Kapitel 29

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Malia

„Justin!", schreie ich erschrocken, als er mich im Garten plötzlich packt und mich über seine Schultern wirft. „Lass mich runter!", rufe ich, muss dennoch lachen, während ich gegen sein Rücken klopfe.
„Nö.", sagt er gelassen, während er auf den Pool zuläuft. Ich zappel wie verrückt. Meine Beine Zappeln. Meine Arme zappeln.
Ich weiß was auf mich zukommen wird.
Ich weiß, dass ich gleich nasse werde.
Im nächsten Moment lande ich gemeinsam mit ihm im Wasser - wenigstens springt er mit rein.
Als ich wieder auftauche, streiche ich sofort meine Haare zurück und muss breit grinsen, als ich zunihm schaue. „Du bist ein Arsch.", murmle ich, während ich langsam auf ihn zugehe. Er streicht seine Haare zurück und fährt sich dann mit den Handflächen über sein feuchtes Gesicht.
„Das höre ich öfter von dir.", sagt er. „Du bist viel zu frech." Ich muss breiter grinsen und lege meine Arme um seinen Nacken. Mit nasser Kleidung stehen wir nun hier, im Pool, im Wasser.
„Ich bin immer frech zu den Menschen, die ich liebe.", hauche ich. „Das ist meine Art zu zeigen, wie sehr ich sie liebe." Ich spüre seine Hände an meinen Hüften. Seine Finger wandern unter mein nasses Top. Justin zuckt mit den Mundwinkeln. Er lächelt.
„Ich liebe jede Art von dir, die mir deine Liebe preisgibt." Ich muss lächeln. „Ich liebe es, dich so glücklich zu sehen. Ich liebe es, dich zu lieben." Ich muss breiter lächeln, mit geschlossenem Mund. Mir kommen immer fast die Tränen, wenn er so süße Sachen sagt.
„Ich liebe es auch, dich zu lieben.", hauche ich, ehe ich ihn leidenschaftlich küsse. Ich drücke ihn während des Kusses ein wenig fester, weil ich ihn näher an mir spüren will.
Ihn zu spüren ist eine Leidenschaft.
Ihn zu Lieben ist ein Segen.
Ihn zu haben ist alles, was ich mir jemals erträumt habe.

Während des Kusses werden wir gestört, als plötzlich der Rasenmäher angeht. Wir lösen unsere Lippen voneinander und schauen gleichzeitig zu Collin, der gerade den Rasen am mähen ist. Dann schaut Justin mich wieder an und sofort schaue auch ich ihm in die Augen. Seine Lippen landen wieder auf meinen und ich erwidere sofort seinen Kuss. Er drückt mich während des Kusses gegen den Beckenrand, an denen er links und rechts neben meinem Körper seine Arme anlehnt. Sein Kuss wird gieriger, plötzlich will er mehr. Seine Hand wandert von meiner Hüfte runter und dann platziert er sie zwischen meine Beine. Ich stöhne gegen seine Lippen, doch löse mich von seinen Lippen und nehme schließlich seine Hand von meinem Unterleib weg. „Nicht hier.", keuche ich. „Wir sind nicht alleine." Justin grinst.
„Wegen ihm? Ich scheiß auf ihn.", raunt Justin und will mich erneut küssen. Ich erwidere seinen Kuss, doch löse mich sofort wieder von ihm.
„Wegen ihm, genau. Wegen Dakota, wegen Trevis, wegen Matthew, wegen allen.", sage ich mit ernster Miene, während ich ihm in die Augen schaue. Justins Grinsen verschwindet. Er fährt einmal mit seiner Zunge zwischen seinen Lippenpaare.
„Okay.", sagt er. Dann drücke ich ihm ein Kuss auf die Wange, ehe ich dann aus dem Pool steige. Ich laufe zu den Handtüchern und trockne mich kurz ab, ehe ich mit Justin im Haus verschwinde. 

Wir verschwinden gemeinsam im Badezimmer unter der Dusche und können natürlich unsere Lippen und Finger nicht voneinander lassen. Justin drückt mich gegen die Duschwand, während das Wasser über unsere nackten Körper läuft. Unsere Zunge umkreisen sich wild. Ich schmiege mein Körper an seinen, während ich beim Kuss sein Gesicht in meinen Händen halte. Ich stöhne gegen sein Lippen immer wieder, als er mich fingert.
Sein Daumen umkreist mein Kitzler.
Seine Zunge spielt mit meiner.
Seine andere Hand massiert meine Brust.
Ich stöhne.
Ich stöhne lauter.
Ich bewege meine Hüften gegen seine Fingerbewegungen.
Ich bin hypnotisiert.
Ich bin wieder in einer anderen Dimension.
Dieser Mann macht mich wahnsinnig.
Mein Herz wird für immer nach ihm schreien.
Mein Herz wird für immer ihm gehören.

Justin

Ich habe mich informiert über einige Kinderwunschkliniken. Ich weiß, wie sehr Malia es sich wünscht, Kinder zu bekommen. Ich habe die Hoffnung, dass er irgendwie klappen wird.
Ich habe die Hoffnung, dass wir es irgendwie anders schaffen können. Ich habe ihr gesagt, ich möchte nie Kinder, doch ich kann nicht darauf verzichten, mit der Frau, die ich über alles liebe, Kinder zu kriegen. Dass sie keine bekommen kann, macht mich fertig.
Dass sie schwanger war und das Kind verloren hat, dieser Gedanke, dass ich wieder ein weiteres Kind verloren habe - ich will nicht weiter darüber nachdenken. Ich möchte positiv in die Zukunft schauen. Ich möchte mit dieser Frau Kinder bekommen. Wir werden es hinbekommen. Ich habe es im Gefühl. Ich habe das Gefühl, dass wir es hinbekommen werde. Es wird auf unnatürlichem Weg passieren und wir müssen unendlich viel Geld dafür bezahlen - doch das Geld ist es mir wert. Sie ist alles wert. Unsere Zukunft ist alles wert.
Ich liebe diese Frau.
Ich liebe Malia über alles.
Ich liebe sie.
Gott, ich liebe sie so sehr.

Ich verstaue die Broschüren im Auto in einer größeren Kiste, damit ich ihr diese beim Essen zeigen kann. Ich hoffe, dass ich sie damit nicht überfordere.
Ich hoffe, dass sie sich freuen wird, dass sie sich genauso freut wie ich es tue.
Wir werden es schaffen.
Wir werden alles schaffen, wenn wir uns haben.
Ich werde alles schaffen, wenn ich sie habe.
Wenn ich sie nicht habe - dann habe ich niemanden.

Ich steige aus dem Auto und laufe entspannt zur Haustüre, schließe sie auf, laufe den Flur entlang und rufe nach ihr. Ich höre sie nicht. Sie antwortet mir nicht, also gehe ich davon aus, dass sie im Schlafzimmer ist. Als ich die Türe öffne und das Zimmer betrete, schaue ich zu ihr. Sie hat immer noch ihren Bademantel an und feuchte Haare.
„Du bist immer noch nicht fertig?", frage ich sie verwundert. Sie lächelt nicht. Sie sieht traurig und gleichzeitig wütend aus. Sie schiebt einen Brief über die Platte ihres Schminktisch in meine Richtung.
„Wann wolltest du mir das sagen?", fragt sie mich kalt. Mein Herz klopft schneller.
Sie weiß es.
Sie weiß meine Lüge.
Ich brauche nicht auf den Brief zu schauen, ich sehe, dass es der Zettel zur Entlassung ist, den ich eigentlich vernichtet habe und dennoch erneut per Post bekommen habe.
„Malia..", seufze ich und gehe vorsichtig auf sie zu.
„Nein. Sag es mir. Wann wolltest du mir sagen, dass du ein Jahr lang im Knast warst?", fragt sie mich entsetzt und steht von ihrem Stuhl auf.
Ich kann nichts sagen.
Ich habe sie belogen.
Ich kann mich nicht rechtfertigen.
Ich habe verloren.

„Ich wollte es dir gar nicht sagen.", raune ich und schaue ihr in die Augen. Sie lacht ironisch, doch sie findet es nicht witzig. Sie lacht vor Wut. Sie hasst mich - ich spüre es bis hierhin. Jetzt hasse ich mich auch. Es tut weh. Ihr Hass tut so weh. Doch ich habe es verdient.
„Du bist unfassbar. Hast du kein schlechtes Gewissen? Du fühlst dich gut dabei mich zu belügen? Gefällt es dir mich so zu hintergehen?", fragt sie mich wütend.
„Nein, es gefällt mir nicht. Für mich war es das Beste, dich zu belügen. Der Gedanke, dass du weißt, dass dein Mann im Knast sitzt, hat mich fertig gemacht. Ich hatte Angst, du würdest mich verlassen. Ich hatte Angst, du würdest daran kaputt gehen."
„Ich bin auch daran kaputt gegangen, dass du angeblich zur Therapie gegangen bist! Du hast mich ein Jahr belogen, kommst wieder und lügst weiter! Du belügst mich Justin! Wo bitte soll das hinführen?" Sie wird lauter. Sie hasst mich. Gott, es tut so weh.
„Es tut mir leid, Malia. Es tut mir so leid."
„Dir tut gar nichts Leid. Du hast bis heute gelogen und hättest mich jahrelang belogen. Du hättest diese Lüge bis zu unserem Tod verschwiegen. Du bist ein verdammter Lügner, Justin. Du lügst und fühlst dich nicht schlecht."
Sie schreit.
Sie brüllt.
Sie hasst.
„Ich fühle mich schlecht.", raune ich. „Für mich war es so die richtige Entscheidung, dir nichts davon zu erzählen. Es tut mir leid, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe." Sie lacht wieder und schüttelt den Kopf, während sie ihre Hände an den Kopf packt.
„Du nennst es die richtige Entscheidung deine Frau zu belügen? Meinst du das ernst?", fragt sie mich entsetzte. Ich sage nichts, denn egal was ich sage, es macht kein Sinn. Sie wird es nicht verstehen. Ihr geht es nur darum, dass ich sie belogen habe. Sie versteht nicht, dass ich es für uns getan habe. Ich habe mich besser gefühlt, dass sie es nicht wusste.
„Es tut mir leid, Malia.", raune ich und will ihr näher kommen. Doch mit einem Handzeichen stoppt sie meine Schritte.
„Du glaubst nicht, wie viel Hass ich gerade für dich empfinde. Ein Jahr. Ein verficktes Jahr lügst du mich an. Dann kommst du wieder und lügst weiter. Erfindest Geschichten."
„Ich hab es verstanden.", knurre ich. „Du hast Recht. Es ist beschissen gewesen. Es tut mir verdammt nochmal Leid." Ich schaue ihr innig in die Augen.
„Ich möchte, dass du gehst." Ich runzle die Stirn.
„Malia. Ich bitte dich.", sage ich und will ihr näher kommen, doch wieder lässt sie mich nicht.
„Verlass das Haus.", sagt sie wütend und schaut mich nicht mehr an. Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust und würdigt mir kein Blick. Ich mustere ihr Gesicht. Ihre Gesichtszüge. Sie weint. Sie dreht ihr Gesicht von mir weg und streicht sich die Tränen weg. „Bitte geh", flüstert sie zerbrechlich. Jede Stelle meines Körpers spannt sich an.
Ich merke, wie mein Herz wehtut.
Ich merke, wie ich sie gerade verliere.
Ich merke, wie sehr sie mich verabscheut.
Ich merke, wie ich alles verkackt habe.
Ich merke, wie ich die falsche Entscheidung getroffen habe.
Ich merke, dass es nichts bringt, wenn ich auf sie einrede. Sie muss sich beruhigen.
„Reden wir morgen miteinander?", frage ich sie vorsichtig.
„Ich weiß nicht.", wispert sie.
„Es tut mir leid.", hauche ich zum wiederholten Male. Sie reagiert nicht. Ich drehe mich um und verlasse ihr Zimmer. Ich lasse ihr die Zeit. Sie wird nicht weiter sauer sein. Wir werden miteinander reden und alles wird gut.
Sie liebt mich.
Ich liebe sie.
Wir lieben uns.
Diese Lüge wird uns nicht auseinanderbringen.
Ich hoffe....

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