Prolog

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~Damiano~

Während andere Kinder schlafen sollten, lag ich in meinem Bett und hörte dabei zu wie mein Vater unten feierte, sich volllaufen ließ und Frauen fickte, die nicht meine Mutter waren. Manchmal konnte ich verstehen, dass sie einfach verschwand und sich tagelang nicht blicken ließ. Momentan konnte sie es anscheinend Zuhause aushalten aber nur mit drei Flaschen Rotwein am Tag und ihren heiligen Zigaretten. Beide waren wohl zu voll, um an meinen sechzehnten Geburtstag zu denken.

Ohne groß darüber nachzudenken, griff ich in mein Nachtkästchen und holte die Pistole hervor die mir mein Vater vor vier Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Zu lange hatte ich diese Qualen über mich ergehen lassen aber nun würde ich dem Ganzen ein Ende setzen. Die Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass genau jetzt der perfekte Moment dazu war.

Mit der Knarre in meinem Hosenbund, schlich ich mich in das Schlafzimmer meiner Eltern. Dort saß meine Mutter an ihrem Schreibtisch und schrieb an ihrer Forschungsarbeit über Mikrobiologie.

Sie war eine intelligente und hübsche Frau, bis mein Vater kam und sie zerstörte. Jetzt war sie nur noch eine verzweifelte Alkoholikerin, die ihr Leben nicht mehr im Griff hatte. Sie bemerkte mich gar nicht bis ich hinter ihr stand und ihr den Lauf gegen den Hinterkopf drückte.

"Damiano?" wisperte sie mit einer zittrigen Stimme. Sie wusste, dass nur ich es sein konnte. Niemand sonst würde hier reinkommen und es wagen die Frau eines Mafiosos zu bedrohen. Zumindest niemand der einen Todeswunsch hatte. Vielleicht würde auch ich bei dieser waghalsigen Aktion draufgehen aber da mir mein altes Leben komplett am Arsch vorbei ging war das kein großes Problem für mich. Ich würde erst frei sein, wenn ich diese Wichser aus der Welt geschaffen hatte und ich endlich den Posten meines Vaters übernehmen konnte.

"Hey, Schatz. Was- Was tust du da?" Das wusste sie genau. Sie wusste, dass es mein größter Wunsch war es Gerechtigkeit zu schaffen, egal mit welchen Mitteln. Ich musste in meinem Leben schon auf so vieles Verzichten, da hatte ich es verdient.

Für meine Mutter war es nur eine Erlösung aus ihren Qualen. Außerdem brauchte ich sie nicht für meine Pläne und war somit nur eine überflüssige Person in diesem Spiel.

Ich zögerte also nicht lange, entsicherte die Waffe und drückte, ohne zu zögern ab. Der Schalldämpfer machte den Schuss fast geräuschlos und schon war es vollbracht. Ich habe das erste Mal in meinem Leben jemanden getötet. Das erste Mal fühlte ich mich wirklich wie ich selbst.

Sie sackte leblos in ihrem Stuhl zusammen. Das Blut spritzte in alle Richtungen, auch auf mich. Anstatt angewidert zu sein berührte ich die Wunde und verteilte anschließend die rote, dicke Flüssigkeit auf meinen Fingern. Ein Gefühl der Macht durchströmte meine Adern.

"Tut mir leid, Madre.", flüsterte ich leise und verschwand aus dem Raum. Entschlossen schlich ich den langen, dunklen Korridor entlang zur Waffenkammer. Um meinen Vater und seine ganzen 'Freunde' zur Strecke zu bringen benötigte es schon etwas Größeres als meine mickrige Knarre.

Einer unserer Wachmänner bewachte rund um die Uhr die Kammer, aber da der Bastard wohl nicht damit rechnete, dass ich ihm den Schädel wegschoss, war das für mich auch kein Hindernis. Ich nahm den Schlüssel aus seiner Hosentasche und sperrte die Türe auf. Durch einen Bewegungsmelder ging das grelle Licht an und zum Vorschein kamen tausende von Gewehren, Sprengsätzen und Messern. Ein paar davon hingen an den Wänden die anderen hinge-gen waren noch einmal extra in verschlossenen Schränken verstaut. Ich brauchte nicht lange, um zu überlegen was ich nehmen sollte. Eine AK-47 Kalaschnikow. Genug Schuss, um alle umzulegen die mir und meinem Masterplan im Weg standen. Ich nahm sie mit und bahnte mir endlich den Weg nach unten. Vor der großen Terassentür hielt ich noch einmal inne. Da draußen saß der Mann, der mein Leben zur Hölle machte und nicht nur meins. Er tötete unschuldige Menschen, vergewaltigte Frauen und betrog ohnehin schon arme Leute um ihr Geld.

Ob ich besser war? Wahrscheinlich nicht. Ansonsten hätte ich wohl gerade nicht unser halbes Personal abgeschlachtet. Ich nahm noch einen tiefen Atemzug, stieß die Tür auf und betätigte den Abzug. Alle die mit meinem Vater an demselben Tisch saßen waren Verräter. Also feuerte ich die Kugeln von vorne nach hinten. Die wenigstens hatten überhaupt noch die Chance aufzustehen, bevor ich ihre Herzen mit Blei durchlöcherte. Den einzigen denn ich mir aufhob war mein Vater.

"Verdammt, Damiano! Was ist in dich gefahren, Junge!?", schrie er, nachdem all seine Kollegen blutüberströmt am Boden lagen. Er kam auf mich zu, versteinerte jedoch sobald ich das Gewehr auf ihn richtete.

Er wollte mich zu einem Monster machen. Das hatte er geschafft. Ich schlug ihn lediglich mit seinen eigenen Waffen, die er mir eigenhändig beigebracht hatte. Ein unsicheres, dreckiges Lächeln spielte um seine Mundwinkel. "Beruhige dich. Ich bin dein Vater. Ich will dir nichts Böses." Seine Lügen widerten mich an. Schaffte er es nicht einmal zu seinen Taten zu stehen?

"Würde ein guter Vater so lange auf seinen Sohn eintreten, bis er drei gebrochene Rippe hat?" fragte ich mit einem trocken Lachen. Das schien ihn wohl ein wenig aus dem Konzept zu werfen. Wenigstens hielt er nun seinen Mund. "Ich will, dass du genauso leidest, wie ich es tat. Ich will hören wie du um Gnade bettelst. Ich will dich verdammt nochmal tot sehen!", knurrte ich wie ein wildes Tier und feuerte den ersten Schuss direkt in seine Eier.

An diesem Abend folterte ich meinen eigenen Vater zwei weitere Stunden und hörte erst auf als ihm ein Auge fehlte, all seine Finger gebrochen waren und ich schlussendlich sein verdorbenes Herz in den Händen hielt. Wie er wehrlos am Boden lag und ich entscheiden konnte was als nächstes mit ihm geschehen sollte erfüllte mich. Die Macht über Leben und Tod zu besitzen war unbeschreiblich.

In dieser Nacht habe ich meinen Platz in dieser Welt gefunden.

Dazu war ich geboren. Als Nachfolger meines Vaters. Als Oberhaupt der mächtigsten kriminellen Organisation Italiens. Dem Camorra Clan.

Ich will, dass du mich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt