Kapitel 25

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Ich fühlte mich taub. Einfach nur taub. Ich versuchte, irgendein Körperteil zu bewegen. Finger, Zehen, Arme, Beine, doch es gelang mir nicht. Nicht einmal meine Augen konnte ich öffnen. Ich lag einfach vollkommen unbeweglich auf irgendeiner Matratze. Jemand hatte mich ordentlich zugedeckt, jedenfalls spürte ich überall Stoff auf meiner Haut.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier schon lag. Ich wusste auch nicht, wie viel Zeit seit dem ich hierher gebracht worden war. Ich hatte nur das Gefühl, immer mal wieder für einige Zeit weg zu sein. Ich konnte nicht begründen, warum. Immer wenn ich wieder wach wurde, hatte sich nichts verändert. Ich lag hier alleine herum, mein Körper fühlte sich taub an, weshalb ich nur warten konnte, was als Nächstes passieren würde.
Auch wenn ich mir nicht sicher sein konnte, war ich mir ziemlich sicher noch immer in der Gewalt von meiner leiblichen Familie zu sein. Vermutlich wollten sie mich mit dieser Aktion davon abhalten, noch weitere Leute zu töten. Zugegebenermaßen, es klappte auch ganz gut. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich aus dieser Lage wieder befreien sollte, wenn ich mich nicht bewegen konnte.
Ein leises Quietschen war zu hören. Vielleicht eine Tür?
Schritte von mindestens drei Personen kamen in den Raum herein. Anscheinend gesellten sich meine Entführer mal wieder zur mir. In mir fing mal wieder die Wut an zu brodeln. Ich hatte keine Ahnung, wie sie es schafften, mich in diesem Zustand zu halten. Verabreichten sie mir regelmäßig Schlaftrank? Aber dann hätte ich doch schon viel früher jemanden bemerken müssen, der herkam, um ihn mir wieder einzuflößen oder wenigstens zu spritzen.
Die Schritte einer Person kamen zu meiner Lagerstätte herüber. Sie musste jetzt genau neben mir stehen. Unter anderen Umständen hätte ich jetzt mein Messer herausgezogen und ihr damit die Kehle aufgeschlitzt. Doch das konnte ich nicht, schließlich konnte ich nicht einmal einen Finger bewegen. Stattdessen spürte ich, wie man mir vorsichtig eine Hand auf die Stirn legte, als würde man bei mir Fieber fühlen wollen.
„Sie ist immer noch extrem heiß. Es hat anscheinend nichts gebracht, dass wir ihr weniger Schlafmittel geben", hörte ich Samuel Huxon den anderen Leuten im Raum mitteilen. Also flößten sie mir doch irgendwie ständig etwas von dem Beruhigungstrank der Kriegsnymphenfamilie ein. Anscheinend hatten die Familie beschlossen, es wäre an der Zeit mich aufzuhalten.
„Dann drehen wir es noch weiter ab", hörte ich Jean vorschlagen. „Du hast selbst gesagt. Wenn wir ihren Zustand nicht in den Griff kriegen, stirbt sie."
„Wir können das Schlafmittel nicht weiter absetzen. Sie ist bewegungsunfähig, aber zwischenzeitlich immer wieder wach. Es noch weiter herunterzudrehen, wäre zu gefährlich. Wir müssen nur herausfinden, warum sie plötzlich so auf das Mittel reagiert, um das zu verhindern", bestimmte der Heiler.
„Als ich ihr im ersten Jahr den Trank verabreicht habe, konnte sie ihre Magie danach eine ganze Zeit lang nicht einsetzen und sie war auch zu geschwächt, um zu laufen oder zu kämpfen. Dabei war es nur ein minimaler Bruchteil von dem, was wir ihr momentan geben. Wir müssen sie also nicht ruhig halten", warf Remus Lupin ein. Innerlich grinste ich. Ja, sollten sie doch den Trank noch weiter runter schrauben. Sie würden schon sehen, was sie davon hatten. Aus irgendetwas hier, würde ich schon eine Waffe bauen können, mit der ich sie alle umbringen würde. Auch ohne viel Kraft.
„Remus, das ist zu gefährlich. Ihre Kraft ist seitdem sehr viel stärker. Wenn wir ihr erlauben, sich zu bewegen, müssen wir immer zu ihr rein, um ihr erneut den Trank zu geben. Wenn da etwas schief geht ... wir können sie nicht hier drin Amok laufen lassen. Selbst jetzt habe ich immer Angst, dass wir einmal zu spät kommen, um den Trank nachzufüllen. Dass wir beim Brauen einen Fehler machen und ... wir gehen jetzt schon ein großes Risiko ein. Ich kann es nicht noch höher werden lassen."
„Und was sollen wir dann machen?", fragte Jean hysterisch.
„Patricia befreien und herausfinden, wie die Nebenwirkungen bekämpfen können, um mehr Zeit zu gewinnen", stellte Samuel in einem resignierten Ton fest.
„Wir sind doch schon alles durchgegangen. Was willst du machen, um sie zu befreien?", kam es genervt von der Frau.
„Ich weiß es doch auch nicht, Jean. Was sollen wir sonst machen? Wir können sie nicht herumlaufen lassen. Sie wird es nie verkraften, wenn sie jemanden tötet."
„Dafür ist es zu spät! Ihr habt doch die Fotos gesehen. Sie hat schon unzählige Menschen getötet. Mir den PIRA-Mitgliedern käme sie vielleicht noch klar, aber Emmeline – Samuel, wir können sie nicht mehr beschützen!
Ich habe euch von Anfang an gesagt, dass ich nicht glaube, dass hier ist die Zwischenlösung für ein paar Tage. Wir können sie nicht befreien. Sirius hat versagt, obwohl er ihr wesentlich näher stand als wir. Ich setzte meine letzte Hoffnung auf Natasha, aber bis wir sie finden, kann es noch Jahre dauern. Falls wir es jemals tun.
Die Zeit hat Patricia aber wahrscheinlich nicht mehr. Nicht so. Wenn ihr es nicht aussprechen wollt, tue ich es. Wir brauchen von der Kriegsnymphenfamilie Hilfe. Sie wissen vielleicht mehr. Sie können uns vielleicht helfen."
„Wir hatten sie gefragt und sie haben es abgelehnt, Jean", fuhr Samuel seine Cousine an. Diese schien sich allerdings nicht davon verunsichern zu lassen. Stattdessen redete sie einfach vollkommen ruhig weiter.
„Ich weiß, aber das war, bevor wir sie hatten. Sie wollten doch nur nicht, dass wir uns in Gefahr bringen. Ich habe schon ein Brief nach Frankreich geschickt. In ein spätestens zwei Stunden sind sie hier."
Was Samuel und Remus dazu sagten, konnte ich nicht mehr hören. Die Stimmen wurden zu einem undeutlichen Rauschen im Hintergrund, bevor sie schließlich ganz verstummten.

Hexagramm - PapiertigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt