Kapitel 15

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Die Weihnachtsferien waren eine wirklich schöne Zeit. Endlich konnte man sich in Ruhe um alles kümmern, ohne ständig von Unterricht unterbrochen zu werden. Unterm Strich hieß es, dass Draco und ich nach dem Frühstück mit genug Essen für den Tag in den Raum der Wünsche verschwanden, nur um dort den ganzen Tag unseren Aufgaben nachzugehen.
Er bastelte am Verschwindekabinett, während er jeden Tag aufs neue hoffte, endlich zu hören, dass sein Plan mit der Flasche Met doch von Erfolg gekrönt war. Bisher hatte man allerdings noch nicht einmal gehört, dass eine vergiftete Flasche Met aufgetaucht war.
Ich hingegen wälzte noch immer Buch um Buch. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, wirklich alles über das Medaillon von Slytherin und Hufflepuffs Kelch zu wissen. Nur wusste ich noch immer nicht, wie ich Ersteres aus dem Grimmauldplatz kriegen sollte und wo sich Letzteres befand. Darauf hatte ich noch immer keine Antwort gefunden und auch Dumbledore schien noch immer nicht bereit zu sein, wie am Anfang des Schuljahres versprochen, mit mir zusammenzuarbeiten.
Zugegebenermaßen, ich hatte ihm auch nicht das zerstörte Medaillon von Ravenclaw gebracht, um von meinem Erfolg zu berichten. Egal, was der Schulleiter am Anfang des Schuljahres mit dem Gespräch bewirken wollte, eine Zusammenarbeit war es nicht. Dabei war ich mir mittlerweile sicher. Also musste ich wohl seine Abwesenheit mal wieder für einen Einbruch in sein Büro nutzen.
Neben meinem Wissen über die Artefakte der Hogwartsgründer hatte sich auch meine Kenntnis über alte Zaubersprüche um einiges erweitert. Nachdem ich die leere Bibliothek von Zeus entdeckt hatte, hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wo ich alternativ Wissen über die alten Zauber herbekam. Meine möglichen Quellen waren ziemlich mager. Das Schloss der Kriegsnymphe kam nicht in Frage, weil ich noch immer Angst hatte, sie würden mich dann in einen fensterlosen Kerker sperren, bis Patricia wieder diesen Körper übernommen hätte. Kiras zu Hause ging nicht, weil ich die alten Schutzzauber nicht so einfach überwinden konnte. Mit genug Geduld würde ich es wahrscheinlich irgendwann schaffen, aber das war eine zu langwierige Angelegenheit. Dann kannte ich noch Kanada, doch die Bibliothek war natürlich auch noch immer bestens bewacht. Blieb eigentlich nur noch eine Nymphe, die Bücher aus der Zeit der Götter besaß. Jessica Junker.
Tatsächlich hatte die Nymphe von Apollon gar nicht lange mit mir herumdiskutiert, als ich ihr erklärt hatte, ich würde bei ihre auftauchen, um mir Bücher bei ihr auszuleihen. Kommentarlos hatte sie mich in ihre Bibliothek gelassen, hatte mich mit bleichen Gesicht dabei beobachtet, wie ich nach Lesestoff suchte, und war dann erleichtert zusammengesackt, als ich mit einem Rucksack voll Literatur wieder verschwand.
Auch wenn alle Bücher thematisch vielversprechend gewesen waren, ein passendes war nicht dabei. Es überraschte mich eigentlich nicht wirklich. Ich hatte Jessica angekündigt, ich würde ihre Magie auf mich übertragen und sie umbringen. Vielleicht hatte sie verstanden, dass ich gerade nach genau so einem Zauber suchte, und würde mir deshalb niemals das passende Buch übergeben. Wenn sie klug war, hatte sie schon vor einem halben Jahr angefangen, ihre Bibliothek zu durchforsten, um alle Bücher mit dem Hinweis auf einen passenden Zauberspruch zu vernichten.
Aber ich hatte nun einmal keine Alternative. Solange ich keine weitere Bibliothek mit Nymphenliteratur fand, musste ich mich mit dem Abfinden, was ich nun einmal zur Hand hatte. Das war leider nur Jessicas Bibliothek. Also setzte ich all meine Hoffnung darein, dass sie niemals die ganzen kostbaren Zauber vernichten würde. Auch wenn es dumm war, einen so gefährlichen Zauber zu behalten.
Allerdings war natürlich nicht jeder so zielstrebig wie ich. Ich würde mich niemals davon abhalten lassen, dass ich emotional an irgendetwas hing. Jessica allerdings schon. Sie und ihre Familie horteten diese Zauber seit der Zeit von Apollon. Es waren alte Familienerbstücke für sie. Sie hing an ihnen, nicht nur, weil sie nun einmal nicht zu ersetzen waren.
Wenn Draco und ich nicht gerade unsere blutigen Pläne weiter vorbereiteten, landeten wir tatsächlich immer wieder auf den Matratzen, die nicht unweit vom Verschwindekabinett aufgetürmt waren. So langsam schien sich das schlechte Gewissen des Slytherins zu verabschieden, weil er mit mir schlief. Ich wusste nicht, ob er einfach innerlich resigniert hatte oder das schlechte Gewissen überwunden, doch es war mir auch vollkommen egal. Hauptsache ich musste mir nicht mehr sein Gejammer nach dem Sex anhören.
Doch so sehr Draco und ich uns auch in den Ferien auf unsere Ziele konzentrierten, wir kamen keinen Schritt weiter. Von Hufflepuffs Kelch fehlte noch immer jede Spur, das Medaillon war noch immer im Haus der Blacks, die restlichen Horkruxe unbekannt und die Magie der anderen Nymphen konnte ich auch immer noch nicht absorbieren. Im Großen und Ganzen war es einfach nur frustrierend.

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