Kapitel 8

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Kapitel 8

Malia

„Ich fahre zu Luna, vielleicht weiß Chris etwas. Rufst du mich an, wenn er hier auftaucht?", frage ich Patricia, während ich sie kurz umarme. Sie nickt besorgt, als ich mich ihr löse, und daraufhin verlasse ich ihre Wohnung.

Nicht zu wissen wo Justin gerade ist macht mich wahnsinnig. Irgendwas geht in ihm vor, sonst wäre er jetzt nicht weg. Sonst wäre er bei mir. Er hätte gewartet, bis ich komme.

„Chris, hast du eine Ahnung wo Justin stecken könnte?", frage ich, als ich die Wohnung betreten habe.
„Dir auch einen schönen guten Tag, Geburtstagskind", lacht Chris, der es sich bequem auf der Couch gemacht hat, mit Luna im Arm.
„Ich meine es ernst. Wir waren verabredet, doch er war nicht zuhause. Wo könnte er sein, weißt du das?", frage ich ihn. Chris überlegt, weshalb kurz Stille herrscht.
„Ich hab ihn oft am Strand oder am See aufgefunden. Vielleicht ist er ..."

Ohne zu zögern und weiter zuzuhören verlasse ich die Wohnung und mache mich auf dem Weg zum See. Als ich dort angekommen bin und keine Spur von ihm ist, fahre ich zum Strand. Dort angekommen ziehe ich mir die Schuhe aus, denn es erleichtert mir den Gang durch den Sand. Ich laufe an mehreren Jugendlichen vorbei, die an einem Lagerfeuer ihre Zeit verbringen. Ich laufe weiter und meine Schritte werden langsamer, als ich tatsächlich Justin erkennen kann. Ich habe ihn tatsächlich gefunden. Er steht im Sand und starrt auf das Meer. Ich kann etwas in seiner Hand erkennen, doch was es ist, dass sehe ich nicht. Meine Schritte werden schneller, bis ich dann neben ihm stehe. Jetzt kann ich erkennen, dass er eine Whiskeyflasche in der Hand trägt, während er in seiner anderen Hand, zwischen seinen Fingern, ein Joint hält. Er schaut mich nicht an, doch er weiß genau, dass ich neben ihm stehe. Er wirkt nicht komplett betrunken, doch er ist high und einen Sitzen hat er trotzdem.

„Was ist los?", frage ich ihn in meiner sanften Stimme. Er pustet seinen Rauch raus, ehe er den verbrauchten Joint wegwirft. Ich folge seinem Blick zum Meer, hoch zum Mond, der mittlerweile hell leuchtet. Er spricht nicht, also spreche ich auch nicht, und starre bloß zum Mond. Nebenbei lasse ich meine Schuhe in den Sand fallen, die ich vorher ausgezogen und getragen habe.
„Ich habe dich belogen.", flüstert er plötzlich in die Stille. Seine Worte bekommt er noch ziemlich gut aus sich heraus, dafür, dass er Alkohol und Drogen gleichzeitig zu sich nimmt.
„Womit?", frage ich ihn. Immer noch schauen wir uns nicht an.
„Ich habe gesagt ich habe keine andere gehabt all die Jahre aber das war gelogen. Ich habe sogar mehrere gehabt. So wie damals. Bettgeschichten ohne Ende, nur um dich zu vergessen. Nur keine, wo Gefühle entstanden sind. Deswegen habe ich gesagt, da war keine." Es tut weh zu hören, dass er Sex mit der halben Stadt hatte, doch es macht mir nichts. Schließlich habe ich ihn verlassen und allein gelassen, da kann er tun und lassen was er will.
„Es ist doch in Ordnung. Du musst dich nicht rechtfertigen.", wispere ich und drehe mein Kopf nun in seine Richtung. Er schaut mich immer noch nicht an. Doch ich sehne mich nach seinem Blick. „Du solltest dich eher dafür rechtfertigen, wieso du einfach abhaust und Alkohol sowie ein Joint gleichzeitig zu dir nimmst. Genau du solltest Alkohol eigentlich meiden." Nun dreht er sein Gesicht in meine Richtung und unsere Blicke treffen sich. Während er mir in die Augen schaut, legt er die Öffnung der Glasflasche an seine Lippen und nimmt die letzten Schlucke. Anschließend lässt er die Flasche zu Boden fallen und stellt sich dicht vor mich. Er packt sich dominant mein Gesicht, indem er seine Finger um meinen Kinn platziert. Sein Daumen streichelt kurz meine Unterlippe, bis er dann mein Gesicht so nah an sich zieht, dass ich seine Lippen spüren kann. Unsere Lippen bewegen sich rhythmisch aufeinander und meine Hände platziere ich auf seiner Brust. Ich spüre die Lust die ihn überkommt, doch ich löse mich von ihm. Ich löse mich, weil immer noch ungeklärt ist, wieso er abgehauen ist und wieso er so komisch drauf ist. Seine Bettgeschichten können wohl nicht der ausschlaggebende Grund dafür sein.
„Sag mir was los ist.", hauche ich. Er schließt kurz seine Augen, lehnt seine Stirn an meine und nimmt sich kurz Zeit, bevor er spricht.
„Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Nicht jetzt.", wispert er und in seiner Stimme kann man hören, dass es ihm schwer fällt. Es tut weh zu hören, dass er nicht kann. Er kann immer, doch irgendwas hindert ihn daran. Ich runzele meine Stirn und nehme meine Stirn von ihm, die ich eben noch an seine gelehnt habe.
„Was meinst du?", frage ich nochmal nach und will sicherstellen, dass ich es richtig verstanden habe.
„Du hast mich verletzt, Malia. So tief, dass die Wunde immer noch offen ist ..." Ich nehme mein Blick von ihm und schaue runter auf den Sand und versuche damit seinen Blick zu meiden.
„Ich will dich in meiner Nähe und ich will dich, aber ich will erst wieder mit dir zusammen sein, wenn ich mir sicher sein kann, dass du mich nicht wieder verlässt. Nicht wegen ihm oder wegen sonst wem." Ich schaue ihn wieder an, als er Danny meint. Erst will ich mich rechtfertigen, dass mit ihm alles in Ordnung ist und dass ich alles geklärt habe, doch irgendwas hindert mich daran. Ich sollte seine Entscheidung einfach akzeptieren und es so hinnehmen. Das ist meine Bestrafung dafür, dass ich ihn verletzt habe. Ich muss mich ihm annähern und ihm das Gefühl geben, dass ich nicht mehr gehen werde.
„Ich verstehe dich.", flüstere ich. „Du hast Recht, lassen wir uns Zeit." Justin nickt und ist sichtlich erleichtert, dass ich keine Szene mache und es akzeptiere. In diesen Hinsichten war ich nie kompliziert. Ich kann mich gut in ihn hineinversetzen - ich würde genauso handeln wie er.
Ich hätte auch Angst wieder verletzt zu werden.

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