~Vanessa~
Schlaftrunken tastete ich den Platz neben mir ab, in der Annahme einen warmen, kräftigen Körper zu spüren. Stattdessen fasste ich nur in die flauschigen Fasern des Teppichs. Auch als ich meine Augen öffnete und mich im ganzen Raum umsah konnte ich Damiano nirgends entdecken. Dafür meine wild verteilten Klamotten. Sie weckten die Erinnerungen an gestern. An die Leidenschaft aber auch an die besondere Verbindung zwischen uns die sich so noch nie gezeigt hat oder Damiano bisher noch nie zugelassen hatte. Es schien als hätte er mich das erste Mal wirklich in sein Inneres Blicken lassen. Er hatte sich mir gegenüber verletzlich gezeigt und das bedeutete mir die Welt. Endlich hatten wir die Barriere eingerissen die sich so lange zwischen uns stellte.
Von draußen nahm ich seine Stimme wahr. Schnell sammelte ich all meine Kleidung und warf sie mir über. Ich ging in den großen Schlossgarten, dessen Bäume teils ebenfalls vom Feuer erwischt wurden. Dort fand ich auch Damiano. Neben ihm standen Tim und Fabrizio. Sie diskutierten lautstark. Als sie mich bemerkten schossen alle drei Köpfe direkt in meine Richtung. Ich lächelte etwas unbeholfen und stellte die wohl dämlichste Frage: "Alles okay?" Sie tauschten Blicke miteinander aus, bevor sich die beiden etwas distanzierten.
"Vanessa, wir müssen reden." Damianos Stimme löste Unbehagen in mir aus. Sie klang rau und kalt. Ich nickte und trat näher zu ihm. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz dabei anfing zu rasen. Eigentlich wollte ich gerade nichts lieber als die gestrige Nacht zu wiederholen und die Geborgenheit zwischen seinen Armen fühlen.
Ich sah zu ihm auf aber er mied meinen Blick. Einige Sekunden verstrichen in denen ich wartete. Bis er sich endlich an mich wandte. In seinen Augen lag eine Kälte die mir einen Schauder über den Rücken jagte.
"Du kannst Nachhause." Ich verstand zwar jedes einzelne Wort deutlich dennoch schien es so als hätten sie keinen Zusammenhang. Egal was ich versuchte, für mich ergaben sie keinen Sinn.
"Wie meinst du das?"
"Ich meine, dass es für dich an der Zeit ist zu gehen." Weitere Sekunden verstrichen in denen ich langsam anfing zu verstehen. Es fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen.
"Aber... Aber das kannst du nicht machen. Ich meine-" Verzweifelt suchte ich in seinen Augen nach etwas, dass mir halt geben würde. Was mir versichern würde, dass es sich hierbei nur um einen schlechten Scherz handelte. Aber tatsächlich war dort nichts außer schwarze leere. Ich schluckte schwer bevor ich weitersprach. "Weil ich glaube ich habe mich in dich verliebt." Diese Worte fühlten sich so fremd und dennoch war ich mir sicher, dass sie wahr waren. Dieser Tatsache war ich mir schon länger bewusst aber nie hatte ich den Mut sie auszusprechen. Viel zu groß war die Angst vor Zurückweisung. Aber jetzt war der richtige Zeitpunkt. Ich musste sie sagen. Es war meine letzte Chance ihn für mich zu gewinnen und für einige Zeit wirkte es auch so als hätte es eine Wirkung. Aber als er seinen Kopf hob und er plötzlich nichts mehr von dem Damiano hatte denn ich kannte wusste ich innerlich bereits, dass ich diesen Kampf verloren hatte, dass ich ihn verloren hatte.
"Ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Ich habe dich über meine Absichten gewarnt, aber du hast sie wohl überhört. So wie ich es erhofft hatte." Er legte eine Hand an meine Wange, die mir allerdings keinerlei Trost spendete. "Es waren alles Lügen, mi Amor."
'Ich werde in deinen Kopf eindringen und dort alles vernichten was nichts mit mir zu tun hat. Ich werde mit deinem Verstand Spielen. Ich werde dich süchtig machen, bis du das Gefühl hast nicht mehr, ohne mich leben zu können. Und wenn du mich anflehen wirst dich nie zu verlassen werde ich dich fortschicken. '
Gott, warum hatte ich nicht mehr daran Gedacht? Er hattes es mir nach unserer ersten gemeinsamen Nacht ins Ohr geflüstert. Anscheinend habe ich sie damals nicht ernst genommen.
"Es war also alles nur gespielt? Gestern auch?" Tränen brannten in meinen Augen und als er es mit einem Kopfnicken bestätigte brachen sie aus ihren Zellen. Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle. "Damiano bitte!", schrie ich und griff nach seinem Hemd. Ich zerrte daran in der Hoffnung er würde zu sich kommen. Aber nichts passierte. Er stand einfach da, mit diesem Ausdruck in den Augen als hätte er mich nie wirklich gekannt, als wäre ich eine Fremde für ihn. Er nickte seinen Männern zu.
"Bringt sie weg."
"Nein! Tu mir das nicht an! Lass mich nicht allein!" Sie packten mich an meinen Armen und zerrten mich mit aller Kraft weg von Damiano. Aber sobald ich keinen Halt mehr an seinem Hemd hatte brach ich zusammen.
Plötzlich fühlte es sich an als würde die Zeit stillstehen. Es war der Moment in dem ich realisierte was das bedeutete. Dass ich wieder eine Person verlor die ich liebte. Dass ich wieder von denjenigen verletzt wurde denen ich helfen wollte. Dass ich wieder nur benutzt wurde. Mein Herz musste bereits so viel Schmerz erleiden. Es schaffte es nicht mehr diesem Druck stand zu halten. All die kleinen Risse die sich seit meinem sechsten Lebensjahr darin sammelten brachen endgültig auseinander. Es zerfiel in tausende kleine Scherben, unfähig jemals wieder zu existieren. Zurück blieb nur leere.
Ich merkte wie sich ein Tuch gegen meine Nase drückte. Unterbewusst war mir klar, dass es sich hierbei um Betäubungsmittel handelte aber in diesem Moment kam es mir recht. Dieses Gefühl nichts zu spüren, diese Taubheit, konnte ich nicht länger ertragen. Das letzte was ich erkannte bevor ich meine Augen schloss war Damianos Gesicht. Ich erkannte noch wie er mit denen Lippen ein Leb wohl formte ehe sich alles um mich herum in tiefes Schwarz färbte.
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Ich will, dass du mich brauchst
Romantik~Damiano~ Schon von klein auf wurde mir gelernt sich einfach das zu nehmen, was man will und ich wollte sie. Mit ihren ozeanfarbenen Augen riss sie mich zurück in meine dunkle Vergangenheit. Ein Vergehen wofür sie bezahlen musste. Aber egal welche...