Kapitel 27 - Wellengang

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𝐖𝐄𝐋𝐋𝐄𝐍𝐆𝐀𝐍𝐆

Als Ryu seine Augen öffnete fühlte sich die Schwere der Decke so ungewohnt an, dass er zusammenzuckte. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, dass er sich nicht länger ins Gefahr befand. Er lag in einem kleinen Bett. Befand er sich noch immer auf dem Schiff? Vorsichtig richtete er seinen Oberkörper auf, nur damit sein Magen einen Salto schlug. Das beantwortete seine Frage.

So schnell es sein gestörtes Gleichgewicht zuließ, stürmte er aus der Kajüte. Blindlings hechtete er an Deck und beugte sich gerade rechtzeitig über die Reling. Erneut erfüllte der widerliche Geschmack von Erbrochenem sein Mund. Angewidert verzog er sein Gesicht. Dann ließ er sich kraftlos auf den Boden fallen. Offensichtlich hatte sich der Sturm gelegt, aber er fühlte sich trotzdem grässlich. Wie nannte man das? Sein Gehirn besaß die Leistungsfähigkeit von Matsche. Seekrank. Ausgerechnet er war seekrank.

»Wie es aussieht, hat es dich erwischt.« Als Ryu Fenrys Schatten erblickte, sah er auf. Der Halbelf grinste ihn an, bevor er sich neben ihn an die Reling setzte. Sollte er nicht das Schiff steuern? Sein Gesicht verlor auch das letzte Pigment Farbe.

Als Fenrys seine Mimik sah, brach er in Lachen aus. »Keine Sorge, Raidon steht am Ruder. Solange uns das Wetter keine Streiche spielt, gibt es nichts zu bedenken.«

Erleichtert atmete der Anführer auf. Das war beruhigend. Zumindest beruhigte es ihn so sehr, wie es auf einem Schiff umgeben von Wasser funktionierte. Wie schaffte es der Halbelf lachend neben ihm zu sitzen? Das Schaukeln brachte ihn um. Er hörte den Ersten nach sich rufen. »Was ist passiert?«

»Du meinst nachdem Raidon das Gewitter gestoppt hat? Nun, mehr als eine wilde Runde Wasserrodeo gab es nicht. Das Unwetter hat uns weit genug aufs offene Meer getragen. Ich bezweifle, dass uns hier jemand finden wird.«

»Und die anderen? Geht es ihnen gut?«

»Da sagst du was. Dabei bist du derjenige, den es am schlimmsten getroffen hat. Keine Sorge, du wirst dich an das Schaukeln gewöhnen.«

Ryu stöhnte gequält. »So fühlt es sich nicht an.« Abgesehen von seinem Elend war es erleichternd, dass die Übrigen das Unwetter gut überstanden hatten. Er wollte sich nicht ausmalen, wie er es sich fühlen würde, wenn jemand über Bord gegangen wäre. Vorsichtig blickte er sich um. Während ihrer Flucht hatte er es nur nebenbei mitbekommen, aber das Schiff war wirklich groß. Sie würden keine Probleme haben, alle unterzubekommen.

»Keine Sorge, ich mache euch noch zu echten Seeratten«, beteuerte Fenrys und stupste ihm leicht in die Seite. Er schien glücklich. So euphorisch, dass sein Lächeln ansteckend wirkte. Man merkte, dass die Schiffsfahrt seine Passion war. Vermutlich ließ es ihn vergessen. Vergessen, dass sein Onkel den Tod gefunden hatte.

»Fenrys«, begann er vorsichtig und stützte seine Stirn an der Reling ab. Unter ihm rauschte das Meer. Es wirkte so unendlich tief. »Bist du enttäuscht? Dass dein Onkel sterben musste, meine ich.«

Der Halbelf wurde stiller und starrte in die Ferne, wo das Blau des Meeres den Himmel küsste. »Er war kein guter Mensch. Vermutlich ist es besser, dass es so gekommen ist. Jetzt kann er Niemanden mehr Leid zufügen. Gegenüber meinem Vater muss er anders gewesen sein, besser, aber das rechtfertigt nicht seine Taten. Das Vorgestern war nur an der Masse überwältigend. Dank Lunas gutes Zureden geht es mir schon deutlich besser. Du musst dir keine Gedanken machen.«

»Ich verstehe«, murmelte er, bevor die Realität ihn erfasste wie ein Donnerschlag. »Vorgestern?!«

Fenrys legte den Kopf schief. »Ja, vorgestern. Du hast fast einen ganzen Tag geschlafen.«

Ryu fuhr sich durch das Haar. Kein Wunder, dass er sich so schläfrig fühlte. Andererseits musste sich sein Körper von den Strapazen erholen. Trotzdem bedrückte es ihn, dass solche Dinge immer wieder ihn trafen. Nun, besser ihn als seine Kameraden. Ein erfreulicher Umstand war es trotzdem nicht. Letztendlich musste er damit leben. »Was ist mit Vorräten? Haben wir genug?«

Das Leiden der TeufelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt