Kapitel 4

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Kapitel 4

Malia

„Wir sind gleich wieder weg.", ruft Luna vom Schlafzimmer aus, als ich auf der Couch sitze und in meinem Handy scrolle.
„Okay.", sage ich bloß und gehe nicht weiter darauf ein. Dann seufze ich aber leise und lege mein Handy weg. „Kommt Justin mit?", frage ich sie.
„Nein, wieso?", ruft sie.
„Dann würde ich gerne mitkommen.", erwidere ich, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ich heute Abend Spaß haben werde auf dieser Couch.
„Gerne.", ruft sie zurück. „Dann mach dich fertig, Christian kommt in einer Stunde." Ich stehe dann auf, laufe zu meinen Klamotten und suche mir ein gescheites Outfit für den heutigen Abend raus. Anschließend mache ich noch ein wenig meine Haare und schminke mich dezent.

Als Christian dann ankommt, fahren wir zu derselben Bar, wo ich auch Justin das erste Mal hier wiedergesehen habe.

„Die Bar ist so gemütlich. Man fühlt sich so wohl hier.", sage ich, als ich mir die Bar genauer anschaue.
„Wir sind so oft hier. Die Preise der Cocktails sind angemessen und nette Leute hier.", antwortet Luna mir.
„Lebst du jetzt hier eigentlich Chris oder bist du nur zu Besuch?", frage ich ihn, als wir an der Bar stehen.
„Ich habe drei Wochen Urlaub und in der Zeit bin ich hier. Mal schauen was die Zukunft so bringt."
„Km schlimmsten Fall werde ich nach Kanada ziehen.", sagt Luna grinsend und schmiegt sich an Chris. Ich lächel, weil die beiden wirklich ein süßes Paar abgeben.
„Das freut mich für euch."

Unser Abend verläuft ziemlich alkoholisiert. Wir drei sind ziemlich dicht und während die beiden sich auf der Tanzfläche gemeinsam vergnügen können, sitze ich hier und werde von einem zum nächsten Typen abgebaggert, die ich nacheinander korbe. Ich merke, dass ich mir ein Cocktail hätte sparen können. Mir wird schwindlig, weshalb ich mich auf einen der Höcker platziere. Als Chris und Luna wiederkommen, wende ich mich sofort an sie.

„Ich muss nach Hause und werde jetzt ein Taxi rufen.", nuschel ich, während ich meine Augen zusammenkneife und mit aller Kraft versuche die Nummer eines Taxiunternehmens rauszusuchen.
„Justin holt uns schon. Er hat einige Gefallen bei uns offen. Der macht das schon.", lacht Chris und hält dabei Luna an sich. Bevor ich was sagen kann, drücken sich die beiden ihre Lippen aufeinander. Also drücke ich meine Lippenpaare wieder aufeinander.
Justin. Justin wird gleich kommen.
Okay, beruhig dich.
Ihr habt gesprochen.
Ihr habt es geklärt.
Alles gut.

Fünfzehn Minuten später steht Justin plötzlich neben mir. Erschrocken schaue ich ihn an, weil ich ein wenig brauche, um zu begreifen, dass er neben mir steht. Ich lächel ihn an und will von meinem Hocker runterrutschen, doch Justin hält mich davon ab.
„Bleib lieber sitzen.", lacht er und so bleibe ich sitzen. „Wo sind die beiden?", fragt er mich und folgt dann meinem Zeigefinger, der zu Luna und Chris folgt.

Justin holt sie und schafft es irgendwie uns alle ins Auto zu bekommen. Ich sitze auf dem Beifahrerplatz neben ihm und habe die Augen geschlossen, weil sich alles dreht.

Wir kommen im Apartment an. Luna und Chris verziehen sich kichernd ins Zimmer, während Justin kurz im Bad verschwindet. Ich halte mich an der Säule fest, die in der Küche steht und schließe meine Augen. Als ich meine Augen öffne, steht Justin vor mir und spricht zu mir, was ich aber vorher nicht wahrgenommen habe.

„Alles gut?", fragt er mich. Ich beiße mir auf die Unterlippe und nicke langsam mit dem Kopf. Ich umfasse mit den Armen die Säule, als würde ich sie umarmen, und lehne meine Wange an die Säule, während ich ihn anschaue.
„Ich glaube ich muss heute hier bei der Säule schlafen, denn ich kann nicht richtig laufen.", nuschel ich mir betrunken irgendwas zusammen.
„Ich glaube du musst erstmal ein Glas Wasser trinken.", sagt Justin besorgt und läuft in die Küche. Ich höre, wie er mir ein Glas mir Wasser einschenkt und mit diesem Glas wieder vor mich steht. Er hält es mir hin, also umfasse ich da Glas und während trinke, schaue ich ihm in die Augen.
„Danke, dass du dich so kümmerst. Du bist so liebevoll.", flüstere ich, löse meinen anderen Arm von der Säule und lege meine Finger an seine Wange. Er schaut mir lange in die Augen, ehe er bloß mit dem Kopf nickt.
„Du solltest ins Bett.", sagt er. „Komm" Er nimmt mir das Glas aus der Hand, stellt es zur Seite, legt seinen Arm um meine Hüfte und bringt mich in das Gästezimmer. Er lässt mich los, läuft zu meinem Bett und richtet die Decke, die ein wenig durcheinander lag, bevor ich mich reinlegen kann. Ich laufe langssm suf ihn zu und genau in dem Moment, als er sich zu mir umdreht, drücke ich ihn runter auf das Bett. Wie hypnotisiert schaue ich runter in seine Augen. Er selber weiß nicht was er tun soll, denn er schaut bloß zu mir hoch. Breitbeinig setze ich mich auf seinen Schoß - dabei rutscht mein Kleid hoch. Ich umfasse seinen Nacken und schaue auf seine Lippen.
„Ich will dich", raune ich und dabei berühren meine Lippen sein.
„Malia.", raunt Justin und will mich von seinem Schoß schieben, doch ich umfasse seine Hände, um ihn davor zu hindern. „Hör auf", knurrt er.
„Ich kann nicht.", hauche ich und platziere seine Hand auf meine Brust. „Spürst du wie schnell mein Herz schlägt?", flüstere ich gegen seine Lippen. „Nur wegen dir." Dann schiebe ich seine Hand meinen Oberkörper runter, bis sie zwischen meinen Beinen platziert ist. „Ich will dich gerade so sehr.", keuche ich erregt und bin kurz davor seine Lippen zu küssen, er zieht aber sein Gesicht von mir weg, packt sich meine Hüften und wirft mich auf das Bett. Dann steht er auf seinen Beinen und schaut zu mir runter.
„Ich werde dich ganz sicher nicht ficken, wenn du betrunken bist.", raunt er. „Schlaf jetzt, Malia. Mal schauen, wie du morgen über die Sache denkst." Nach diesen Worten verlässt er mein Zimmer. Ich schaffe es mit geschlossenen Augen mich auszuziehen und schlafe anschließend ein. Würde morgen aufwachen und höchstwahrscheinlich bereuen, was ich getan habe und das tat ich auch. Am nächsten Morgen habe es bereut und habe mich so sehr geschämt.

„Morgen hast du Geburtstag, Süße. Schon was geplant?", fragt sie mich. Ich schüttel mein Kopf.
„Nein, weil ich nicht feiern werde.", sage ich, während ich die Küchenplatte sauberwische.
„Das kann ich nicht akzeptieren. Du hast sogar abends an deinem Geburtstag wieder ab und dann sehe ich dich wahrscheinlich Jahre wieder nicht. Du musst, Malia.", sagt sie, als würde sie es nicht überleben, wenn ich nicht feier.
„Dann gehe ich mit dir und Chris feiern? Wow.", sage ich unbeeindruckt.
„Hey?", sagt sie verletzt und ich lache leise aus.
„Du weißt was ich meine."
„Justin kann ja auch kommen.", sagt sie und dreht sich in dem Moment zur Kücheinsel um, als hätte sie vor meinen Blicken Angst, die ich ihr geben würde, weil sie Justin erwähnt.
„Du weißt wie unser Verhältnis ist.", sage ich und wische die Platte weiter.
„Habt ihr euch seit dem Wiedersehen geküsst?", fragt sie mich. Ich drehe mich fassungslos zu ihr um und starre auf ihren Rücken. Natürlich schaut sich mich nicht an.
„Nein, haben wir nicht." Nun dreht sie sich um und zieht ihre Augenbrauen ungläubig in die Höhe, als würde sie es mir nicht glauben. „Haben wir wirklich nicht. Du weißt doch, dass Danny in Afrika auf mich wartet.", sage ich und lasse den Teil aus, als ich ihn an dem Abend fast betrunken geküsst hätte.
„Kein Hindernis. Ihr seid ja irgendwie nicht richtig zusammen.", sagt sie aber als ich nicht darauf antworte, spricht sie weiter. „Ich glaube Justin weiß nicht, dass du wieder abhaust. Er wird wieder völlig zerstört sein.", sagt Luna und plagt mir schlechtes Gewissen ein.
„Es wird ihm egal sein.", sage ich seufzend, drehe mich um und wische die Platte weiter.
„Wie kannst du das denken? Dieser Mann liebt dich. Sein Hass ist nur eine Tarnung um sich vor dir zu schützen. Er murmelt deinen Namen im Schlaf, wenn er bei uns auf der Couch pennt.", sagt sie. Mein Herz bebt bei dem Gedanken, dass er das tut.
„Ich werde mit ihm sprechen und du, ich und Chris trinken nur ein Drink heute Nacht in der Bar, aber hör jetzt auf zu reden, okay?", sage ich hektisch und schnappe dann nach Luft.
„Gut.", sagt sie zufrieden.

Bevor ich mit Luna und Chris verabredet bin, stehe ich vor Justins Apartment. Ich überlege doch noch ein Rückzieher zu machen aber schüttel meinen Kopf. Ich atme tief durch, bis ich dann schließlich die Klingel bediene. Mein Herz schlägt so schnell und ich bin verdammt nervös. Als die Türe sich öffnet, stehr tatsächlich Justin vor der Türe. Er ist kurz überrascht mich zu sehen, vielleicht sehe ich auch kurz wie seine Augen funkeln, doch im nächsten Moment wirkt er so, als wäre es ihm egal, dass ich vor der Türe stehe. Als wäre er genervt, dass ich vor ihm stehe. Als wäre meine Anwesenheit hier nicht erwünscht.

„Hey ... ist deine Mom auch da?", frage ich ihn.
„Sie hat noch ihre Therapiestunde.", sagt er bloß, während ich darauf warte, dass er mich einfach in die Wohnung reinlässt. Ich nicke verständlich und presse meine Lippen aufeinander. Am liebsten will ich wieder gehen und doch will ich bleiben.
„Kann ich kurz reinkommen?", frage ich ihn. Er zögert kurz, doch macht schließlich Platz, damit ich an ihn vorbei in die Wohnung komme. Nervös verschränke ich meine Finger ineinander, als ich in seinem Flur stehe und drehe meinen Körper in seine Richtung.
„Was willst du, Malia?", fragt er mich.
„Ich will mich heute schon verabschieden. Ich werde morgen abend zurückfliegen.", sage ich. Justin nickt verständlich und verschränkt lässig seine Arme vor der Brust.
„Cool. Guten Flug dann.", sagt er desinteressiert. „Noch was?", fragt er, als ich bloß hier stehe und nicht weiß, was ich noch sagen soll. Ich bin nervös und emotional aufgewühlt.
„Willst du dich so von mir verabschieden? Liegt dir wirklich nichts mehr an mir?", frage ich ihn fast verletzlich, während meine Stimme im letzten Satz fast ihre Kraft verliert, weil ich kurz davon bin zu weinen.
„Du verpisst dich wieder, Malia. Was soll ich jetzt tun? Soll ich dich anflehen zu bleiben? Soll ich deine Füße küssen, damit du bleibst? Ich will doch gar nicht, dass du bleibst. Ich will, dass du gehst. So ist es am besten für alle.", sagt er, während er mit seinen Armen herumfuchtelt. Während er all sein ganzen Hass auf mich abprallt. Ich presse meine Lippen aufeinander, denn seine Worte verletzen mich. Ich verstehe seine Wut, doch ich dachte, dass wir es wenigstens ein wenig klären konnten, dass wir uns jetzt normal verabschieden können, bevor ich gehe, doch anscheinend habe ich mich getäuscht. Meine Augen werden feucht und ich bin kurz davor zu weinen. Ich will nicht weinen und dadurch schwach und angreiflich wirken.
„Dann werde ich jetzt gehen.", kratze ich es irgendwie noch aus mir heraus und im nächsten Moment rollt mir eine Träne über die Wange, die ich leider nicht mehr zurückhalten kann. Schnell drehe ich mich von ihm weg, streiche mir die Träne von meinem Gesicht und will seine Wohnung verlassen, damit er nicht sieht, wie er es geschafft hat, mich mit seinen Worten zu verletzen. Doch er greift nach meinem Arm, schafft es mich in seine Richtung zu drehen und presst verlangend seine Lippen auf meine, während er dabei mein Gesicht in seinen Händen hält. Ich kann nicht anders, als seinen Kuss zu erwidern.
Ich muss ihn erwidern.
Ich will ihn erwidern.

In seinem Kuss spüre ich, dass er es vielleicht nicht so gemeint hat. Dass seine Worte keine Bedeutung gehabt haben.

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