Kapitel 5: Safehouse

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"Aua! Du tust mir weh!", mehr als nur verärgert riss ich an meinem eigenen Arm rum.

Gott, ich hatte die Nase so gestrichen voll.

Diese ganze Situation machte mich wahnsinnig. Ich war regelrecht am durchdrehen. Emotional und körperlich völlig aufgekratzt und am Ende meiner Kräfte, anders konnte ich es nicht beschreiben.

"Gut. Dann halte endlich still.", ich wollte sauer schmollen, verkniff es mir jedoch bei Mikey's ernstem Gesicht. Er hatte die ganze Zeit schon diesen düsteren Ausdruck drauf.

„Ich kann dich nicht ausstehen."

„Ich dich auch nicht."

„Du siehst aus wie eine schlechte Karikatur von einem Gangster.", die Verzweiflung sprach aus mir. Aber ich musste irgendwie meiner Wut Platz schaffen.

Eigentlich konnte ich immer noch nicht ganz glauben in was für einer Situation ich mich befand. Ich saß auf der Kücheninsel in dem Safehouse, draußen ging die Sonne unter und in den letzten paar Strahlen hatte Mikey aus dem Bad einen Verbandskoffer geholt. Er stand nach langem hin und her zwischen meinen Beinen und desinfizierte die Wunde. Es war nur ein Streifschuss, ich würde nicht verbluten aber laut Mikey waren Infektionen viel gefährlicher.
Leider tat dieser ganze Prozess unheimlich weh, noch schlimmer war nur die Tatsache, dass ich mein Shirt hatte ausziehen müssen.

Ich wollte es anlassen, aber er sagte er störe bei der Behandlung meiner Wunde.
Die Tatsache, dass ich nur in meinem BH vor ihm saß war nicht unbedingt die beste Bedingung um cool zu bleiben.
Mikey genoss die ganze Situation viel zu sehr, auch wenn er nach wie vor aussah als wollte er mich hier und jetzt umbringen. Trotzdem entging mir sein Blick nicht, welcher von meinem Arm immer wieder in mein Dekolleté wanderte.

"Aua! Verdammt.", zischte ich als er erneut an der Wunde zupfte.
Er sagte nichts, er reagierte auf meine Beleidigung kaum, was mich noch mehr irritierte. Er war ganz und gar in seine Arbeit an meiner Wunde vertieft. Warum es ihn überhaupt kümmerte, war noch eine große Frage welche ich nicht beantworten konnte.

„Sei vorsichtiger. Weißt du überhaupt was du da machst?", beschwerte ich mich.
„Wenn du kein Schmerz magst, dann solltest du Kugeln vermeiden.", verwundert sah ich Mikey an welcher so erstaunlich ruhig wirkte. Immerhin hatte ich ihm vorhin eine Waffe in den Schritt gedrückt, aber dann hatte er es wohl ziemlich schnell verarbeitet?

„Sag der Mann welcher auf mich geschossen hat."; murmelte ich immer noch verärgert.

„Hätt ich tatsächlich auf dich gezielt, dann wär es nicht nur ein Streifschuss geworden. Prinzessin.".

Ich glaube sein ruhiger Tonfall missfiel mir noch mehr als der Überhebliche.
„Was soll dieser Spitzname? Sind wir im Kindergarten?"; wollte ich ernst wissen und tatsächlich hob er kurz den Blick und ich bekam ein kurzes Lächeln. Grübchen, diese verfluchten Grübchen.

„Wenn es dich so sehr stört, dann lass ich es.", seine blauen Augen sahen mir müde entgegen und ich hob fragen meine Augenbraue.

„Ehrlich?", in meiner Stimme klang ein hoffnungsvoller Tonfall mit.

„Natürlich nicht. Siehst du, nur eine echte Prinzessin ist so naiv.", ich verdrehte genervt die Augen während er erfreut lächelte.

Er verharrte auch nachdem er den Verband sauber um die Wunde gelegt und festgezogen hatte in seiner Position vor mir. Anschließend legte er seine Hände links und rechts von mir ab.
Langsam machte mich sein Blick nervös.

Seine Daumen berührten meine Oberschenkel was mir wie ein einziger Elektroschock durch den Körper fuhr. Ich atmete vollkommen unregelmäßig, nicht nur wegen der Schmerzen sondern wegen dieser unnatürlichen Nähe. Es fühlte sich absolut verboten an.
Mein Kinn ging immer weiter nach unten an mein Schlüsselbein, ich fühlte mich klein neben ihm.

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