Der Novemberwind zerrte an meinen Haaren und versuchte, sie aus meinem Zopf zu ziehen. Das Wetter war heute erstaunlich gut für den stürmischen Monat. Zwar fegte ein sehr kalter Wind über das Quidditchfeld, doch weder Schnee noch Regen nahmen uns die Sicht. Ich wusste noch nicht, ob ich es nun gut oder schlecht fand. Zwar konnten wir so entspannter das letzte Training vor unserem ersten Quidditchspiel absolvieren, doch es nahm uns auch die Chance, noch einmal bei schlechtem Wetter zu üben.
Unterm Strich konnten wir allerdings so oder so nichts daran ändern. Ich war nur die Kriegsnymphe, nicht die Gewitternymphe, also blieb es windig und trocken. Also schob ich schnell meine unnötigen Überlegungen über das Wetter zur Seite. Es gab wesentlich wichtigere Dinge, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Zum Beispiel, wo Voldemort seine verdammten Seelenteile versteckt hatte oder wie ich die Macht der anderen Nymphen absorbieren konnte. Oder wie jetzt gerade, wie wir morgen Gryffindor beim Spiel schlagen konnten. Eines stand für mich fest. Ich würde mir lieber den Arm abhacken, als Harry gewinnen zu lassen.
Mit Adleraugen beobachtete ich die verschiedenen Teammitglieder bei ihren Übungen. Unterm Strich war ich ganz zufrieden mit ihrem Trainingsstand. Sie waren nicht perfekt und ich mäkelte deshalb auch ganz viel an ihnen herum, aber sie hatten in den letzten Wochen viele Fortschritte gemacht. Gerade was die Kommunikation auf dem Besen anging. Außerdem hatten alle brav die Taktik gelernt. Benjamin Crow, der Zweitklässler im Team, hatte mir stolz erzählt, dass er sie mit seinen zwei Jägerkameraden ganz fleißig zusammen gelernt hatte und sie mittlerweile richtig gute Freunde waren. Die verdrehten Augen des zwei Jahre älteren Orion Vaisey sprachen allerdings eher dagegen. Solange sie allerdings als Team funktionierten, konnte mir das allerdings alles egal sein.
Die einzige Person, die momentan nicht bereit für das morgige Spiel wirkte, war Draco. Man sah ihn an, wie gestresst er war. Dicke Augenringe verunstalten sein ungewöhnlich blasses Gesicht. Seine Frisur und auch seine Kleidung waren nicht ganz so ordentlich wie sonst. Er war während des Trainings die ganze Zeit unaufmerksam, ließ ständig den Schnatz deshalb entkommen. Stattdessen sah er ständig zu mir herüber. Vielleicht weil ich mir bisher noch nicht sein Verschwindekabinett habe angucken können. Durch den Unterricht meinen Recherchen und das bevorstehende Spiel hatte ich noch keine Zeit dafür gehabt.
„Draco, pass auf!", schrie ich ihm zu, als er unaufmerksam mit den Besen in die Richtung von dem anderen Treiber und mir abdriftete, während wir gerade mit den Klatschern trainierten. Der Sucher hörte meinen Ruf allerdings anscheinend nicht. Vielleicht lag es am Wind oder auch nur daran, dass er zu sehr in Gedanken war, doch der Grund war unterm Strich egal.
„Draco Malfoy!", rief ich ein weiteres Mal, doch zu spät. Es kam schon ein Klatscher, den er natürlich nicht bemerkte, auf ihn zugeflogen. Er war zu weit weg, weshalb wir Treiber keine Chance hatten, ihn noch mit den Treibhölzern aufzuhalten. Ich ließ meines fallen und griff nach meiner Magie.
Orion Vaisey kam von rechts angeschossen. Er rempelte Draco an, weshalb dieser nach rechts weggeschleudert wurde. Anstelle, dass der Klatscher seinen Besen in zwei Teile zerschlug und sein Kinn von unten traf, flog er nur gegen den Fuß des Jägers. Ein leises Knacken war zu hören, als die Knochen dort drin brachen. Gleichzeitig gerät der Schüler in Schieflage und drohte vom Besen zu rutschen.
Ich kam bei den beiden Schülern an. Mit Hilfe meiner Magie ließ ich den Klatscher erstarren, welcher einfach Richtung Boden fiel und dort eine Kuhle in den Boden schlug. Benjamin kam seinem Jäger-Kollegen zur Hilfe. Nur weil er Orion festhielt, flog dieser nicht auch noch wie der Klatscher auf die Wiese.
„Bringt Orion in den Krankenflügel", wies ich die anderen Spieler an. „Du nicht Draco. Du hilfst mit den Bällen."
Und ich würde ihm gleich einmal ordentlich den Kopf zurechtrücken. Er hatte zur Entspannung unbedingt Quidditchspielen wollen. Jetzt sollte er sich auch entsprechend verhalten und nicht die eigene Mannschaft ein Tag vor dem ersten Spiel ausschalten.
„Konzentriere dich gefälligst! Morgen beim Spiel will ich so etwas nicht sehen! Wenn Vaisey kann es uns den Sieg kosten!", fuhr ich meinen Klassenkameraden an, als alle Bälle wieder in der Kiste verstaut waren.
„Wir haben doch für einen solchen Fall Ersatzspieler", kam es im resignierten Ton von Draco.
„Aber sie sind schlechter, deshalb sind sie nur Ersatzspieler! Reiß dich zusammen! Ansonsten gewinnen wir nicht den Pokal und den willst du wohl kaum Potter überlassen!", fuhr ich ihn an.
„Besser der Pokal, als dass ich bei meinem Auftrag scheitere", kam die nervöse Antwort.
„Ich habe dir gesagt, den Tag nach dem Spiel helfe ich dir. Momentan warte ich allerdings auf den Entspannungseffekt durch Quidditch. Der fehlt mittlerweile ganz."
„Momentan ist das Training auch eher ein zusätzlicher Stressfaktor als entspannend. Nach dem Spiel würde ich meine Position jemand anderen überlassen. Das wollte ich dir schon seit einigen Tagen sagen, Tahnea", wurde mir kleinlaut mitgeteilt.
Ich sah ihn ungläubig an. Nachdem er mich dazu gebracht hatte, nicht dieses blöde Kapitänsabzeichen abzulehnen, damit wir den Sieg erringen konnten, wollte er jetzt aussteigen? Sicherlich nicht!
„Du wirst das Team nicht verlassen!", wies ich ihn an. „Wenn du es als zusätzlichen Stressfaktor siehst, überlege dir neue Strategien, um dich zu entspannen. Ich habe dir einen Weg vorgeschlagen. Du kannst dir ja auch jemand ganz anderes Suchen, wenn du Patricias und Parkinsons Gefühle nicht verletzen willst. Vielleicht eine Muggelstämmige, die sind deiner Meinung ja eh nichts wert.
Jetzt geh herein, ruhe dich aus. Ich will dich morgen in Topform auf dem Feld sehen. Ich gehe in den Krankenflügel, um nachzusehen, wie schlimm der Schaden durch deine Unaufmerksamkeit ist."
„Natürlich, Basílissa", murmelte Draco, während er sich auch schon brav in Richtung Schloss abwandte. Mit hängenden Schultern machte er sich auf den Weg, während ich noch wütend vor mich hinschnaubend die Kiste wegstellte. Da gab man sich viel Mühe mit dem Jungen, damit er bei Voldemorts Spiel nicht gleich in Woche drei schlapp machte und dann wurde es einem so gedankt.

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Hexagramm - Papiertiger
FanficDreizehn Nymphen mit dreizehn Kräften und dreizehn Flüchen. Drei Jäger und zehn Gejagte. Sirius, der Lügner; ihre leibliche Familie, die sie nicht genug wollten, um nach ihr zu suchen; der dunkle Lord, der ihr alles nahm - Patricias Wut hat sie noch...