23. Dezember 2022

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Ich fühlte mich zerrissen, wie das gebrochene Herzchenemoticon auf meinem Smartphone

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Ich fühlte mich zerrissen, wie das gebrochene Herzchenemoticon auf meinem Smartphone. Henrys warnende Worte flüsterte mir mein eigener Verstand noch immer hinterrücks ins Ohr, während mein Herz in Colins Nähe vor Glück regelrechte Purzelbäume schlug und ich es genoss, in seinen Armen zu liegen. Es fühlte sich an wie Urlaub von all dem Druck, der in mir lastete.In der vergangenen Nacht hatte ich kaum geschlafen und war nur zwischen durch für ein paar Minuten eingenickt. Colin hatte bereits nach wenigen Minuten ruhig in meinen Nacken geatmet und seine Brust hatte sich in regelmäßigen Abständen an meinem Rücken bewegt. Wo mich meine Gedanken wachgehalten hatten, hatte er nur leise und unverständliche Selbstgespräche im Schlaf geführt.

»Begleite mich zum Ball.«

Es benötigte mehr als fünf Sekunden, bis seine Worte die erschöpfende Gedankenbarriere in meinem Kopf überwunden hatten. Doch dann ließen sie mich die Stirn runzeln und ich drehte mich in dem schmalen Bett auf den Rücken, um den Kopf zu Colin zu drehen.

»Wie bitte?« Ich musste mich verhört haben, denn das, was in meinem Kopf angekommen war, ergab keinen Sinn.

Colin jedoch grinste nur und blinzelte mich durch den schwachen Schein der Nachttischlampe an. »Sei meine Begleitung und komm mit mir auf den Weihnachtsball morgen Abend.«

Der Weihnachtsball diente nicht nur dazu, all die Juwelen und Diamanten zu präsentieren, welche die Gäste besaßen. Er diente auch dazu, Kontakte zu knüpfen und neue Verbindungen einzugehen. Es war mehr als ein Sehen und gesehen werden. Das war auch der Grund, warum dem Ball die Gäste und natürlich die Familie Mayfare als Gastgeber beiwohnten, jedoch die Vorgesetzten der einzelnen Abteilungen ebenfalls geladen waren und vereinzelt Mitarbeiter für sehr gute Leistungen mit einer Karte belohnt wurden. Das alles hatte ich mir aus Gracys schier endlosem Monolog merken können.

»Das geht doch nicht.« Entsetzt starrte ich Colin an. Er konnte mich nicht einfach einladen, seine Begleitung zu sein. Das würde vollkommen falsche Signale senden und wir hatten erst gestern darüber gesprochen, dass wir das zwischen uns geheim halten wollten. Gemeinsam zum Weihnachtsball zu sehen war also so ziemlich genau das, was wir nicht tun sollten. »Ich gehöre nicht zu den Gästen, die sich dort befinden sollten.«

Damit spielte ich nicht nur auf meinen Stand in der Nahrungskette des Personals an, sondern auch darauf, dass ich ein niemand war. Ich war nur ein Springer und im Gegensatz zu den anderen Angestellten, die Jahr für Jahr großes leisteten, war ich nur für zwölf Monate hier angestellt. Gracy und die anderen Mädchen hatte mir ausführlich erklärt, dass es für mich keine Chance gab, dem Weihnachtsball beizuwohnen, und ich hatte mich damit arrangiert.

Colin verdrehte die Augen. »Wenn ich dich als meine Begleitung mitnehme, dann hast du allen Grund und jedes Recht dort zu sein.«

Zweifelnd runzelte ich meine Augenbrauen und rückte etwa zurück, um einen kritischeren Blick auf Colin zu haben. Zum Glück schlief ich an der Wand und konnte so nicht aus dem Bett fallen, doch die kühle Tapete ließ mich durch das T-Shirt erschaudern. »Ich dachte eigentlich wir sollten es geheim halten. Findest du nicht, dass wir mit einem gemeinsamen Auftritt genau das Gegenteil tun?«

Château de rêves | 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt