge, aber er war sich sicher. Diese dunkle Stimme, mit der unergründlichen Freude in seiner Tonlage könnte er überall erkennen.

»Du machst Sachen. Erst krepieren wir fast und kaum sehen wir uns wieder, bringst du einen Drachenteufel mit. Ich weiß, du kannst sehr überzeugend sein, aber so? Du hast die Kleine doch nicht um den Finger gewickelt, oder? Süß ist sie definitiv. Hast du Interesse?«

Raidon schnippte mit den Fingern. Die Luft knisterte gefährlich, bevor im Bruchteil einer Sekunde ein Blitz auf Azazel schoss. Der Direktor blockierte den Angriff mit einem Schutzwall aus Pflanzen. Verkohlt fielen sie zu Boden. Sofort nahm er Abstand und knurrte den Limiter an. Aus seinen Haaren sprießten Dornen, während seine Zähne eine unmenschlich spitze Form annahmen. Seine Haltung war gebückt und erinnerte mehr an ein wildes Tier als an einen Menschen.

Ein weiterer Blitz durchtrennte die Ranke, die Luna gefallen hielt. Geschickt fing  Raidon Luna auf und hielt sie wie ein Bräutigam seine Braut. Die Wunden der Drachenteufel heilten augenblicklich, trotzdem wirkte sie sichtlich geschwächt. »Beim Ersten, du sollst ein Drachenteufel sein? Ich mein, du bist stark und so, aber warum spüre ich so wenig Drachenenergie in dir? Du musst mehr essen. Andernfalls wirst du nicht genügend Energie haben, um deine ganze Macht zu nutzen. Falls du Angst um deine Figur hast, keine Sorge, du hast einen tollen Körper.«

Luna mied seinen Blick, bevor sie hörbar seufzte. »Ich weiß, ich kümmere mich darum. Tut mir leid für die Umstände. Ich dachte, es geht auch ohne.«

Der Limter setzte die Drachenteufel ab und wartete, bis sie Ryu aufhalf und ihn zu ihren Kameraden brachte. Wovon hatte Raidon gesprochen? Sie besaß nicht genug Energie, um ihre Magie in vollen Zügen zu nutzen? Wie konnte das sein? Hatten sie etwas falsch gemacht? Und warum hatte sie nichts gesagt?

Nach einem weiteren Schnipsen, der eine Reihe von Stromstößen durch die Luft schickte, verkohlte ein Großteil des Giftes, sodass Ryu allmählich wieder zu Atem kam. Auf Fenrys ängstlichen Blick erwiderte er: »Raidon kann es mit ihm aufnehmen. Er ist das stärkste Mitglied des Rebellion.« Und das war keine Untertreibung. Raidon war stark. Unglaublich stark und angesichts seiner aufgeschlossen Art hatte sich nichts daran verändert.

Raidon war ein großer Mann, der ohne Probleme die zwei Meter überragte. Seine Haare besaßen einen schönen, intensiven gold-orangenen Ton, die mit seiner gebräunten Haut ein passendes Farbschema abgeben. Lediglich die drei Narben, die sein rechtes Auge schändeten, wiesen leicht hellere Nuancen auf. Seine Haare trug er in einer wilden Frisur, die abgesehen von den kurzgeschorenen Seiten wahllos in alle Richtungen stand. Sie waren deutlich länger als Ryus, aber Raidon war noch nie der Charakter gewesen, sich groß um seine Haare zu scheren. Wenn sie zu lang wurden, schnitt er sie konsequent ab. Das war das Motto, dem er alle Ehre machte.

Auch seine Kleidung erinnerte an seine Herkunft. Er trug eine weite, braune Jacke, die am ihren Ärmels franste und bereits einige Schnitte aufwies. Trotzdem war der Stoff dick und massiv, was ihm das erlaubte, ohne Hemd auszukommen. Raidon mochte keine enge Kleidung. Deswegen zog er es vor, es bei der Jacke zu belassen, aber seitdem er mit der Rebellion verkehrte, zwangen sie ihn regelmäßig dazu, wenigsten ein weites Stoffstück darunter zu tragen. Nicht dass ihnen Raidons Nacktheit peinlich war, aber andernfalls zog er nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Zumal seine muskulöse Bauart ein wahre Augenweide für das weibliche Geschlecht bot.

Zuletzt kam ein Fellkragen, der quer über seine rechte Schulter lief und eine weite, graue Hose, die ebenso wie seine Jacke einige Löcher aufwies. Selbst wenn Raidon die Enge von Kleidung nicht leiden konnte, so hatte er an Schmuck gefallen gefunden. Hauptsächlich deswegen, weil seine Ketten aus einem Metall bestanden, der Strom besonders gut leitete. Als stolzes Mitglied eines Rudels Donnerwölfe bestanden seine Kräfte als Limiter selbstverständlich darin, Blitze zu kontrollieren.

Das Leiden der TeufelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt