01. Dezember 2022

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Diamond in the Wilderness war der Spitzname von Lake Louise in Kanada, eine Ansiedlung von nur etwas mehr als 1

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Diamond in the Wilderness war der Spitzname von Lake Louise in Kanada, eine Ansiedlung von nur etwas mehr als 1.000 Menschen. Es war ein Wunder, dass der Ort überhaupt einen Namen trug, doch so wenig Bewohner er auch verzeichnete, so beliebt war er als Touristenziel in aller Welt. Perfekt gelegen im Banff-Nationalpark in den Rocky Mountains verdankte die Ansiedlung ihren Namen dem gleichnamigen See unterhalb des Mount Temple. Der See Lake Louise, welcher sich während der Sommermonate in herrlichem türkisblau perfekt an das satte Grün der Nadelbäume schmiegte, umfasste eine stolze Größe von 90 Hektar.

Nicht minderperfekt passte der Spitzname zu der gesamten Gegend während der Winterzeit. In den warmen Monaten hielt sich der Schnee auf den Bergspitzen der Rockys zurück, doch ab dem Herbst eroberte der weiße Glanz sich die Natur zurück. Der See war bereits seit Mitte November von einer Eisschicht überzogen, die sich mit jedem Tag verdickte. Die Bäume würden bald beginnen, sich unter den Schneemassen zu biegen und obwohl wir gerade einmal den ersten Tag des Dezembers verzeichneten, mussten bereits seit mehreren Tagen die Räumfahrzeuge über das Gelände des Château de rêves rumpeln.

Das Hotel erhob sich direkt an der Seespitze gegenüber der schönsten Bergkette, die ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Seit dem Sommer war ich bereits hier im Hotel und ich konnte mich an keinen Tag zurückerinnern, an dem ich nicht vollkommen fasziniert von dem Anblick der Natur war. Die schneebedeckten grauen Berggipfel ragten bis in den Himmel nach oben und wann immer ich nachts über den See sah, stellte ich mir vor, dass man nach einer halsbrecherischen Bergsteigertour dort oben förmlich nach den Sternen greifen konnte. Mein Blick schweifte an den Steinformationen nach unten, bis das weiß-grau von dem vertrauten weiß-grün der Bäume abgelöst wurde.

Heute war es ein verhältnismäßig warmer Tag, denn die Minusgrade bei strahlendem Sonnenschein hielten sich im einstelligen Bereich. Für diese Lage und Jahreszeit hier war das laut meinen Kollegen außergewöhnlich.

»Willst du noch länger Löcher in die Luft starren oder kommst du heute nochmal zum Arbeiten?«

Ich drehte mich zu der Person herum, welcher die spöttische Stimme gehörte, und erblickte einen Engel. Grace, oder auch Gracy genannt, hatte langes goldenes Haar, das sie während ihrer Arbeitszeit entsprechend der Hotelrichtlinien zu einem Dutt zusammengebunden trug. Sie steckte in einer Zimmermädchen-Uniform, bestehend aus schwarzem Kleid und weißer Schürze. Ihr Atem dampfte vor ihrem Gesicht und sie rieb sich fröstelnd über die mit Stoff bedeckten Arme.

»Hier ist es viel zu kalt. Komm rein, sonst holst du dir noch den Tod.«

Belustigt zog ich eine Augenbraue nach oben und grinste das gleichaltrige Mädchen an. Gracy gehörte zu dem Teil des Personals, der das ganze Jahr über im Chateau arbeitete und sogar hier lebte. Nur wenige der Mitarbeiter kamen aus dem kleinen Ort Lake Louise und noch weniger unserer Kollegen kamen von weiter außerhalb. Da wir uns mitten im Nirgendwo befanden, war das auch gar nicht möglich.

Château de rêves | 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt