Kapitel 35

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Justin

Ich packe meine Klamotten in meine Reisetasche. Ich korrigiere mich, ich drücke die Klamotten in meine Reisetasche. Meine Gedanken schweifen sich nur um Malia. Meine Liebe. Mein Liebes. Meine Liebste. Sie ist schon wieder zurück in New Orleans, während ich immer noch in Kanada bin, bei Christian und Luna.

Die Türe öffnet sich - sie betreten die Wohnung genau in dem Moment, als ich über sie nachdenke. „Was geht", ruft Christian. Ein Grinsen ziert über meine Lippen. Ich schaue über meine Schulter und zeige Christian und Luna, dass ich gerade grinse, denn sie denken, ich könnte es nicht mehr, seitdem Malia nicht bei mir ist.
„Was geht ihr Verheirateten. Wie fühlt es sich an?"
„Bis jetzt gut. Ich weiß nicht, sag du es uns, du bist ja erfahrenerer als wir. Du weißt doch wie eine Ehe läuft." Ich rolle meine Augen genervt, als Luna mir diese Antwort gibt, statt eine normale. Ich weiß genau, dass Malia und ich damit gemeint sind. Ich weiß genau, dass sie damit meint, dass ich sie belogen habe.
„Mal schauen, ob es bei euch einwandfrei laufen wird.", sage ich spöttisch.
„Mal schauen, ob mein Mann mich so belügen wird." In dem Moment drehe ich mich wutentbrannt um und merke wie meine Fäuste geballt sind. Christian meldet sich zu Wort, damit sich die Situation zwischen uns beruhigt und nicht ausartet. Natürlich hätte ich sie nicht geschlagen - niemals.
„Kommt runter. Jeder macht Fehler.". sagt er. „Es kann ja im Endeffekt bei euch nir besser werden, wenn sie schwanger ist.", lacht Christian amüsiert. Kn diesem Moment erstarre ich.
„Was redest du da?"
„Christian", schnaubt Luna. Christian schaut sie fragend an, doch versteht, dass ich es wohl nicht wissen sollte.
„Bitte was? Nochmal von vorne. Sie ist schwanger?!"
„Sie wollte es dir selber sagen.", murmelt Luna. Ich drehe mich um und packe meine Sachen schneller ein als zuvor. Ich sage kein Wort mehr, denn ich will so schnell wie möglich aus dieser Stadt, nur damit ich mit ihr sprechen kann. Malia ist schwanger?!

Malia

Mein Herz klopft wie verrückt während ich in seine weiten Pupillen schaue. Dakota verschwindet aus der Küche, um uns alleine zu lassen und schließt die Türe hinter sich. „Woher weißt du das?", traue ich mich ihn zu fragen. Justin schnaubt.
„Beantworte mir gefälligst meine Frage!", zischt er mich an. Ich bin nicht überrascht über seine wütende Art und sein Geschrei, auch wenn ich es irgendwie auch nicht anders von ihm kenne. Nicht, dass er mich anbrüllt, nur weil er generell eine aggressive Art an sich hatte. Er hat das Recht dazu, so unfassbar wütend zu sein.
„Ich wollte es dir heute sagen.", sage ich leise und meide seinen Blickkontakt.
„Ganz bestimmt wolltest du das, Malia."
„Ich schwöre es...", flüstere ich, und spiele nervös mit meinen Fingern, nur um seinen Blickkontakt zu meiden. Doch er lässt es nicht zu. Seine Finger packen sanft mein Kinn und heben meinen Kopf an, sodass ich nun gezwungen bin, in seine Augen zu schauen.
„Wieso hast du es mir nicht sofort gesagt? Wieso weiß es jeder außer ich, Malia? Bin ich dir wirklich so wenig wert? Liebst du mich nicht, ist es das?" Seine Stimme ist ruhiger, doch sie klingt verletzlich.
„Das ist es nicht, Justin ..."
„Wie lange weißt du es schon?" Er lässt meine Wange los und stemmt seine Hände in die Hüften. Ich muss überlegen, wie lange ich es schon weiß, bevor ich es ihm beantworten kann. Doch so genau konnte ich ihm die Frage nicht beantworten.
„Ein paar Wochen."
„Wie lange? Drei? Vier?"
„Ungefähr ..." Er schnaubt, lässt von mir ab und kehrt mir den Rücken zu. Ich presse meine Lippen aufeinander, während ich beschämt auf seinen Rücken starre. Es dauert einige Minuten bis er zu Wort kommt.
„Es verletzt mich, dass ich dir wirklich so wenig wert bin." Er dreht sich wieder zu mir um.
„Das stimmt nicht, Justin! Du verstehst nicht" Er lässt mich nicht aussprechen, denn seine Wut kommt ihm zuvor.
„Was verstehe ich nicht, Malia?!", brüllt er, während er mir näher kommt.
„Du verstehst nicht, was ich alles alleine durchmachen musste, als du nicht da warst! Ich habe unser Kind verloren und war auf mich alleine gestellt! Ich musste mit diesem Schmerz alleine leben! Ich kann diese Schwangerschaft nicht genießen, weil ich denke, dass ich dieses Baby wieder verlieren werde! Ich will es dir nicht sagen, weil ich nicht will, dass der Tag kommt, wo ich es verliere und du ebenfalls leiden musst!"
„Du sollst nicht alleine leiden, Malia.", raunt er und umfasst meine Oberarme, die er sanft drückt, während er mir innig in die Augen sieht. Es scheint, als hätten ihn meine Erklärung runtergebracht und seine Wut ist nun wie verschwunden. „Vor allem sollst du nicht darüber nachdenken, das Kind zu verlieren. Dass du wieder schwanger sein kannst ist ein Wunder. Dieses Kind wird ein Wunder. Wir werden es bekommen, Malia." Er sagt es so zuversichtlich, dass ich zu weinen beginne. Seine Hand legt er auf meinen Hinterkopf und drückt mich an seine Brust. Ich weine hemmungslos und kann es nicht mehr unterdrücken. Ich kann mein Leid, meine Trauer und meine Hilflosigkeit nicht mehr unterdrücken. Ich bin traurig und doch erleichtert, dass wir darüber gesprochen haben. Er drückt mich so fest es geht an sich und lässt mir die Zeit, die ich benötige, um mich zu beruhigen.

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