Kapitel 14

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~Damiano~

Es war schon ungewöhnlich. Gerade eben lag Vanessa noch schlafend in meinen Armen während ich daran dachte, wie es wäre sie nie wieder freizulassen und ein paar Minuten später stand ich in meinem Büro und diskutierte lautstark mit meinen Leuten wie wir weiter verfahren sollten, da der Deal, der uns die nächsten zehn Jahre ein sicheres Standbein geboten hätte, nun durch sie ins Wasser gefallen war. Natürlich hätte ich es niemals zugelassen, dass dieser Hurensohn sie vergewaltigt, dennoch wäre das alles nie passiert, wenn sie einfach wie geplant die ganze Zeit über neben mir gesessen hätte. In meiner Nähe, in meinem Blickfeld.

"Warum musstest du ihn auch direkt zusammenschlagen? Wenn es um Geld geht, überlegst du doch immer erst zwei Mal, bevor du handelst! Das liegt doch nur an der Kleinen!", brüllte mir Tim ins Gesicht. Er regte sich von allen am meisten darüber auf.

"Pass auf wie du mit mir redest.", knurrte ich zurück. Alle in diesem Raum bemerkten die steigende Anspannung. Das war wohl auch der Grund, warum Alessio alle der Reihe nach mit einer unauffälligen Handbewegung nach draußen scheuchte und schlussendlich selbst das Zimmer verließ. Einerseits war es ganz gut, dass niemand unsere kleine Auseinandersetzung mitbekam, allerdings musste ich mich nun wirklich zusammenreißen ihn nicht am Kragen zu packen.

"Damiano, ich weiß du willst das nicht hören, aber sie tut dir wirklich nicht gut. Vor ein paar Wochen hättest du für diese Summe noch getötet!"

"Ich weiß...", gestand ich zerrissen und wand mich von ihm ab. Grübelnd ging ich auf und ab, auf der Suche nach einer Antwort auf meine verrücktspielenden Gefühle.

Mein ganzes Leben bestand aus einer reinen Routine. Und vor meinen Augen hatte ich nur ein Ziel. So viel Geld und Macht. Koste es was es wolle. Und nun kam dieses eine Mädchen und störte diesen Instinkt. Das gefiel mir überhaupt nicht, wenn ich genauer darüber nachdachte.

"Ich bekomme das irgendwie wieder hin, versprochen. Aber dafür muss ich erst einmal allein sein." Tim und ich hatten eine gemeinsame Vergangenheit, warum ich ihn nicht unhöflich davon schicken wollte. Er verstand zum Glück meine Bitte und ging ohne ein weiteres Wort. Er war wohl der einzige, von dem ich mir Ratschläge geben ließ. Damals war er der Erste, der einwilligte mir bei den ganzen Geschäften zu helfen. Seither sind wir beide wie Brüder. Auch wenn wir das dem anderen niemals sagen würden. Dafür waren wir zu Stolz.

Frustriert ließ ich mich auf meinen ledernen Stuhl fallen und warf die Hände vor mein Gesicht. Eine Lösung musste her, und zwar schnell. Sitzend drehte ich mich um, bis sich die gesamte Insel durch das Panoramafenster vor meinen Füßen erstreckte. So kamen mir immer meine besten Ideen. Also ging ich auch dieses Mal so an die Sache.

Es vergingen wohl einige Stunden in denen verschiedenste Szenarien und ihre Folgen durch meinen Kopf schwirrten. Aber nur einer erwies sich mir als wirklich sinnvoll: Abstand von ihr zu nehmen.

Natürlich würde ich mir unsere heißen Nächte nicht nehmen lassen. Das war ja schließlich der Grund, warum sie sich hier überhaupt befand aber unsere Zeit außerhalb meines Spielzimmers musste aufhören.

So schwer wie es werden würde, für uns beide, es war notwendig. Ansonsten würde sie mich mit in ihren Untergang ziehen.

...

Schon seit Stunden schaffte ich es all die Rechnungen zu bearbeiten die die letzten Wochen untergegangen waren. Ein weiteres Zeichen dafür, dass mich dieses Mädchen eindeutig aus dem Konzept brachte. Ein Klopfen an der Tür zerstörte meine ganze Konzentration. Und als ich im nächsten Moment schon Vanessas Kopf durch die Tür gucken sah war sie vollständig verschwunden.

"Was gibts?" Meine Stimme klang deutlich genervt. Mich regte es auf, dass ich sie nicht sofort auf dem Schreibtisch nehmen konnte.

"Ich wollte fragen ob du Lust hättest was zu machen. Wir könnten spazieren gehen oder einen Film sehen oder-" Ich unterbrach sie schnell, bevor sie noch mehr Sachen aufzählte, die ich gerade tausend Mal lieber machen würde.

"Tut mir leid, heute nicht. Ich habe zu tun." Schnell fokussierte ich mich wieder auf die Unterlagen vor mir. Ihren enttäuschten Gesichtsausdruck wollte ich gar nicht erst sehen. Allein ihr Oh Okay. versetzte mir einen Stich in die Brust. Ich hörte die Tür in ihr Schloss fallen. Erst dann konnte ich weiter Atmen. Es kostete mich viel Kraft ihrem Charm zu widerstehen, aber schlussendlich würde es das richtige sein. Ich brauchte nur die nötige Selbstbeherrschung.

Ich will, dass du mich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt