Kapitel 13 - Der Weg vor uns

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𝐃𝐄𝐑 𝐖𝐄𝐆 𝐕𝐎𝐑 𝐔𝐍𝐒

Pünktlich nach dem Frühstück waren die Rebellen aufgebrochen. Gemeinsam hatten sie beschlossen, die nächstgelegene große Stadt zu besuchen. Die Hafenstadt Redemia war auf dem Hautkontinent allseits bekannt. Selbstverständlich gingen sie damit ein gewisses Risiko ein, entdeckt zu werden, aber es gab keine effizientere Methode an Informationen zu gelangen. Momentan lag ihre höchste Priorität darin, sich über den Verbleib der anderen Rebellen zu erkundigen und die Überlebenden wieder zu vereinen. Ryu würde nicht erneut den Fehler begehen, leichtfertig in die Schlacht zu ziehen. Auch wenn sie geschlagen worden waren, so blieben seine Freunde ehrenswerte Krieger. Jede helfende Hand könnte das Blatt zu ihren Gunsten wenden. Möglicherweise würden sie auf ihrer Reise sogar einen neuen Kameraden finden, aber ob dem tatsächlich so sein würde, das mochte nur der Erste zu wissen.

Obwohl Nachtstern ihm angeboten hatte auf ihrem Rücken zu reiten, vermutlich auf Lunas Bitte hin, hatte er dankend abgelehnt. Im Gegensatz zu den vergangenen Tage fühlte er sich großartig. Die Wunden an seinem Körper waren größtenteils verheilt. Nur Rötungen und leicht geschundene Haut ließen darauf hindeuten, welche Male ihn zuvor verunstaltet hatten. Nur die Müdigkeit machte ihn zu schaffen, aber sich darüber beklagen, tat er nicht. Momentan wusste er einfach nur das Glück eines fast gesunden Körpers zu schätzen. Hauptsächlich deswegen, weil er nun unabhängiger handeln konnte. Er war nicht länger auf Hilfe angewiesen und das war ein befreiendes Gefühl.

Die warme Luft wirbelte durch sein Haar und ließ ein Lächeln auf seinen Lippen erscheinen. Nachtstern hatte sie aus dem Wald geflogen und im Schutz der Wolken soweit gebracht, dass kein Passant sie zufällig entdecken würde. Danach hatte es nur wenige Stunden gebraucht, bis die Hafenstadt endlich am Horizont erschien. Bereits aus der Ferne konnte man die Größe der einzelnen Gebäude vermuten. Unglaubliche Ergebnisse architektonischen Könnens.

»Ist das Redemia?« Die Antwort war offensichtlich, aber Luna fragte nicht, weil sie unfähig war, Eins und Eins zusammen zu zählen. Sie fragte, weil sie aufgeregt war. Das Strahlen in ihren Augen verriet es. Sie glänzten vor Vorfreude, so klar wie die stille See.

»Sie haben Recht, Miss Luna«, erwiderte Estelle und trat an die Seite der Drachenteufel. »Wenn Sie erlauben würden, eine kurze Einführung zu geben. Ursprünglich war Redemia eine der drei größten Städte Redemias. Durch die Regentschaft der Drachenteufel wurde sie dank die Zerstörung der Hauptstadt zur Größten. Die günstige Lage Redemias hat viele Handelsmänner dazu veranlasst, sich hier nieder gelassen. Aber nicht nur wirtschaftlich ist die Stadt attraktiv. Sie ist ein beliebtes Reiseziel, auch wenn der Torismus aufgrund der aktuellen Lage selbstverständlich erheblich abgenommen hat.«

Ryu nickte als Bestätigung. »Ich schlage vor, wir tarnen uns jetzt schon. Spätestens wenn wir auf den Feldweg einbiegen, über den die meisten nach Redemia gelangen, werden wir von Menschen umgeben sein. Dank Luna fürchte ich fast, dass unsere Kopfgelder erhöht wurden.«

»Dem stimme ich zu.« Estelle wandte ihren Blick zurück zu Ryu. »Wir können nicht riskieren, bereits jetzt entdeckt zu werden. Andernfalls wäre unsere schnellste und einfachste Möglichkeit an Informationen zu gelangen verloren.«

Dieses Mal meldete sich Nachtstern zu Wort, welche sofort ihre Größe verringerte und von Luna auf den Arm genommen wurde. Beinahe beiläufig schmiegte sie sich dabei gegen ihre Hand. »Auch wenn ich ungern die Stimmung verderben möchte. Selbst mit einer anderen Frisur und Kleidung würde man euch erkennen. Eine wichtigste Stadt wie Redemia wird nicht ohne Soldaten am Eingangstor sein. Wie gedenkt ihr, die Kontrolle zu täuschen?«

Die Todensgöttin blickte ihren Anführer Fragens, der zustimmend nickte. Sie waren nun ein Team, gehörten zu derselben Seite. Ohnehin wären sie nicht weit gekommen, ohne ihre Taktiken preiszugeben.

Das Leiden der TeufelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt