Kapitel 13

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Kapitel 13

Malia

Am nächsten Morgen werde ich durch meine drückenden Kopfschmerzen geweckt. Stöhnend packe ich mir an den Kopf und verziehe mein Gesicht. Seufzend schlage ich dann die Bettdecke zur Seite, laufe zu dem Minikühlschrank und hole mir eine Wasserflasche raus. Mein Rachen schreit nach Flüssigkeit, also trinke ich fast die halbe Flasche leer. Langsam schlendere ich wieder zurück zum Bett, in dem Justin noch friedlich schläft. Ich setze mich auf das Bett, stelle die Flasche auf den Nachttisch und dabei fällt mir der Ring an meinem Finger auf. Mein Herz klopft wie wild, als ich mich daran erinnere, dass wir quasi geheiratet haben, was natürlich nur Spaß war ... oder? Ich greife ohne zu zögern nach einem Zettel, der auf meinem Nachttisch liegt. Wir haben daraus wohl ernst gemacht. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass wir es in unserem Zustand geschafft haben, zu heiraten. Es ist auf diesem Papier.
Die Heiratsurkunde.
Wie und wo haben wir es bitte in diesem Zustand geschafft, so offiziell zu heiraten?
Wieso erinnere ich mich nicht mehr?

„Was zum ...", murmele ich und drücke mir meine Finger gegen meine Lippen. Ich kann es nicht fassen. Ich kann nicht fassen, was wir da getan haben.
Ich bin froh, dass ich ihn geheiratet habe. Doch so sehr ich die Spontanität liebe, wollte ich jemanden heiraten, mit dem ich wirklich zusammen bin. Ich will nicht heiraten, wenn ich mich dann nicht daran erinnern kann.

Trotzdem ziert mir ein Lächeln in meinem Gesicht. Bin ich jetzt offiziell keine Pontez mehr?

Justin rührt sich plötzlich. Ich lege die Urkunde zur Seite und lege mich wieder auf das Bett. Die Decke ziehe ich über meinen Körper und ich drehe mich zu Justin, um ihn dabei zu beobachten, wie er langdam wach wird.

„Mein verdammter Schädel.", brummt Justin schmerzhaft und packt sich an die Schläfe. Ich greife nach der Wasserflasche und halte sie ihm hin.
„Trink erstmal was.", sage ich, weil ich mir vorstellen kann, dass er genau dasselbe wie ich verspürt, als er wach geworden ist - Flüssigkeit. Er setzt sich auf und trinkt die halbe Flasche komplett leer. Dann stellt er die Flasche zur Seite, dreht sich in meine Richtung und schaut mir in die Augen.

„Wss ist los?", fragt er mich.
„Erinnerst du dich an den gestrigen Abend?", frage ich ihn vorsichtig. Er runzelt die Stirn und überlegt. Er überlegt kranpfhaft, bis sein Gesichtsausdruck sich ändert und er ein wenig geschockter wirkt. Sein Blick fällt auf seine Hand mit dem Ring am Finger. Dann schaut er mich wieder an und ich halte ihm meine Hand entgegen, damit auch er meinen Ring sieht.

„Fuck..", murmelt Justin und rollt seine Augen ein. Dann liegt er auf seinem Rücken, hat die Augen geschlossen und schlägt sich seine Hand an seine Stirn. „Ich erinnere mich... Fuck."
„Ich meine, ich wollte dir ja deine Zeit geben aber du wolltest mich ja sofort heiraten ...", sage ich, stütze mein Kopf mit meiner Hand ab und muss leicht schmunzeln.
„Es tut mir leid, Malia.", seufzt er.
„Es ist in Ordnung.", sage ich sofort. „Entweder du oder keiner, hm?", flüstere ich. Justin schaut mir sofort in die Augen, als hätten ihn diese Worte sofort gepackt. Wir blicken uns kurz stumm an, doch überzeugt haben ihn meine Worte scheinbar nicht.
„Ja... aber ich habe es mir immer anders vorgestellt. Im nüchternen Zustand. Wir sollten es rückgängig machen." Dass er so abgeneigt ist, dass wir uns heute Nacht völlig betrunken verheiratet haben, enttäuscht mich ein wenig. Ist es, weil er immer noch Angst davor hat, verletzt zu werden? Ist die Angst wirklich größer als jedes Glück was auf ihn zukommt?
„Wovor hast du Angst?", frage ich ihn. „Hast du immer noch Angst davor verletzt zu werden? Dass wir uns gestern sturz betrunken verheiratet haben enttäuscht mich gar nicht - ganz im Gegenteil. Es ist mal was anderes. Warum muss denn alles immer perfekt laufen? Ich liebe dich, Justin, und wenn ich jemanden gerne heirate dann dich. Ich bereue es nicht. Ich bereue es keine Sekunde. Doch wenn du es bereust .. dann machen wir es rückgängig. Wenn es aber an mir liegt, will ich es nicht rückgängig machen.", hauche ich. Jedes Wort ist ernst gemeint. So verrückt es ist, was wir getan haben, so aufregend ist es wiederum. Das ist der Kick in meinem Leben, den ich verspüren will. Morgens unwissend verheiratet aufwachen., neben dem Kerl, mit dem ich irgendwie nicht zusammen bin, den ich aber so sehr liebe, wie keinen anderen. Die Liebe die ich zu ihm habe ist unbeschreiblich.
„Ich habe Angst davor, dass du dich wieder verpisst und was hinterlässt du mir dann? Eine zerbrochenen und gescheiterte Ehe."
„Irgendwann reicht es auch. Ich bin doch hier, reicht es dir nicht?", zische ich ihn fast verzweifelt an und setze mich aufrecht hin.
„Jetzt bist du hier." Ich rolle die Augen.
„Eine Eigenschaft an dir die wirklich nervt .. du bist verdammt nachtragend.", sage ich genervt und stehe im nächsten Moment vom Bett auf.
„Aha, soll ich jetzt auch deine negativen Eigenschaften aufzählen?", fragt er provokant und setzt sich ebenfalls auf, bleibt aber im Bett sitzen.
„Dann mach doch.", sage ich gelassen und gehe zu meinem Handgepäck, um mir Kleidung rauszusuchen.
„Du bist eine verdammte Zicke.", zischt er. Ich öffne geschockt meine Lippen ein Spalt und drehe mich in seine Richtung.
„So ein Schwachsinn. Wo zicke ich denn? Wie oft gebe ich dir Recht, damit du nicht eskalierst? Wie oft halte ich meinen Mund? Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, dass ich mal gezickt habe. Das übliche Zicken - okay."
„Damit ich nicht eskaliere, alles klar.", lacht Justin und steht nun ebenfalls von Bett auf. Er trägt bloß seine Boxershorts, mehr nicht. Ich will nicht zugeben, wie verdammt heiß er aussieht, weil er mich gerade wirklich sauer macht.
„Genau, du tickst nämlich ganz schön schnell aus.", merke ich provokant an. Er hat angefangen und ich steige mit ein. Ich hasse es, doch ich kann nicht anders.
„Halts Maul, Malia. Wirklich. Halt einfach die Klappe.", knurrt er wütend. Ich schaue ihn sprachlos an und muss schlucken, weil diese Wortwahl so ungewohnt ist von ihm zu hören. Außerdem tut es weh.

Ich drehe mich wortlos um und gehe nicht weiter auf sein Sticheln ein. Ich hole mir die nötigen Klamotten aus der Tasche, gehe ins Badezimmer, wo ich mich einschließe und mich dann dusche.

Halts Maul, Malia.
Halt du dein Maul, Justin.
Wer denkt er bitte, wer er ist?

Als ich fertig bin und das Bad verlasse, nimmt nun Justin wortlos das Bad ein. Ich schaue noch gegen die verschlossene Türe, ehe ich dann meine restlichen Sachen in mein Handgepäck packe - für den Rückflug, der jetzt wieder ansteht.

Wir sind fertig und verlassen wortlos das Hotelzimmer. Wir checken aus, warten auf das Taxi und fahren zum Flughafen. Dann sitzen wir irgendwann im Flieger. Justin bricht das Schweigen.

„Ich wollte nicht so respektlos mit dir sprechen aber ich habe dich damals schon davor gewarnt, wie respektlos ich werden kann, wenn man mich provoziert." Ich starre aus dem Fenster und schaue ihn nicht an.
„Du hast mich gewarnt, bedeutet nicht, dass ich es akzeptieren und hinnehmen muss.", gebe ich ihm als Antwort.
„Du hast Recht.", sagt er. „Aber ich bin so. Wenn du meine Art nicht akzeptieren kannst, dann musst du jemanden suchen, der anders reagiert." Nun drehe ich mein Kopf in seine Richtung und schaue ihn an.
„Wieso gehst du direkt darauf, dass ich mir jemand neuen suchen kann? Willst du mich loswerden, Justin? Langsam habe ich das Gefühl, dass du mich gar nicht so richtig willst. Irgendwas stimmt doch nicht mit dir."
„Wie kommst du auf diesen Schwachsinn? Mit mir ist alles in Ordnung."
„Nein, ist es nicht. Ich habe dich verletzt - ja. Ich bin aber hier und habe mich für dich entschieden. Ich bin damals nicht ohne Grund abgehauen. Ich habe dich nicht einfach so verletzt. Jetzt bin ich hier und du nörgelst nur rum. Alles was ich tue ist scheiße. Immer wieder kann ich mir anhören, wie verdammt scheiße ich doch bin und was für Fehler ich begannen habe. Soll ich etwa auch deine Fehler aufzählen? Willst du das, Wenn ich so verdammt scheiße bin, Justin, dann gib mir keine Chance. Dann lass mich gehen. Wenn du mir nicht verzeihen kannst, dann gib mir keine Hoffnung. Lass mich einfach gehen und versuch es nicht, wenn es dir so verdammt schwer fällt. Wir sind keine zwölf mehr. Entweder du willst mich oder du willst mich nicht aber spiel nicht mit mir. Ich habe keine Lust darauf.", sage ich wütend, doch nicht so laut, damit niemand was mitbekommen kann, und hole so weit aus, dass ich ihn kaum zu Wort kommen lasse. Ich lasse meine ganze Wut und Frust raus, die ich ihm zuliebe teilweise in mir gelassen habe. Er schaut mir innig in die Augen und spannt dabei seinen Kiefer an. Ihm fehlen die Worte, also breche ich bloß den Augenkontakt ab und starre aus dem Fenster.
„Gib mir einfach Zeit, okay?", fragt er mich sanft. Ich lehne mein Kopf an das Fenster.
„Klar.", sage ich bloß kühl und damit ist das Gespräch beendet.

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