Kapitel 15

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~Vanessa~

2 verdammte Wochen.

14 lange Tage.

168 quälende Stunden.

Diese Zeit ist vergangen, seitdem Damiano mir aus dem Weg ging. Natürlich merkte ich es von Anfang an, dass etwas nicht stimmte. Er hielt mich wohl für blöd, wenn er dachte, dass ich ihm abkaufen würde, dass er denn ganzen Tag (und Nacht) Arbeit zu erledigen hat. Und sich nur eine Pause nehmen konnte, um unzüchtige Dinge mit mir anzustellen. Eine Zeit lang ließ ich mich darauf ein, aber es fing an sich unnatürlich, gezwungen anzufühlen. Die Chemie, welche unsere Körper verband, löste sich immer mehr auf. Wir gaben uns gegenseitig etwas, was so stark war, dass es noch nie jemand so intensiv fühlen konnte, wie wir es taten. Das alles drohte zu verschwinden.

Er schien das allerdings nicht zu merken. Und das machte mir noch mehr Sorgen. Irgendwas musste mit ihm nicht stimmen. Er bräuchte seine Ruhe mit diesem Satz wimmelte er mich jedes Mal ab. Egal ob ich mitten in der Nacht zu ihm gerannt kam wegen eines schlechten Traumes oder wenn ich ihn fragte, ob er mit mir zum Strand fahren wollte.

Die einzige Ablenkung bot mir Romina. Jeden Abend schleppte sie mich auf die Partys die täglich in Damianos Haus stattfanden. Zwar waren nur die Mittglieder der Organisation erwünscht trotzdem wurde ich von den anderen mit offenen Armen empfangen. Bis auf den Hausherrn selbst. Wenn er sich überhaupt blicken ließ, saß er nur in irgendeinem Sessel in der Ecke und schüttete sich grenzenlos mit Whiskey voll. Und dann, am Ende des Abends, kam er zu mir. Sturz betrunken aber genauso verführerisch wie sonst. Er gab das Gefühl als könnte er mich einfach nicht mehr in seiner Nähe ertragen. Zumindest nicht ohne Alkohol.

Auch an diesem Abend saß er an seinem Platz im Schatten. Niemand bemerkte ihn dort außer ich. Ich spürte immer und überall seine Anwesenheit. Die letzten Tage hatte ich ihn nur stumm beobachtet, aber ich sehnte mich zu sehr nach seiner Nähe als, dass ich es länger ertragen hätte können ihn so zu sehen.

Also stand ich auf.

Doch er, auch sobald er mich bemerkte. Erst dachte ich er würde mir entgegenkommen, stattdessen verschwand er durch die Tür, ohne mir auch nur einen Blick zuzuwerfen. Das schraubte meine Euphorie wieder ein wenig zurück. Ich beschloss ihm dennoch hinterherzugehen. Ich folgte seiner Spur aus offenen Türen, so selbstsicher wie er war rechnete er wohl schon wieder damit. Zu meiner Überraschung endete die Spur nicht im Spielzimmer. Sondern in seinem Bad. Ich kratzte meine letzten Reste Selbstachtung zusammen und lehnte mich lässig in den Türrahmen. Durch den riesigen Spiegel über dem Waschbecken betrachtete ich sein vor Wasser tropfendes Gesicht. Es tat weh als er nicht einmal jetzt meinen Blick erwiderte.

"Was ist los mit dir?", fragte ich sanft. Zwar konnte ich meinen Ärger auf ihn nicht leugnen, dennoch wollte ich ihm nichts vorwerfen, wenn ich gar nicht wusste was der Grund seines Verhaltens war.

"Was soll schon sein?"

"Ich bitte dich. Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir."

"Ich weiß nicht, was du meinst." Bei diesem Satz musste ich einmal tief durchatmen. Konnten wir uns nicht einfach ausreden und alles wäre wieder so wie vorher? Nein, er musste alles kompliziert machen.

"Ich merke doch, dass du mir aus dem Weg gehst. Du sitzt stundenlang in deinem Büro und erzähl mir nicht du würdest die ganze Zeit arbeiten. Außerdem ist es äußert komisch, dass du dir nur Zeit nehmen kannst, wenn dir mal wieder danach ist."

"Können wir das morgen besprechen?"

"Nein, verdammt! Ich habe dein ständiges hin und her satt!", platzte es plötzlich aus mir heraus. Sein Desinteresse machte mich wahnsinnig.

"Mach keinen Aufstand. Du wusstest was dich erwartet."

"Verstehst du denn gar nichts? Es macht mich verrückt! Es gibt uns nur noch in der Nacht. So habe ich dich nicht kennengelernt."

"Ich habe es dir von Anfang an gesagt, was ich von dir will. Und was nicht." Mit jedem Wort machte er mich immer wütender.

"Erzähl mir keinen Scheiß, Damiano. Du hast dich verändert. Ich habe seit Wochen kein Lächeln auf deinen Lippen gesehen. Du wirkst so einsam. Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber mir liegt etwas an dir." Diese Worte kamen erstaunlich leicht aus meinem Mund. Und ich wusste auch warum. Weil es der Wahrheit entsprach.

"Mir aber nichts an dir.", murmelte er leise. Allerdings verstand ich jedes Wort haargenau. Und spürte das Messer, welches er mir damit in mein Herz rammte. Von einem Moment auf den anderen wurde meine Wut zu Enttäuschung. All meine Kraft und Beherrschung verließen mich. Ich stand reglos da und starrte ihn an. So sehr ich mich bemühte, eine Träne schaffte es aus meinem Auge und kullerte meine Wange hinab. Das Geräusch als der Tropfen auf die kalten Marmorfliesen traf wirkte so laut. Nicht nur auf mich, auch er blickte endlich auf. Und als er dann auch noch verwirrt eine Augenbraue hob entkam mir ein Schluchzen. Er wusste anscheinend nicht einmal, was er mir antat. Mir wurde diese Situation zu viel. Ich ertrug seinen Anblick nicht länger. Ich rannte davon. Geradewegs in mein Zimmer. Ich schlug die Türe hinter mir zu und rutschte mit dem Rücken die Wand hinab. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen. Mit einem Mal kam alles heraus was sich die letzten Wochen in mir angesammelt hatte. Und zum ersten Mal, seitdem ich hier war, vermisste ich meine Mutter. Damiano schaffte es tatsächlich mich so weit abzulenken, dass ich keinen Gedanken an die wichtigste Person in meinem Leben verschwendete. Bislang war es hier für mich wie ein Urlaub. Mein Unterbewusstsein ging davon aus, dass ich sowieso bald zurückkommen würde. Wobei ich mir damit mittlerweile gar nicht mehr so sicher war. Die Tatsache, dass ich nicht einmal genau wusste, wo sie waren, verdrängte ich wohl bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls super.

Und nun saß ich hier ganz allein. Schon so oft wurde ich von anderen verarscht, dass es mich mittlerweile eigentlich nicht mehr jucken sollte. Aber aus irgendeinem Grund tat das hier gerade besonders weh. Ich war ausgerechnet auf so eine manipulative und skrupellose Person reingefallen. Eigentlich sollte ich mich schämen so dumm gewesen zu sein. Der Grund dafür war wohl seine ständige Präsenz. Er ließ mich nie aus den Augen, er interessierte sich für mich. Genau deshalb gab ich ihm die Chance sich mir zu beweisen. Und das war das Ergebnis. Eine weitere kleine Narbe, die mich daran erinnern würde, dass nicht in jedem eine gute Seite steckt.

Ich will, dass du mich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt