𝐈𝐍 𝐕𝐀𝐓𝐄𝐑𝐒 𝐇𝐀̈𝐍𝐃𝐄𝐍
[LUNA]
Als Luna ihre Augen öffnete, fand sie sich in einem endlosen Raum. Dunkle Blaumuster schmiegten sich an verschiedene Violetttöne, während einzelne pinke und türkise Schimmer das Kunstwerk ergänzten. Zwischen den einzelnen Farben blitzten helle Punkte auf. Waren das die Sterne, die man nachts am Himmelszelt Benelas erkennen konnte? Sie wirkten so unendlich weit entfernt. Als wäre es unmöglich, nach ihnen zu greifen, dabei schien sie sich mitten unter ihnen zu befinden. Was war das für ein Ort? Aus irgendeinem Grund schien er ihr vertraut. Ein warmes Gefühl umgab ihr Herz und trotz der seltsamen Umgebung fühlte sie sich entspannt. War sie tot? Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war wie Ryu ihr Brust durchbohrt hatte.
Lunas Hand wanderte zu der Stelle, wo der Kristall saß, nur um mit Entsetzen festzustellen, dass er nicht länger vorhanden war. Er hatte ihn tatsächlich zerstört. Das bedeutete, ihre Kräfte waren nicht länger versiegelt. Hätte sie nur vorher erkannt, dass Zero hinter allem steckte, hätte sie dieses Unglück verhindern können. Aber jetzt war es zu spät. Obwohl sie einander nur seit wenigen Tagen kannten, hatte sie Ryu in ihr Herz eingeschlossen. Wenn Estelle erklärte, warum sie ausgerechnet einem Menschen folgten, verstand Luna nur zu gut, von was sie sprach. Seine Aura fesselte einen und seine Entschlossenheit verdiente das höchste Maß an Respekt. Ihn nicht zu mögen, war unmöglich. Besonders nicht, wenn ein so bemitleidenswerter Ausdruck in seinen Augen lag. Ein normales Schwert hätte den Kristall nicht zerstören können. Aber eine Klinge, geschwungen von jemanden, dem sie Hochachtung schenkte, der ihr Vorbild sein konnte. Ryu konnte das Siegel brechen, weil Luna ihn mochte. Das war der einzige Grund und es erklärte auch, warum Ryu und Estelle mehrere Kilometer vom Schloss der Drachenteufel entfernt aufgetaucht waren. All das, war eine Masche ihres Bruders gewesen. Es war naiv gewesen, die Anzeichen zu leugnen. Dementsprechend durfte sie sich nicht über das Ergebnis beschweren.
Wie es nun weiterging, würde sich später herausstellen. Normalerweise hätte sie ein neues Siegel erschaffen, dabei gab es allerdings ein entscheidendes Problem. Sie wusste nicht, wie sie es einst getan hatte. Die Erinnerungen waren verschwommen und wenn sie ehrlich war, wollte sie sich auch nicht an die Vergangenheit erinnern. Hauptsache sie verlor die Kontrolle nicht. Das Blut, das bereits an ihren Händen klebte, genügte. Es wäre unverzeihlich. Fürs erste galt es herauszufinden, wo sie sich befand und wie sie zurück nach Benela gelangte. Unter ihren Füßen schimmerte eine Art gläserner Boden, aber er schien nicht aus einem ihr bekannten Material zu bestehen. Er wurde nur sichtbar, sobald sie ihn berührte und schlug anschließend Wellen, wie ein Stein, den man in einem See versenkte. Darunter lag weitere Schwärze und das wunderschöne Funkeln der Sterne. So weit ihr Blick auch reichte, es gab keinen Punkt, an dem sie Orientierung ausmachen konnte.
»Luna.« Ihr Name hallte durch die Atmosphäre. Sofort schärften sich ihre Sinne, dennoch konnte sie die Richtung der Quelle nicht ausfindig machen. Normalerweise hätte sie es nicht gewundert, aber die Sinne eines Drachenteufels waren exzellent und wenn sie sich nicht auf ihre Ohren verlassen konnte, dann auf ihre Nase, doch auch sie konnte keinen Geruch ausfindig machen. Normalerweise besaß jedes Lebewesen einen individuellen Duft, was zwei Möglichkeiten offen ließ. Erstens, der Sprecher befand sich an einem anderen Ort und sprach durch magische Verstärkung zu ihr oder er besaß keinen materiellen Körper. Mit anderen Worten, der Geist eines Verstorbenen. Obwohl sie sich diese Option nicht ganz vorstellen konnte. Sie glaubte nicht, dass sie sich im Totenreich befand. Luna spürte das Blut des Drachenteufels in ihren Adern pulsieren. Selbst wenn Ryu ihr Herz zerteilt hätte, sie wäre nicht gestorben. Wenn ihr Bruder so einfach zu töten wäre, wäre der Krieg schon lange geendet. Nein, seine Macht war wesentlich beängstigender. Deswegen konnte sie Ryu auch nicht verurteilen. Zero hatte sich seinem Körper ermächtigt. Vermutlich hatte er die Möglichkeit auf dem Schlachtfeld genutzt, um ihn mit seiner absoluten Manipulation unter Kontrolle zu bringen. Es glich einem Wunder, dass Ryu ihm so lange stand halten konnte. Die Zerstörung seines Weltbildes, Magnus Worte waren nötig gewesen, um sich seiner zu ermächtigen. Womöglich war er der erste Mensch, der ihm solange das Wasser reichen konnte. Normalerweise brachen die ohne Magie als erstes. So traurig es klang, Menschen standen in jeglicher Hinsicht unten auf der Nahrungskette.
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Das Leiden der Teufel
Fantasy❞Weiß ist eine sinnliche Harmonie aller Farben, ein Spektrum an Reinheit und Frieden, das unter allen Umständen zerstört werden muss.❝ In weniger als fünf Tagen eroberten die Drachenteufel das Land Benela. Mit ihren magischen Fähigkeiten waren sie j...