Kapitel 25

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Kapitel 25

Justin

Es ist ein Kampf mit mir selber - jeden verdammten Tag.
Das Vermissen ist das Schlimmste. Ich vermisse Malia immer ein bisschen zu viel, ein bisschen zu oft und jeden Tag ein bisschen mehr.
Die Sehnsucht ist doch schlimmer nach ihr. Sie wird immer größer, je weniger ich meine Sehnsucht mit ihr befriedigen kann. Der Durst der Seele ist qualvoller als der Durst, der sich mit Getränken stillen lässt. Ich vermisse sie so sehr und ich hasse mich dafür, dass ich sie belogen habe. Ich habe ihr gesagt, dass ich ein Jahr zur Therapie in Kanada gehe, weil der Arzt der beste ist, und nicht möchte, dass sie mich besucht. Ich habe sie belogen. Denn eigentlich geht es für mich in den Knast. Körperliche Verletzungen - mehrere. Als ich den Brief eines Tages in der Hand hielt, wo drin stand, dass ich bis zu einem gewissen Zeitpunkt Zeit habe diese Zeit abzusitzen, wusste ich, dass ich ihr das nicht antun kann. Ich wusste, dass wenn ich ihr sage, dass ich ins Gefängnis muss, es schlimmer ist, als dass ich sie belüge. Selbst wenn sie mich ein Jahr nicht sieht. Ja, ich hasse mich dafür und sie wird mich dafür auch hassen. Doch ich könnte es nicht, wenn sie mich hier besuchen würde. Ich weiß genau wie ich mich fühlen würde und vorallem wie sie sich fühlen würde. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass ich im Knast wirklich therapiert werde von einem Arzt. Es hilft mir. Ich hätte es nicht gedacht, aber es hilft mir. Es hilft mir meine Aggressionen unter Kontrolle zu bekommen. Mein Therapeut Will hat mir einen Ball geschenkt, den ich meiner Faust verschließe und rumdrücke, wenn ich wieder merke, dass ich aggressiv werde. Es klingt so verdammt dumm aber in manchen Situation, hier im Knast, hat es nir geholfen. Mein Ziel ist es, an den Punkt zu gelangen, an dem ich diesen Ball nicht mehr benötige.

6 Monate später

Mein Aufenthalt in diesem Gefängnis ist anstrengend. Anstrenger als sonst, weil ich nun jemanden habe, der draußen auf mich wartet. Dadurch vergeht die Zeit nicht. Sie vergeht einfach nicht und das macht mich wahnsinnig.
Ich will sie in meine Arme nehmen,
sie küssen,
sie berühren,
sie riechen,
sie lächeln sehen,
sie lieben.

Diese Sehnsucht bringt mich fast um. Ich werde nervös bei dem Gedanken, dass ich noch weitere sechs Monaten in diesem Puff verbringen muss. Ich spüre das Verlangen etwas kaputt zu schlagen, wenn ich bloß daran denke. Ich greife nach dem Ball und beruhige mich schnell wieder. Mein Herz rast wie verrückt.
Für sie, aber auch vor Wut wegen mir selber.
Weil ich mich hasse, für das, was ich bin.
Für das, was ich in der Vergangenheit getan habe.
Für das, was mich hierher gebracht hat und mich von Malia getrennt hat.
Es ist meine Schuld.
Ich hätte sie haben können.
Ich hätte glücklich mit ihr sein können.
Ich habe alles verbockt.
Ich bin ein verdammte Opfer.

„Wie ist, sie zu vermissen? Was genau löst es in dir aus?", fragt Will mich.
„Sehnsucht. Sehr starke Sehnsucht. Mein Herz tut weh, wenn ich an sie denke."
„Ist sie die Einzige in deinem Leben, die dir positive Gedanken bringt?" Ich nicke mit dem Kopf, dann erinnere ich mich sofort wieder, dass Will möchte, dass ich ihm vollständige Antworten und Sätze gebe, damit die Kommunikation auch in Zukunft gut läuft.
„Ja, ist sie.", füge ich schnell hinzu.
„Wie kommt es dann, dass du trotzdem eskaliert bist, obwohl sie bei dir war? Obwohl du etwas hast, an dem du festhalten könntest, um diese bösen und dummen Dinge nicht zu tun?" Ich denke über seine Frage nach. Ich denke lange nach, doch die Zeit gibt er mir.
„Weil ich ein Problem habe." Will lächelt stolz. Er will, dass ich zu meinen Problemen und Fehlern stehe.
„Und du möchtest an diesem Problem arbeiten, richtig?"
„Richtig.", antworte ich. „Für mich." Will nickt.
„Wenn du nicht an deinen Problemen und Fehlern arbeitest, sie vorallem nicht einsehen kannst, wirst du sie verlieren. Du wirst sie verlieren, nur weil du zu stolz bist. Sie will mit dir reden, über deine Probleme, doch du weichst ihr aus."
„Ich bereue es."
„Du sollst nicht bereuen. Du sollst daraus lernen.", sagt er. „Sie würde wollen, dass du gesund wiederkommst. Sie will dich. Ich spüre es, Justin. Wie du über sie sprichst, ist es, als wäre sie eine loyale und herzliche Person. Diese Personen sind goldwert. Denk an sie und arbeite schneller an dir. Weißt du, du bist nicht perfekt, Justin. Das musst du auch nicht sein. Genauso wie sie. Sie ist auch nicht perfekt und das muss sie auch nicht sein. Niemsnd ist perfekt. Aber ihr seid perfekt zusammen." Will lächelt. Seine Worte bleiben in meinem Kopf hängen.
Dann klappt er sein Buch zusammen und steht auf. „Wir sehen uns zur nächsten Stunde. Schön brav bleiben.", verabschiedet er sich und im nächsten Moment werde ich in mein Zimmer gebracht.

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