Kapitel 4

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Gelangweilt stand ich in der Nähe des Tores von Hogwarts. Ich wartete ein wenig ungeduldig auf Dumbledore. Heute nicht, um ihn umzubringen. Der alte Mann stand zwar auf meiner Liste, schließlich hatte er den Deal mit Patricia nicht eingehalten, Marlon und Sirius zu beschützen, doch momentan fand ich noch ganz praktisch. Er suchte nach Hokruxen, um den dunklen Lord zu töten, ich suchte sie aus dem gleichen Grund. Außer, dass ich nicht vorhatte wie Snape seine kleine Marionette zu sein, konnten wir sicherlich erstmal gute Freunde sein. Na ja, jedenfalls in Bezug auf die Hadesnymphe, denn ich war mir sicher, er war jetzt schon dabei, ein Spinnennetz um mich herum aufzubauen, um mich darin zu fangen und zu töten. Eine Kriegsnymphe unter dem Fluch ließ man nicht durch die Weltgeschichte hopsen.
Ich musste noch ein paar Minuten warten, bis man endlich eine Gestalt sah, die sich langsam in Richtung des Tores vom Hogwartsgelände bewegte. Sie war groß und dünn. im Mondlicht sah man das hüftlange silberne Haar und den Bart glänzen. Auf der Hakennase thronte wie immer die Halbmondbrille, die das wenige Licht reflektierte. Anders als sonst war der Umhang allerdings nicht bunt, sondern die Person war in einen schwarzen Reisumhang und Spitzhut gekleidet.
Dumbledore schien sich wenig Gedanken darüber zu machen, wer nun auf der anderen Seite des Tores auf ihn lauern konnte. Er summte während des Laufens friedlich vor sich hin, während sein Blick er in Richtung des Himmels war, wo die Sterne glänzten. Vielleicht war er einfach zu arrogant, zu glauben, jemand würde ihn hier, in seiner Schule angreifen. Nicht ihn, den großen Albus Dumbledore, der Zauberer, vor dem sich sogar Voldemort fürchtet. Allerdings hatte ich natürlich auch nicht vor ihn zu töten. Ich wollte nur unser Geschäft neu verhandeln.
Das Tor schwang wie von Geisterhand auf. Dumbledore trat heraus. Kurz sah er auf den Weg, vermutlich um sich abzusichern, dass dort keine Hindernisse wie Steine oder Wurzeln lagen, bevor er wieder zum Himmel hinaufblickte. Noch immer friedlich vor sich hinsummend lief er einfach weiter. Ich ließ ihn. Auch wenn ich so nahe an der Schule auf ihn gewartet hatte, ich wollte noch etwas weiter weg von ihr, bevor ich mich zu erkennen gab. Jetzt würde Hagrid womöglich seine Hilfeschreie in der Nacht hören. Zwar war ich bereit, dass dieses Gespräch nicht so friedlich verlief, wie ich es gerade hätte, aber man musste wirklich keine unnötige Verstärkung zulassen.
„Nun, Ms Black, denken sie nicht auch, dass wir weit genug vom Gelände für unser Gespräch entfernt sind", fragte der Schulleiter in Richtung des Himmels.
Ich schnaubte wütend. Er hatte mich also entdeckt, wie lästig. Ich musste wohl noch einmal an meinen Tarnzaubern pfeilen, wenn man sie durchschauen konnte. Mein Glück, dass der Schulleiter verrückt genug war, nicht vor mir wegzurennen, wie es jeder andere mit gesundem Verstand gemacht hätte.
„Guten Abend, Dumbledore", meine ich kühl, während ich die Zauber um mich löste. „Was hat mich verraten?"
„Professor Snape sagte mir, sie hätten Redebedarf. Ich bat ihn daher, von meinem Besuch bei Harry zu erzählen, um ihnen eine Gelegenheit zu geben, sich mit mir zu treffen."
Ich schnaubte wütend, weil ich mich so dumm verhalten hatte. Und schon war ich in die Mitte des Spinnennetzes getappt. Nicht Dumbledore war so arrogant gewesen, zu glauben, niemand würde ihm auflauern, sondern ich war es. Ich war sehenden Auges der Einladung des Schulleiters gefolgt. Als würde Snape diese Information weitergeben, wenn dahinter kein Plan von Dumbledore stand. Ich musste viel vorsichtiger sein, welchen Informationen ich folgte.
„Was verschafft mir die Ehre ihres Besuches, Ms Black? Oder soll ich sie ab jetzt auch Basílissa Tahnea nennen?", wurde ich freundlich gefragt.
„Die kleine Black ist fort", stellte ich als Antwort auf die Frage meines Namens fest. Es war also einfach inkorrekt mich mit Ms Black anzusprechen.
Der Schulleiter gluckste nur vergnügt als Antwort. Lachte er mich gerade für die Behauptung aus, dass die kleine schwache Kriegsnymphe fort war? Sie war nun einmal meine Gefangene und ich würde lieber Hades als sie befreien. Das war nun einmal eine Tatsache.
„Tahnea, was kann ich für dich tun? Ich besitze nicht die Arroganz, anzunehmen, dass du Interesse daran hast, als Doppelagentin für mich tätig zu sein."
„Nein, wahrlich nicht. Das war Patricias Ding. Allerdings habe ich trotzdem Interesse an einer Zusammenarbeit. Wir haben ein ähnliches Ziel, jedenfalls was den dunklen Lord angeht. Wir wollen ihn beide Tod sehen. Wir suchen beide seine Hokruxe. Wir könnten also von der gemeinsamen Suche beide profitieren. Ich jedenfalls hätte den Ring nicht auf meinen Finger geschoben, schon alleine, weil meine Magie mich vor dem Fluch gewarnt hätte", stellte ich spitz fest und zeigte auf die eine Hand des Schulleiters. Sie war anders als beim Schuljahresende ganz schwarz und wirkte abgestorben. Noch etwas, dass Snape mir gegenüber erwähnt hatte, vermutlich um mich hierher zu locken. Im Auftrag von Dumbledore.
„Nun, wie sie sicherlich schon selbst erkannt haben, hat Snape ihnen nicht grundlos die Brotkrumen zugeworfen. Auch wenn ich mir bewusst bin, sie werden mich spätestens nach dem Ableben des dunklen Lords hintergehen, werden wir wohl vorerst beide von einer Zusammenarbeit profitieren."
„Als würden sie mich nicht hintergehen wollen", höhnte ich. Er brauchte hier jetzt nicht auf Moralapostel tun. Er hätte Patricia ohne mit der Wimper zu zucken geopfert. Er hatte das Leben von einem Haufen Ordensmitgliedern aufs Spiel gesetzt, als er Snape den Wachplan hat weitergeben. Nur wegen ihm war Emmeline Vance jetzt tot. Vermutlich nur ein weiteres notwendiges Opfer auf seinen Weg zum Sieg.
„Nun, ich kenne ihr aktuelles Ziel nicht, Tahnea, aber nachdem was ich über den Fluch der Kriegsnymphe weiß, wird es nichts Gutes sein. Daher gebe ich offen zu, ich suche nach einem Weg sie zu vernichten, um Patricia als zuverlässigere Verbündete zu gewinnen. Außerdem hatte sie nicht die Neigung, die Ordensmitglieder zu töten."
„Als würde ihnen viel am Leben der Ordensmitglieder liegen. Emmeline Vance wurde nur getötet, weil sie Snape gebeten haben, sie zu verraten", lachte ich den Schulleiter aus. Er sollte gar nicht so tun, als wäre ich die böse, weil ich die Ordensmitgliedern tötete. Bei mir wussten sie wenigstens, ich war der Feind. Ganz anders war es bei ihm. Sie glaubten, er würde sie beschützen, doch eigentlich spielte er nur Schach und sie waren die Figuren.
„Ich gab ihnen die Information, doch sie haben ihr das Leben genommen", stellte der Schulleiter fest, als würde das meine Behauptung widerlegen und nicht bestätigen. Er hätte sie retten können, tat es aber nicht. Ich natürlich auch nicht, aber ich behauptete auch nicht, der Gute der Geschichte zu sein. Ich hatte mir den Namen Tahnea schließlich nicht grundlos gegeben.
„Ich ihr nicht das Leben genommen. Also ich wollte sie erst umbringen, aber dann habe ich gemerkt, dass Samuel sie nicht liebt. Warum hätte ich mir also die Hände schmutzig machen sollen? Dummerweise sind dann ein paar Todesser gekommen. Einer von ihnen hat sie wohl ermordet. Wir sind also beide gleich schuldig, weil wir beide nur zugesehen haben, wie man ihr die Kehle aufschneidet, anstelle sie zu retten. Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht vorher so getan habe, als wären wir Freunde."
Der Schulleiter zuckte nicht einmal mit den Wimpern aufgrund meiner spitzen Bemerkung. Damit hatte wenigstens dieses sinnlose Abstreiten ein Ende. Dem Moralapostel habe ich wohl das Maul gestopft.
„Und Amelia Bones? Wer ist für ihren Tod verantwortlich?", wurde schließlich das Schweigen gebrochen.
„Voldemort. War ganz stolz auf sich, als er ihr das Licht ausgeknipst hat. Glauben sie mir, wenn ich jemanden ermorde, dann nicht mit Avada Kedavra. Viel zu schnell, viel zu gnädig. Ich bevorzuge gute alte Muggelwaffen. Die Muggezeitungen sind voll mit meinen Taten. Aber es wundert mich nicht, dass sie geköpften PIRA-Mitgliedern keine Beachtung schenken. Nicht ihr Problem, was?"
Erneute Schweigen von Seiten des Schulleiters. Ich ließ ihn noch ein paar Sekunden darüber nachdenken, bevor ich mich schließlich von ihm wegdrehte.
„Machen sie sich nichts draus. Morgen können sie höchst wahrscheinlich im Tagespropheten lesen, wie ich töte. Mein nächstes Opfer hat sich selbst auf meine Liste gesetzt, deshalb wird es sich da wohl kaum herauswinden können", rief ich ihm zum Abschied zu.

Hexagramm - PapiertigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt