Kapitel 30

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Malia

Es sind bereits fünft Tage vergangen, seitdem ich Justins Knastjahr herausgefunden habe. Seine Lüge. Sein Messer, dass er mir in mein Rücken gerammt hat. Um mich abzulenken, und nicht in meinem Bett liege, wobich mich selber bemitleide und in Elend bade, beschließe ich zum Friedhof zu fahren, zu den Gräbern meiner Eltern. Vorher fahre ich noch zum Baumarkt, wo ich einige Sachen besorge, um die Gräber zu pflegen.

Ich biege in einen Gang ein, was mir den Eindruck macht, dass ich hier das finde, was ich brauche. Also bleibe ich stehe und schaue mich nach einer kleinen Schaufel um. Nachdenklich beiße ich mir auf die Unterlippe und bücke mich dann runter, um die Schaufel in die Hand zu nehmen.
„Malia?", höre ich plötzlich eine Stimme, die meinen Namen vorsichtig ausspricht. Ich drehe meine Kopf und schaue Collin in die Augen. Daraufhin stelle ich mich wieder aufrecht hin.
„Collin, hey. Was machst du hier?", frage ich ihn und laufe dir paar Schritte auf ihn zu.
„Ich besorge einige Sachen für den Garten." Ich runzle die Stirn.
„Für meinen Garten?" Er nickt. „Ich bin dafür verantwortlich. Ich will nicht, dass du dein Geld für meinen Garten ausgibst."
„Es ist in Ordnung, Malia." Ich schüttle sofort den Kopf.
„Auf keinen Fall.", sage ich so, dass er merkt, dass ich nicht zu überreden bin. „Lass uns die Sachen gemeinsam besorgen."
„Na gut.", sagt er entspannt, und dann laufen wir nebeneinander durch den Baumarkt.

Sein Wagen fühlt sich und meine Sachen habe ich mittlerweile ebenfalls zusammengesucht. „Nächstes Mal sag mir bitte Bescheid. Meine Mitarbeiter sollen kein Geld für ihre Arbeit ausgeben."
„Okay, Boss." Ich lege mein Kopf schräg und grinse verlegen.
„Nenn mich nicht so."
„Wie dann?", fragt er mich. Wir stellen uns an die Schlange der Kasse.
„Malia. Einfach nur Malia."
„Okay, Malia." Ich nicke zufrieden.
„Genauso." Collin grinst.

Nachdem wir bezahlt haben verlassen wir den Baumarkt und bringen die Sachen für den Garten zu seinem Truck. Ich helfe ihm beim Ausladen und als wir fertig sind, nehme ich meine Tüte mit der Schaufel und den neuen Blumen.

„Wofür die Blumen?", fragt er mich und drückt dabei sein Kofferraum zu.
„Grab meiner Eltern." Er nickt verständlich.
„Soll ich dir helfen?", fragt er mich. Kurz denke ich darüber nach zuzustimmen, dann denke ich an Justin. Ich hasse ihn gerade so sehr aber jetzt mit einem anderen Kerl die Gräber zu dekorieren, wäre nicht fair. Egal wie sehr ich Ablenkung gerade benötige - ich halte es für nicht richtig.
„Nein, danke. Wir sehen uns später.", sage ich lächelnd. und nach seinem Nicken drehe ich mich um und laufe zu meinem Auto, um dann zu den Gräber meiner Eltern zu fahren, um sie zu pflegen und mein emotionales Wrack aus mir hängen zu lassen. An den Gräbern zu sein fühlt sich an als wären sie ganz nah bei mir. Es macht mich emotional und meine Tränen kann ich nicht zurücklassen. Vielleicht bin ich gerade nochmal eine Nummer emotionaler als sonst, wegen der aktuellen Situation mit mir und Justin. Ich kann nicht akzeptieren, was er getan hat.
Ich kann nicht akzeptieren, dass er mich belogen hat und es als richtig empfunden hat.
Er hat kein schlechtes Gewissen gehabt.
Keine Reue. Er hat mich hintergegangen. Er hat seine eigene Ehefrau hintergangen. Aktuell kann ich ihm nicht in die Augen schauen. Ich kann mich nicht mit ihm unterhalten. Ich kann ihn nicht berühren. Es klingt so verdammt beschissen aber ich vermisse ihn gerade nicht einmal, weil ich so verdammt sauer bin. Meine Wut übertrifft aktuell meine Sehnsucht. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich weiß nicht wie reagieren soll. Ich bin überfordert und würde am liebsten wieder flüchten.

Ich streiche mir die Tränen von der Wange, während ich trotzdem lächle. Dann stelle mich aufrecht hin, nachdem ich meine Blumen abgelegt habe. Mein Blick schweift einfach noch über die Gräber, ehe ich mich umdrehe und gehen will, als dann plötzlich Elyas vor mir steht. Seine Hände tief in seinen Jackentaschem vergraben. Sein Blick neutral und nicht überrascht mich zu sehen. Es scheint, als hätte er mich bereits gespotet und nur darauf gewartet, dass ich mich umdrehe.
„Ich wollte dich nicht stören.", sagt er.
„Was willst du?", frage ich ihn und streiche mir meine Wange trocken, ehe ich meine Nase schniefe.
„Ich bin sofort wieder weg. Ich... Ich kann nicht einfach weiterlaufen wenn ich dich sehe. Ich muss dich wenigstens begrüßen."
„Okay.", sage ich bloß kalt. Er presst seine Lippen aufeinander und nickt mit dem Kopf, als wenn er verstanden hätte, dass es einfach unpassend ist und mit ihm nicht sprechen möchte. Plötzlich kommt er mir näher und zieht mich einfach in seine Arme. Er zieht mich in seine Arme, als würde er spüren, dass ich diese Umarmung gerade benötige.
Ich lasse es zu. Ich erwidere die Umarmung und ich werde emotional. Mir steigen die Tränen in die Augen, doch ich kneife sie zusammen, nur um so zu verhindern, dass sie austreten.
„Ich weiß, dass du die Umarmung gerade benötigst und ich muss dir ehrlich sagen... ich benötige sie auch.", wispert er leise. Ich sage nichts und streichle kuru über seinen Rücken, ehe wir uns dann voneinander lösen.
„Danke, Elyas.", sage ich bloß lächelnd. Er nickt nur mit dem Kopf, während ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ziert. Dann laufe ich an ihm vorbei und verlasse den Friedhof.

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