Kapitel 16

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~Damiano~

Sie weint.

Sie weint wegen dir.

Sie weint um dich, während du dich wie ein Irrer benimmst. Nicht einmal Marina vergoss je auch nur eine Träne um dich.

Du Idiot.

Die Stimme in meinem Kopf ließ mir keine Ruhe. Als ich den Schmerz in ihren Augen erkannte brach etwas in mir. Allein die Tatsache, dass sie es nicht einmal mehr länger schaffte mich anzusehen sollte mir schon klar machen, wie sehr ich sie verletzt hatte. Dabei wollte ich das doch auch, oder nicht? Aber warum fühlte sich das dann gerade so schlimm an? Als würde es mir ebenfalls weh tun.

In dieser Nacht lag ich schlaflos in meinem Bett und dachte darüber nach. Die Macht, die ich nach dieser kurzen Zeit schon über sie besaß, war erschreckend. Warum ließ sie mich so schnell in ihr Herz, obwohl ihr doch bewusst sein musste zu welchen grausamen taten ich fähig war. Und wie schlimm musste es erst werden, wenn ich sie in ein paar Wochen komplett wegschicken würde? Bei diesem Gedanken lief mir selbst ein Schauer über den Rücken. Aber kaum spielte ich mit dem Gedanken diese ganze Aktion abzubrechen kam auch schon wieder die andere Stimme. Die böse. Die echte.

Genauso sollte es doch laufen.

Gib ihr noch ein wenig das Gefühl du würdest sie brauchen und sie wird dir mit Haut und Haar verfallen.

Brich sie!

So vertraut wie ich mit ihr war, dieses Mal zweifelte ich an ihr. Ich hatte nie einen Grund dazu gehabt. Es war das Einzige, was ich hörte, wenn ich eine Entscheidung zu treffen hatte. Aber jetzt, jetzt wo diese andere Stimme da war, drängte sie sich immer mehr in den Vordergrund. Es gab sie erst seitdem Vanessa in mein Leben trat. Sie beharrte darauf sie zu beschützen. Ohne sie wäre sie wohl schon längst unter meiner Skrupellosigkeit zu Grunde gegangen. Beide fochten einen wilden Kampf in meinem Kopf aus. Sie wurden immer lauter und lauter bis ich selbst einen Schrei ausstieß und meine Faust gegen die nächstbeste Wand drosch.

Anscheinend brachte es tatsächlich etwas denn darauf herrschte komplette Stille. Beruhigt schob ich meinen Ärmel nach oben, um einen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen. Halb sechs. Um sieben hatte ich ein Meeting. Nur würde ich dieses Mal garantiert nicht Vanessa mitnehmen. Sie war wütend auf mich, wer wüsste was ihr alles einfallen würde. Ich beschloss mir später Gedanken darüber zu machen, wie ich sie wieder besänftigen konnte und richtete erst all meine Konzentration auf das Treffen.

Erst als ich einen letzten Blick in den Spiegel warf, um sicher zu gehen, dass mein schwarzer Anzug perfekt saß, machte ich mich auf denn Weg nach unten. Wobei ich noch einen Stopp vor Vanessas Zimmertür einlegte. Ich hielt mein Ohr an das Holz, aber es war Mucks Mäuschen still. Vorsichtig klopfte ich an.

"Nein!", schrie sie unverzüglich. Sie klang, wie ein bockiges Kind was mich leicht zum Schmunzeln brachte.

"Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass ich für einige Stunden weg bin. Die anderen kommen mit mir. Du bist allein." Ich betonte den letzten Satz besonders. Und erwartete genau diese Reaktion. Und zwar gar keine. Sie sagte kein Wort, da sie viel zu beschäftigt damit war einen Plan zu Schmieden wie sie an den Wachen unten vorbeikommen könnte. Da ich ihr ohne weiteres zutrauen würde, dass sie das sogar irgendwie schaffen könnte, blieb mir nichts anderes übrig. Ich holte den Schlüssel aus meiner Hosentasche und steckte ihn in das Loch. Und sperrte ab. Es ertönte ein leises Klacken. Einen Moment drauf trommelten schon ihre Fäuste gegen die Tür.

"Du Wichser! Hast du mich eingesperrt?! Mach sofort die Tür auf, du Schwein! Das wirst du bereuen, du zurückgebliebener Vollpfosten!" Ich lachte nur in mich hinein als ich mich von ihrem Gebrüll entfernte und die kreativen Schimpfwörter immer leiser wurden.

Ich will, dass du mich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt