𝐊𝐀𝐏𝐓𝐄𝐋 𝟏𝟐 - 𝐃𝐑𝐀𝐂𝐇𝐄𝐍𝐓𝐄𝐔𝐅𝐄𝐋
Als Ryu seine Augen öffnete, wusste er, dass seit dem Kampf mehrere Stunden vergangen sein mussten. Am Horizont erschien die Sonne und färbte den Himmel rot, während eine angenehme Brise über sein Gesicht kitzelte. Durch die grünen Halme, die sich in sein Sichtfeld erhoben, verstand er, dass er sich draußen befand. Sanft piksten sie in seine Wange.
Sobald sich der Anführer regte, bemerkte er die Decke, die auf ihn ruhte. Jemand musste sie über ihn gelegt haben. Der Stoff war schwer und erinnerte ihn an Lunas Decke, welche er benutzt hatte, während er sich in ihrem Bett auskuriert hatte. Ryu stockte und richtete dann schlagartig seinen Oberkörper auf. Die Decke rutschte von seinen Schultern und sammelte sich in seinem Schoß. Im Prozess des Aufwachens war es nicht präsent gewesen, aber nun erinnerte er sich deutlich. Die Geschehnisse des gestrigen Tages. Die Geheimnisse, die ihm enthüllt worden sind. Der Kampf gegen Magnus und Luna, die den Tod überwunden und ihr Siegel gebrochen hatte. Tief atmete er ein und aus, schmeckte den frischen Morgenduft auf seiner Zunge. Noch immer kam es ihm unwirklich vor, aber es hatte sich vor seinen eigenen Augen angespielt. Das war keine Halluzination, kein Fiebertraum, der die Realität verzerrte.
Sein Blick glitt über die Lichtung, aber er erkannte keine Spuren eines Kampfes. Auch Lunas Haus war nicht zu erblicken. Offensichtlich hatten sie den Ort gewechselt. Eine weise Entscheidung, wenngleich sie den Wald noch immer nicht verlassen hatten. Der König wusste um ihren Aufenthaltsort.
»Du bist endlich wach.« Lunas Stimme lockte ihn aus den Gedanken. Obwohl sie kaum zwei Meter von ihm entfernt saß, hatte er sie nicht bemerkt gehabt. Die Drachenteufel lächelte ihn freundlich an. Als Ryu in ihre Augen blickte, konnte er nicht anders, als sich ein Stück weit erleichtert zu fühlen. In ihnen schimmerte das wunderschöne Blau, dessen Farbe wohl eindeutig zu einer seiner liebsten gehörte. Neben Rot und Orange. Er mochte warme Farben.
Der Schwertkämpfer öffnete seinen Mund, nur um anschließend seine Lippen zusammen zu pressen. Der Atemzug, den er angehalten hatte, entwich hörbar durch seine Nase. Er hatte keine Angst. Mit ihren Handlungen hatte sie bewiesen, dass sie auf derselben Seite standen. Zumindest ansatzweise. Trotzdem herrschte weiterhin Unbehagen in seinem Herzen. Sie war ein Drachenteufel. Auch wenn sein Gewissen sagte, dass er jemanden nicht aufgrund seiner Rasse verurteilen sollte, so erinnerte ihn die andere Seite an seine Eltern. An all die Grausamkeiten, all das Leid, das über Benela hereingebrochen war. Wie sollte er mit der Situation umgehen. Luna war nett und er mochte sie. Das war keine Lüge, damit er sich besser fühlte. Möglicherweise könnte man das zwischen ihnen bereits als Freundschaft bezeichnen, aber durfte er wirklich so gegenüber einem Drachenteufel empfinden?
Anstelle einer Antwort blickte er an Luna vorbei, doch Nachtstern und Estelle waren nicht aufzufinden. Nicht ohne Grund holte er sich gerne Rat bei der Todesgöttin, aber dieses Mal schien er auf sich alleine gestellt zu sein. Wo waren die beiden überhaupt?
Luna folgte seinem Blick und antwortete dann, als hätte sie seine Gedanken gelesen: »Nachtstern und Estelle suchen nach etwas Essbaren. Sie sollten bald wieder zurück sein. Ich bin hier geblieben für den Fall, dass du Fieber bekommen solltest.«
»Danke, das ist nett.« Ryu hätte sich Ohrfeigen können. Unliebsamere Worte hätte er nicht finden können. Was hatte er sich dabei gedacht? Es gab so viel, über das er sprechen wollte. So viel, für das er sich entschuldigen wolle. Stattdessen sprach er mit ihr, als ständen sie einer Art beruflichen Symbiose. Er war ein Trottel.
Die Schwarzhaarige kicherte leise und ihr Lächeln verstärkte sich. »Falls du dich um Estelle sorgst, ich habe ihre Wunden geheilt und geraten, es erstmal etwas ruhiger angehen zu lassen, aber ansonsten ist sie wieder bereit für den Einsatz. Dasselbe geht übrigens für dich. Auch wenn du definitiv waghalsiger warst.«
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Das Leiden der Teufel
Fantasy❞Weiß ist eine sinnliche Harmonie aller Farben, ein Spektrum an Reinheit und Frieden, das unter allen Umständen zerstört werden muss.❝ In weniger als fünf Tagen eroberten die Drachenteufel das Land Benela. Mit ihren magischen Fähigkeiten waren sie j...