Spätestens als ich Eddy's leeren Blick sah wurde mir das volle Gewicht meiner Schuld bewusst. Ich fühlte mich als würden mich alle Schuldgefühle die ich tief in mir vergraben hatte auf einmal niederziehen. Mein Herz wollte aus meiner Brust hinaus springen.
Eddy saß bereits in dem Wagen, welchen ich gleich fahren würde, es war noch früh am Morgen- aber ich hatte ja ohnehin nicht geschlafen. Ich fühlte mich so beschissen.
Obwohl ich in dem Moment Mikey am liebsten den Hals umgedreht hätte verstand ich nun was er meinte. Nicht mehr in seinen warmen Armen, in seinem Bett nachdem ich wer weiß wie oft gekommen war, sah die Welt tatsächlich anders aus.
Er hatte mir die Augen verbunden um uns aus dem Haus zu bringen und in die Stadt zu fahren, damit ich mir den Weg zu seinem Haus nicht merke.
Ich würde Eddy und mich gleich nach Hause fahren, um dann zu sehen was Lou tun würde. Mikey würde unsere Flucht seiner Familie beibringen müssen und dann würde das Spiel von vorne los gehen. Nichts hatte sich geändert.
Wir schuldete uns nichts mehr. Wir waren wieder oder eher immer noch Feinde.
Er hielt an in einer Garage und stieg aus, ich tat es ihm gleich und er überreichte mir wortlos die Schlüssel. Er lief um das Auto und fischte andere Schlüssel aus seiner Hose um dann ein Motorrad anzusteuern. Die Morgenluft war eiskalt, genau wie Mikey.
Irgendwas wollte ich sagen, aber ich wusste nicht was. Ich konnte das alles nicht richtig wahrhaben. Eddy lag auf der Rückbank kaum bei Bewusstsein mit drei Schusswunden. Ich wusste nicht mal wo mir selber der Kopf stand, aber es gab so viele Dinge um die ich mir Sorgen machen musste und alles an was ich denken konnte war Mikey. Der verfluchte Mikey.
Wut und eine Welle an Traurigkeit durchströmte mich als ich das Motorrad aufheulen hörte. Ich stand immer noch wo ich war, als Mikey wenige Zentimeter vor mir anhielt. Er überkreuzte die Arme auf dem Lenker und beugte sich etwas vor.
"Worauf genau wartest du nun?", wollte er ernst wissen. Ich konnte ihn kaum verstehen von dem lauten Geräusch des Motors. Die Maschine war pechschwarz, ach wie seine Seele. Witzig.
Aber worauf warte ich eigentlich?
"Mikey. Ich- verflucht. Sein kalter, ausdrucksloser Blick machte mich wahnsinnig. War es für ihn so leicht Emotionen zu verdrängen? Oder hatte er wirklich keine. Ich musste irgendwas sagen oder tun. Aber was?
Ich wollte ihn gerne von dem Motorrad schubsen und auf ihn eintreten, doch tat es nicht.
"Ella. Hör auf meine Zeit zu verschwenden. Sag was du willst, oder lass es. Zwischen uns hat sich nichts geändert. Es war nur Sex. Immerhin lagst du halb nackt in meinem Bett.".
Mein Mund klappte auf ohne einen Ton.
"Oh, wirklich? Ich lag halb nackt in deinem Bett?", wiederholte ich überflüssiger Weise.
"Ich hatte es dir bereits gesagt im Safehouse. Ich hab kein Problem damit meine Feinde flach zu legen, du solltest dir das in Erinnerung rufen. Prinzessin, du bist schön anzusehen und leicht rumzukriegen, mehr nicht.", führte er ohne den Anflug von Wärme oder Empathie in seiner Stimme aus.
Die Wut, welche in mir aufkam blockierte die Tränen welche mir sonst in die Augen geschossen wären. Wie verflucht konnte er so herzlos sein? Mehr nicht-
"Ich- ich werd mir noch heute jemand ganz egal wen, suchen und mir jegliche erbärmliche Erinnerung an dich aus dem Kopf vögeln zu lassen.".
"Viel Erfolg.", er klappte das Visier seines Helms nach unten und fuhr mit einem lauten Donner an mir vorbei.
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Hard Candy
Romance'Langsam zog er seine Hand vor mein Gesicht und drückte die Zigarette auf meiner Zunge aus.' 'Es tat nicht weh. Aber ich wünschte es würde weh tun.' Zwei auf den Tod verfeindete Familien. Eine Hochzeit soll den Frieden bringen. Doch für Ella läuft...