Kapitel 21

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Die dicken grauen Regenwolken blieben auch die nächsten Wochen am Himmel. Jedes Mal wenn sich doch mal die Sonne durch eine Lücke schob, wich sie innerhalb weniger Minuten wieder dem kalten tristen Grau. Je näher der März rückte, desto windiger wurde es. Der März wurde unterm Strich immer näher geweht.
Hermine lag noch fast den ganzen restlichen Februar im Krankenflügel. Sehr zu meiner Freude hatte sie das Gift so schlimm zugerichtet, dass sie nicht einmal mehr an mich in der Gestalt der Ravenclaw erinnern konnte. Ihren misstrauischen Blicken in meine Richtung nach zu urteilen, glaubte sie allerdings Potter, wer für ihren Zustand verantwortlich war. Allerdings hielt ich sie auch ohne seine Aussage für intelligent genug, um eins und eins zusammen zu zählen. Es gab nun einmal nicht so viele Leute, die den Mumm hatten, so einen Anschlag unter Dumbledores wachsamen Augen durchzuführen.
Auch heute war es mal wieder furchtbar windig. Unten im Gemeinschaftsraum der Slytherins bekam man davon allerdings mal wieder nichts mit. Die kleinen Wellen auf dem See konnte man aufgrund der Tiefe nicht sehen. Der einzige Hinweis auf das schlechte Wetter dort oben, war, dass der Kraken noch immer gemütlich auf seinem Schlafplatz am Grund des Bodens lag. Er hatte also keine Hoffnung, irgendein Schüler würde vorbeikommen, um ihn zu füttern, was hieß, das Wetter musste wirklich mies sein.
Vor dem schwarzen Brett hatte sich mal wieder eine lange Schlange gebildet. Anscheinend gab es sehr interessante Neuigkeiten dort. Vielleicht die Erinnerung daran, dass in drei Tagen, am 1. März das nächste Hogsmeadewochenende anstand. Wahrscheinlich hatten die ganzen Dummköpfe schon wieder vergessen, wann der nächste Termin war.
Ich ignorierte das schwarze Brett einfach. Egal, was dort stand, die Gerüchteküche würde es von ganz alleine zu mir tragen. Ganz, ohne mich dort durchquetschen zu müssen. Also lief ich einfach an der Gruppe vorbei, um zum Frühstück zu gelangen.
Tatsächlich sollte ich recht behalten. Ich hatte mich noch nicht an den Slytherin-Tisch gesetzt, als ich die Leute schon über den Hogsmeadeangriff flüstern hörte. Ich musste auch nicht lange warten, bis ich raushören konnte, was los war.
„Das können die doch nicht machen", murrte eine Ravenclaw, als ich gerade in Hörweite war.
„Nach den ganzen Vorfällen ist das wohl nicht verwunderlich. Erst Katie Bell und jetzt gab es auch noch einen Anschlag auf Hermine Granger. Hogsmeade ist ein zu hohes Risiko", antwortete eine Freundin von ihr.
„Der Vorfall mit Granger war hier. Das hat wohl bewiesen, all die Sicherheitsvorkehrungen helfen uns nicht weiter. Warum müssen wir auf Hogsmeade verzichten, wenn die größte Gefahr hier über die Flure läuft." Die Ravenclaw drehte sich zu mir um. Ich bekam einen ziemlich wütend Blick von ihr ab, worauf ich allerdings nicht reagierte. Sie würde schon sehen, was sie von diesen Lästereien hatte, wenn ich Basílissa war.
„Pass auf, was du sagst", zischte ihre Freundin verängstigt. „Ansonsten wird sie noch wütend und wir sind die Nächsten. Wir sollten froh sein, dass man sie nicht mehr rauslässt, dann kann sie sich wenigstens nicht mehr von außerhalb Gift besorgen."
Ich verdrehte die Augen. Als wären ihre eigene Worte besser. Dabei hatte ich gar nicht vor, sobald wieder Gift von außerhalb zu besorgen. Nach meinen gescheiterten Anschlag auf Hermine war mir die Lust daran vergangen. Der nächsten Person würde ich wieder den Kopf abschlagen. Das war zuverlässiger.
Ärgerlich war der gestrichene Ausflug trotzdem. Ich hatte die letzten Wochen mal wieder vermehrt meine Nase in die Bücher von Jessica gesteckt, anstelle Mordanschläge auf Hermine oder Ron zu planen. Auch wenn ich nun meinen aktuellen Lesestoff aus hatte, ein hilfreicher Zauber war noch immer nicht gefunden. Aber irgendeine Möglichkeit musste es einfach geben. Die Kräfte waren durch einen Zauber gekommen, man konnte sie also auch durch einen nehmen.
Vielleicht war genau das mein Fehler. Ich suchte ein Zauber, um die Fähigkeiten der Nymphen zu übertragen, doch den hatte man noch nie gebraucht. Warum also sollte er in einem Buch stehen. Die Götter selbst hatten damals einen Zauber umwandeln müssen, um uns Nymphen überhaupt erst zu erschaffen. Wahrscheinlich musste nun auch der Zauber für die Übertragung der Kräfte erst geschaffen werden. Anstelle mich immer auf einen schon fertigen Zauber zu konzentrieren, sollte ich mich vielleicht mehr mit der Erschaffung der Nymphen beschäftigen. Mit den Zaubern, die damals dafür umgewandelt wurden, um die Gegenzauber für den ursprünglichen Zauber dann ebenfalls umzuwandeln.
Das hieß wohl, ich hatte einen neuen Bücherauftrag für die Apollonnymphe. Wenn ich heute noch die Eule losschickte, sollte sie spätestens morgen bei ihr in Deutschland eintreffen. Dann konnte ich ihr gleich noch mitteilen, dass der Hogsmeadeausflug gestrichen war und wir die Übergabe neu Planen mussten. Ich hatte zwar überhaupt kein Problem damit, mich aus Hogwarts herauszuschleichen, doch das musste nicht unbedingt an einem Samstag sein, wo mehr Leute in Hogsmeade unterwegs waren. Ein Tag in der Woche war dafür viel besser. Vor allem während der normalen Arbeitszeiten. Der einzige Nachteil war, ich würde noch länger auf meinen Nachschub warten müssen und hätte so die nächsten Tage in diese Richtung nichts zu tun. Wie nervtötend.

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