Ungeduldig trat ich von einen Fuß auf den anderen. Unterricht war eh schon eine Zeitverschwendung und jetzt fingen wir auch noch mindestens zwei Minuten zu spät an. Hoffentlich würde Professor McGonagall sie nicht hinten dran hängen, schließlich war es ihre Schuld. Ich wollte pünktlich zurück zu meinen Nachforschungen über diese verdammten Artefakte der Gründer.
Doch anstelle im Unterricht zu sitzen, sah ich gerade nur Ron Weasley dabei zu, wie er mit Lavender Brown rumknutschte. Oder wie sie sich gegenseitig auffraßen. So ganz sicher war ich mir da noch nicht. Wenn es Letzteres war, würde ich gerne Harrys Reaktion sehen. Was würde er wohl machen, wenn sein bester Freund Opfer von Kannibalismus geworden ist?
Leider würde ich es wohl kaum herausfinden. Auch wenn ich es wirklich interessant finden würde, hatte ich nicht vor unter die Kannibalen zu gehen und auch Lavender Brown hatte wahrscheinlich nicht das Ziel. Stattdessen würde sie wahrscheinlich weiter mit ihrer neuen Liebe zu ekelhaft in der Öffentlichkeit herumlecken.
Nicht nur ich schien wenig begeistert von dem neuen Paar unserer Klasse zu sein. Auch die meisten anderen Schüler sahen ein wenig angeekelt zu dem frischen Paar herüber. Anscheinend wünschte sich fast jeder hier, sie würden endlich damit aufhören.
Doch am meisten litt wohl Hermine Granger unter dem Anblick. Immer mal wieder sah sie zu dem Paar herüber. Sie sah so aus, als würde sie sich zwischen heulen und Erwürgen des Paares entscheiden könnte. Ich würde ihr definitiv zum Erwürgen raten. Könnte zwar mit einem Aufenthalt in Askaban enden, wäre aber meiner Meinung nach viel effektiver, als seine Zeit mit Tränen zu verschwenden.
„Jamie und ich sind aber nie so, oder?", fragte Adina ihren Bruder, nachdem sie mehrere Minuten das knutschende Paar angeekelt beobachtet hatte.
Draco sah mit verstörten Blick von seinem Buch auf. Er hatte sich bisher ganz auf sein Buch konzentriert. Ein Fachbuch über die Reparatur von Verschwindekabinetten. Ich hatte es ihn nach Hogwarts reingeschmuggelt, damit ich nach dem Mord an Dumbledore noch einen Weg hierrein offen hatte. War tatsächlich gar nicht mal so schwer gewesen. Jetzt tarnte er es – meiner Meinung nach ziemlich schlecht – als ein Buch über die Gefahren von Liebestränken. Eigentlich hatte er nur den Buchumschlag von diesen darum gelegt, doch bisher war es noch niemanden aufgefallen. Parkinson hatte doch tatsächlich ein Gespräch über das Thema anfangen wollen.
„Nein, ihr seid diskret", meinte er schließlich, während er verächtlich die Nase rümpfte. Dabei sah er genauso aus wie seine Mutter, wenn sie mal wieder so wirkte, als hätte sie einen üblen Geruch in der Nase.
„Bei euch laufen solchen und andere Dinge im Schlafzimmer ab", stellte ich ungerührt fest. „Jedenfalls im Malfoy Manor. Ich habe noch nicht herausgefunden, wo ihr hier immer seid. Ehrlich gesagt, hat es mich bisher auch noch nicht genug interessiert, um euch auszuspionieren. Es ist nicht unser Schlafsaal, mehr interessiert mich nicht. Du solltest Weasley vielleicht ein paar Tipps geben, damit uns dieser Anblick erspart bleibt."
„Es gibt Dinge, die teile ich ungern. Schon gar nicht mit Weasley. Mit Blaise habe ich die Infos geteilt. Nur für den Fall, dass du irgendwann beschließt, mal wieder Patricia ans Steuer zu lassen, Basílissa Tahnea", wurde mir von Adina in einem zickigen Tonfall mitgeteilt.
Ich zog unbeeindruckt eine Augenbraue hoch. In letzter Zeit hatte die Wassernymphe immer mal wieder Zickigkeitsanfälle gegenüber mir. Sie folgte zwar brav meinen Befehlen, doch immer wieder bekam ich von ihr verbal die Breitseite. Ausnahmsweise mal nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette zu stehen, schien ihre mutige Seite zum Vorschein zu bringen.
„Du wirst Zabini da eher mit seiner Neuen erwischen. Allerdings scheint die nicht nach Hogwarts zu gehen. Jedenfalls sieht er jeden Morgen hoffnungsvoll zum Himmel. Also wirst du wohl Glück haben."
„Blaise –", setzte Adina an, stockte dann allerdings, weil endlich Professor McGonagall mit eiligen Schritten um die Ecke kam. Die unnötige Wartezeit war wohl endlich vorbei.
„Ich entschuldige mich für meine Verspätung", stellte die Verwandlungslehrerin fest, während sie die Tür zum Klassenzimmer aufschloss.Ungeduldig blätterte ich in dem Buch über die Artefakte der Gründer herum. Draco stand ein paar Meter weiter am Verschwindekabinett und versuchte, es irgendwie zu reparieren. Bisher war seine Lektüre allerdings genauso hilfreich wie meine, was unterm Strich hieß, wir steckten noch immer beide in einer verdammten Sackgasse fest. Während ich allerdings genervt davon war, schien er der Verzweiflung mal wieder nahe zu sein.
Mit jedem Zauberspruch, der nicht funktionierte, wurde er ein wenig nervöser und dadurch auch unkonzentrierter. Er versaute die Aussprache, machte falsche Zauberstabbewegungen oder andere Fehler, weshalb immer mehr Zaubersprüche wirklich schief gingen.
„Du musst dich entspannen", stellte ich langsam doch etwas genervt fest, als ein Stapel kaputter Möbel aufgrund eines schiefgegangenen Zaubers auf mich kippte. Ich musste ihn mit Magie stoppen, um nicht doch noch erschlagen zu werden.
„Ich weiß, Basílissa", rief er aufgebracht. Keine zwei Sekunden wurde er noch ein wenig blasser, weil ihm wohl erst in dem Moment klar wurde, dass er sich mir gegenüber im Ton vergriffen hatte. „Tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein", fügte er noch hinzu.
„Du versuchst, den Stress abzubauen, indem du ihn an mir auslässt. Auf dauer ist das allerdings ungesund für dich. Ich habe nicht vor, dein Fußabtreter zu sein."
„Ich weiß, Basílissa. Ich mache mir Sorgen um meine Mutter. Der dunkle Lord wird ungeduldig. Er denkt, ich würde hier nur tatenlos herumsitzen, weil es so lange keinen Mordanschlag mehr gegeben hat. Ich muss ihm Ergebnisse vorweisen, ansonsten –" Draco beendete den Satz nicht, doch es war auch nicht notwendig. Ich wusste, welche Drohung der dunkle Lord ausgesprochen hatte. Wenn der Schüler nicht bald wieder etwas unternahm, würde es seine Mutter an den Kragen gehen.
„Slughorn hat bei Madam Pomfrey eine Flasche Met bestellt. Sie ist für Dumbledore als Weihnachtsgeschenk gedacht. Ich habe sie vergiftet", berichtete mir Draco, weshalb ich leicht die Augen verdrehte. Ein nächster verzweifelter Versuch, der kaum von Erfolg gekrönt sein würde. Zwar hatte die Flasche eine Chance, ins Schloss zu gelangen, aber dann musste Dumbledore sie noch in einer Situation trinken, wo er nicht gerettet werden konnte. Also mit jemanden, der gleichzeitig trank oder alleine. Beides konnte schnell schiefgehen. Und dann war da natürlich noch die Frage, wann Dumbledore die Flasche aufmachte.
„Das wird wohl wieder nichts", meinte ich nur ungerührt.
„Irgendetwas muss ich machen! Mit dem Kabinett kommen wir schließlich nicht voran", wurde mir wieder verzweifelt entgegengeschrien.
Ich schüttelte nur leicht den Kopf. Anscheinend wollte er noch immer an mir, seine schlechte Laune auslassen. Allerdings war momentan natürlich auch niemand anderes da. Es fehlte definitiv an Alternativen.
Blöd nur, dass ich mittlerweile wirklich Interesse daran entwickelt hatte, dass dieses verdammte Verschwindekabinett repariert wurde. Und ich wollte es definitiv nicht auch noch selbst machen müssen. Ich hatte mit der Suche nach den Horkruxen und dem Zauber definitiv genug zu tun.
Also musste ich Draco irgendwie beruhigen. Ihm den Druck von den Schultern wegnehmen.
Ich legte mein Buch bei Seite und stand auf.
„Der dunkle Lord setzt dich ziemlich unter Druck. Du bereust es mittlerweile sicherlich, dich auf seine Seite geschlagen zu haben", meinte ich, während ich langsam zu ihm herüberging. Anstelle einer Antwort wurde ich allerdings nur ziemlich verstört angesehen. Vermutlich traute er sich nicht, die Wahrheit auszusprechen.
„Oh, du brauchst keine Angst davor zu haben, es laut auszusprechen. Mir ist egal, dass du ihm gegenüber untreu bist, solange du mir gegenüber treu bleibst. Ich kann mich für deine Mutter und dich einsetzen. Ich kann ihm versichern, dass du fleißig bist, und wir Narzissa noch gebrauchen können."
„Und was hättest du davon?", wurde ich gefragt, während jeder meiner Schritte mit Adleraugen beobachtet wurde.
„Deine Treue", stellte ich nüchtern fest. „Momentan mögen der dunkle Lord und ich Verbündete sein, doch das wird sich noch ändern. Er wird mir nicht kampflos den Thron abtreten. Es kann nur einer von uns überleben.
Wenn es zu dem Kampf kommt, brauche ich ein paar treue Gefolgsleute, um mich herum. Sei einer von ihnen und ich werde dich jetzt vor ihm beschützen. Deine Mutter wäre sicher und du könntest dich beruhigt deiner Aufgabe zuwenden, das Kabinett zu reparieren. Mit weniger Druck", schlug ich vor. Mittlerweile war ich auch bei ihm angelangt. Ich beobachtete aufs genauste seine Reaktion. Die Unsicherheit in seinen Augen, die Lippen, die er so fest aufeinanderpresste, dass sie nur noch dünne Striche waren, und der Unterkiefer, der sich nachdenklich bewegte.
„Und unter dir soll es besser werden?, fragte er schließlich resigniert. „Keine Drohungen mehr. Keine Erpressungen."
„Wenn du mir treu bist und immer dein Bestes gibst, nein. Ich sehe keinen Sinn darin, deine Mutter umzubringen, weil du trotz intensiver Suche keinen Weg findest, das Kabinett zu reparieren. Für andere Aufgaben kann ich euch beide schließlich noch immer gebrauchen.
Die Methode des dunklen Lords ist also einfach nur kontraproduktiv. Er lichtet seine eigenen Reihen und durch den Druck erzielen seine Anhänger schlechtere Ergebnisse. Ich will nicht behaupten, ich wäre eine kopftätschelnde Basílissa, aber ich bin wohl wenigstens nicht schlimmer als der dunkle Lord."
Draco schien noch immer zu überlegen. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass er so lange über mein Angebot nachdenken müsste. Er hatte Angst um seine Mutter und sich selbst, ich bot ihn ein Ausweg. Ich hatte damit gerechnet, dass er ohne zu zögern einwilligen würde. Also was wollte er noch von mir?
Und dann kam endlich Dracos Antwort: „Ich nehme euer Angebot an, Basílissa Tahnea. Meine Treue gehört euch."
Ich fing an zu lächeln. Genau das, hatte ich hören wollen. Jemand Weiteres, der sich erstmal auf meine Seite schlagen würde, um den dunklen Lord zu entkommen. Oh, ich machte mir nicht die Illusion, dass Draco irgendwann auch einen Weg suchen würde, um mir zu entkommen, doch solange die Hadesnymphe noch lebte, war er mein. Danach war die Frage, ob er noch einen Ausweg für sich sah oder nicht. Und was ich ihn in meinem neuen Reich anbot wohl auch.
„Eine kluge Entscheidung. Ich hoffe doch, die Sicherheit deiner Mutter beruhigt dich genug, damit du dich wieder auf deine Aufgabe konzentrieren kannst."
Ich verringerte den Abstand zwischen uns beiden noch etwas. „Und wenn es nicht ausreicht, kennst du ja meinen Vorschlag, um dem Abhilfe zu verschaffen", flüsterte ich ihm zu. Eigentlich erwartete ich wieder diesen verstörten Blick, der mir sagte, das würde auf gar keinen Fall jemals passieren. Doch stattdessen schien er dieses Mal wirklich darüber nachzudenken. Der Druck des dunklen Lords hatte ihm wohl noch mehr zugesetzt, als ich bisher gedacht hatte. Ein kleiner Anstoß und er würde seine unnötigen Moralvorstellungen über Bord werfen. Und ich hatte definitiv vor, den Anstoß zu geben.Zufrieden streckte ich mich, bevor ich anfing meine Kleidung auf dem Boden wieder einzusammeln. Der Sex hatte definitiv eine gute Hormonbombe losgelassen, weshalb ich mich wieder viel entspannter und ruhiger fühlte. Also ich war definitiv bereit, mich wieder in meine Bücher zu vertiefen, um endlich die letzten Artefakte der Gründer aufzuspüren.
Ich sah zu Draco, welcher sich mittlerweile auf der Matratze aufgesetzt hatte. Wir hatten sie auf einem Stapel ein paar Meter weiter gefunden. Das war definitiv die bessere Entscheidung, als sich einfach auf den Boden zu legen. Vielleicht nicht sauberer, aber wenigstens nicht so hart.
Der Slytherin wirkte allerdings nicht so entspannt, wie ich mich gerade fühlte. Er starrte mich eher entsetzt und entgeistert an, als würde ihm gerade erst bewusst werden, mit wem er gerade geschlafen hatte. Jetzt kamen wohl wieder seine Moralvorstellungen und erklärten ihm, er könne nicht mit dem Körper von Blaises Ex-Freundin schlafen. Falls ich mal wieder Entspannung brauchte, würde ich mir wohl jemand anderes suchen müssen.
„Du musst es Blaise nicht sagen. Aber eigentlich dürfte er damit kein Problem haben", stellte ich fest, um den nächsten zeitraubenden Nervenzusammenbruch zu verhindern.
Als Antwort fing Draco an, zu glucksen, weshalb ich verwirrt zu ihm sah. Kam jetzt doch noch der endgültige Nervenzusammenbruch?
„Schön, dass wenigstens etwas von Patricia geblieben ist", meinte er schließlich in einem wehmütigen Tonfall. „Aber du hast unrecht. Auch wenn ich zugebe, dass Blaise sich langsam damit abfindet, dass er Patricia verloren hat, würde er mir dafür den Kopf abreißen. Er liebt sie trotz allem und auch ohne Freund macht es das Ganze nicht richtiger."
„Patricia ist nicht hier! Es ist egal, ob sie das so gewollt hätte. Ich bin hier und ich wollte es", rief ich gereizt. Wann sahen die Leute endlich ein, dass sie besser ohne die kleine Patricia waren? Sie wäre zu schwach für diesen Auftrag gewesen. Sie hätte es nicht so weit geschafft. Aber ich nun einmal schon.
Wütend trat ich gegen einen Stapel alter Tische. Von weiter oben löste sich ein metallener Gegenstand und viel mir genau vor die Füße. Etwas ungläubig sah ich dahin. Vor mir lag ein silbernes Diadem in Form eines Adlers mit ausgebreiteten Flügeln. In der Mitte war ein londonblauer Topas eingesetzt worden. Ravenclaws Diadem. Ein weiterer Horkrux von Voldemort. Endlich hatte ich ihn gefunden.
Ein Teil von mir wollte ihn begierig aufheben und ihn sofort zerstören. Doch das wissen, dass Draco noch hinter mir auf der Matratze saß, wo er über die Frage nachdachte, ob es in Ordnung war mit mir zu schlafen, hielt mich davon ab. Er mochte mir gerade die Treue geschworen haben, doch man konnte nie sicher genug sein. Bisher hatte er keine Ahnung, wonach ich suchte, und dabei würde ich es auch gerne belassen. Was er nicht wusste, konnte er auch nicht verraten.
Also schob ich das Diadem nur scheinbar genervt unter die Tische. Ich würde später wiederkommen, um es zu zerstören. Eigentlich schade, um das Diadem. Angeblich sollte es schließlich dem Träger eine höhere Intelligenz verleihen. Es war dadurch ein interessantes magisches Artefakt. Aber es half nichts. Ich würde es zerstören müssen. Nach einem Messer einmal durch den blauen Edelstein, würde es sicherlich nicht mehr funktionieren.
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Hexagramm - Papiertiger
FanfictionDreizehn Nymphen mit dreizehn Kräften und dreizehn Flüchen. Drei Jäger und zehn Gejagte. Sirius, der Lügner; ihre leibliche Familie, die sie nicht genug wollten, um nach ihr zu suchen; der dunkle Lord, der ihr alles nahm - Patricias Wut hat sie noch...