Kapitel 10

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Kapitel 10

Malia

„Ich würde dich nie nicht wollen.", raunt er. „Ich denke wir wollen beide nicht verletzt werden .. wir brauchen trotzdem die Zeit .. wir sollten einfach nichts überstürzen." Ich nicke lächelnd, beuge mich zu ihm runter, umfasse sein Gesicht und drücke meine Lippen kurz auf seine Lippen. Seine Hände rutschen hoch meinem Hintern, den er umfasst. Als ich mich löse und in seine Augen schaue, muss ich immer noch lächeln.
„Ich glaube ich will dich für immer.", flüstere ich und streichele ihm über seine Wange.
„Ist das so?", fragt er mich und hat ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen. Selbstsicher nicke ich mit dem Kopf.
„Alles andere macht kein Sinn.", wispere ich. Justin beißt sich kurz auf seine Unterlippe und kurz darauf drückt er seine Lippen erneut auf meine. Seine Hände verlassen meinen Hintern und umfassen mein Gesicht.  Er zieht mein Gesicht näher an seins, sodass sich undere Lippen fester aneinander drücken. Er küsst mich so fest, als würde er nie aufhören wollen mich zu küssen. Es folgen mehrere kleine Küsse auf meinen Lippen, immer wieder, bis er sich löst und mir in die Augen schaut. „Das was ich mit dir habe, habe ich mit niemanden. Ich glaube das werde ich auch nie.", flüstere ich gegen seine Lippen.
„Hör auf so unfassbar süß zu sein ... Fuck.", keucht er und drückt mir ein Kuss auf meinen Mundwinkel. „Ich liebe dich, Malia .. ich liebe dich so sehr, dass es verdammt nochmal wehtut.", raunt er. Ich lächele, weil es die Reaktion ist, die ich aus ihm herausfordern wollte. Nicht nur, dass ich es vollkommen ernst meine, sondern auch, dass ich die Bestätigung brauche, immer wieder, dass er mich genauso sehr will, wie ich ihn. Ich will wissen, ob es sich lohnt für ihn zu kämpfen und es lohnt sich. Es lohnt sich definitiv. Es würde sich immer lohnen, bis zu dem Punkt, wo er mich nicht will.
„Ich liebe dich auch.", erwidere ich.

Als Justin später etwas gegessen hat, legen wir uns auf sein Bett und schauen noch gemeinsam einen Film. Ich lege meinen Arm um seinen Bauch und Kopf platziere ich auf seiner Brust.
„Darf ich dich was fragen?", flüstere ich nach einer halben Stunde, die wir stumm den Film geschaut haben. Normalerweise hasse ich es, wenn jemand beim Filme schauen spricht, doch ich kann gerade nicht anders.
„Klar.", sagt er entspannt. Ich hebe mein Kopf an, falte meine Hände auf seiner Brust und stütze mein Kinn auf den Händen ab und schaue ihm in die Augen.
„Wenn es du mir nicht beantworten willst, dann tu es nicht ..." Er nickt verständlich und wartet darauf, dass ich ihm die Frage stelle.
„Wer war für dich da, als du ... dein Kind verloren hast? Wie kannst du so stark sein? Ich glaube, ich wäre bis heute noch am Boden zerstört ...", frage ich ihn vorsichtig. Es ist ein hartes und sehr sensibles Thema, worüber wir noch nicht intensiv gesprochen haben. Ich will wissen, was heute noch in ihm vorgeht in Bezug zu diesem Thema. Ich sehe, wie seine Mimik sich verändert. Es fällt ihm anscheinend nicht einfach, darüber zu sprechen, denn er denkt wahrscheinlich noch darüber nach, was er dazu sagen soll.
„Chris .. Blake war ebenfalls für mich da. Mom .. das ist der Grund, wieso ich überhaupt wieder so gut mit ihr bin. Sie ist hergekommen, als sie wusste, dass sie Oma wird. Sie hat keine Sekunde gezögert. Sie hat die Therapie gestartet, weil sie eine gute Oma und eine gute Mutter für mich sein wollte. Sie hat sich so unfassbar gefreut. Ich sage dir ehrlich, dass ich mich auch unfassbar gefreut habe, weil ich so wenig in meinem Leben habe, was mir Freude bereitet .." Er macht kurz eine Pause und ich bleibe ruhig, während er in die Luft starrt. „Ich habe mich gefreut Vater zu werden, auch wenn es mit einer Frau gewesen wäre, mit der ich es mir nicht gewünscht habe, ein Kind großzuziehen. Ich habe mich gefreut, weil das Kind in diesem Moment das Einzige war, was ich hatte." Ich sehe den Schmerz in seinen Augen, als er mich wieder ansieht. Ich streichele sanft über seine Brust.
„Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da gewesen bin.", flüstere ich und fühle mich so schuldig, dass ich ihm nicht in die Augen schauen kann und daraufhin auf meine Hände gucke.
„Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Du hast dich bereits entschuldigt und ich verstehe auch, wieso du abgehauen bist. Du hast mich damals gefragt, was ich tun würde, wenn du schwanger von einem anderen wärst .." Ich schaue ihm wieder in die Augen und warte auf seine Antwort. „Ich wäre auch abgehauen. Der Schmerz ist zu groß, um die Liebe deines Lebens zu sehen, mit einem Kind, was nicht deins ist. Es würde euch immer was verbinden, nämlich dieses Kind. Ich verstehe es und trotzdem war es nicht in Ordnung. Ich habe mir ein letztes Gespräch gewünscht."
„Wenn es ein Gespräch gegeben hätte, wäre ich geblieben und hätte jeden Tag gelitten. Du hättest mir unbemerkt jeden Tag mein Herz gebrochen, auch wenn es letztendlich tragischerweise anders kam.."
„Was passiert ist, ist passiert ... Fazit ist, dass immer wenn ich zwischendurch dran denke, dass mein Kind jetzt drei wäre .. das macht mich verdammt fertig. Ich werde jedes Jahr so denken, bis zu meinem Tod. Ich komme damit zurecht, nur ist es trotzdem schwer." Ich drücke ihm ein Kuss auf die Brust und anschließend schmiege ich liebevoll an ihn, um ihm meine Wärme und meine volle Aufmerksamkeit geben zu können.
„Wenn du irgendwann mal Kinder haben wirst, dann wird es immer weniger.", flüstere ich.
„Ich will keine Kinder mehr. Ich will nicht, dass so etwas erneut passiert. Will ich nicht.", sagt er sofort und ich schaue ihn an.
„Du willst keine Kinder?" Er schüttelt den Kopf. Ich muss schlucken. Ich will definitiv Kinder, am liebsten so viele wie möglich. Es tut weh zu hören, dass der Mann den du liebst, mit dem du dir eine Zukunft vorstellen kannst, keine Kinder mehr will. „Also würdest du mit mit keine Kinder wollen?"
„Nein.", sagt er knallhart, als wenn es für ihn hundertprozentig keine Option wäre. Ich wusste nicht, dass es wirklich so hart sein kann, dass jemand den du liebst, keine Kinder will. Ich versuche es nicht negativ zu sehen, wenn wir zusammen sind und wenn wir glücklicher sind als je zuvor, dann wird er seine Meinung vielleicht ändern. Ich hoffe es doch, nachdem er gerade knallhart gesagt hat, dass er keine Kinder will, mit vollster Überzeugung. Ich hoffe, dass er es sich irgendwann anders überlegt - für mich.

Ich gehe nicht weiter darauf ein, lege mein Kopf wieder auf die Position wie zuvor und schaue zum Fernseher. „Es hat nichts mit dir zu tun, Malia.", flüstert er.
„Es ist in Ordnung.", sage ich und dann ist das Gespräch auch beendet. Justin legt seine Hand auf meinen Haaransatz und fängt an mich zu kraulen. Ich beruhige mich und meine Augen fallen zu, weil ich seine Kopfmassage so unfassbar genieße. Seine Finger massieren meine Schläfe, dann streichelt er mit den Fingern über meine Wange, ehe er dann mein Ohrläppchen umfasst, den er mit kreisenden Bewegungen massiert. Ich seufze zufrieden, damit er hört, wie gut er es macht und wie geht es sich für anfühlt. Ich liebe seine Hände. Ich liebe sie so sehr. Ich will sie am liebsten immer an mir spüren.
Ich will ihn immer bei mir spüren.

Dann massiert er meine Oberarme mit viel Druck, was sich so unfassbar gut anfühlt. Er massiert sie soweit runter, wie er mit seinem Arm rankommt. Ich merke wie ich langsam einschlafe, obwohl es noch recht früh am Abend ist, weil er mich mit seinen Berührungen schwach macht.

Mitten in der Nacht erwache ich langsam. Der Fernseher ist aus und es ist stockdunkel. Ich will mich zu Justin drehen und nach ihm tasten, doch er liegt nicht neben mir. Ich verziehe mein Gesicht und öffne langsam meine Augen, weil ich nicht weiterschlafen kann, wenn ich nicht weiß, wo er ist. Ich warte noch kurz, weil ich denke, dass er vielleicht auf Toilette gegangen ist. Doch weitere fünf Minuten sind vergangen, weshalb ich aufstehe und im Bad nachschaue, ob er dort zu finden ist. Leider keine Spur. Ich gehe zurück in sein Zimmer, greife nach meinem Handy und bevor ich ihn anrufen kann, sehe ich, dass Danny mir eine Nachricht geschickt hat.

Danny: Gute Nacht 😘

Hat Justin diese Nachricht eventuell gelesen, als ich geschlafen habe, und ist sauer geworden? Was kann ich dafür, dass Danny mir schreibt? Ich murmele ein leises ‚Fuck', ehe ich versuche Justin anzurufen. Justin geht ran.

„Hallo?", fragt er, als wäre alles in Ordnung.
„Justin .. wo bist du?", frage ich ihn besorgt.
„Tut mir leid, ich habe dir nicht Bescheid gesagt. Ich muss arbeiten, ich habe heute nur die späte Schicht übernommen.", sagt er entschuldigend und ich bin kurz erleichtert, dass alles in Ordnung ist.
„Okay.", wispere ich in den Hörer. „Wo arbeitest du denn? Als Security an der Bar?"
„Genau aber im Endeffekt ist es immer eine andere Bar oder ein Club. Ich werde flexibel eingesetzt. Ich muss auflegen, Liebes. Wir sehen uns später hoffentlich. Schlaf schön." Ich muss lächeln.
„Danke, Liebster.", sage ich grinsend, weil er mich immer Liebes nennt.
„Aha.", sagt Justin und ich kann das Grinsen in seiner Stimme hören. „Liebster?"
„Wenn ich dein Liebes bin, dann bist du mein Liebster."
„Gefällt mir.", raunt er.
„Du gefällst mir.", erwidere ich.
„Du mir auch." Ich beiße mir auf die Unterlippe und lege mich auf das Bett, lasse dabei die Beine außerhalb des Bettes runterbaumeln.
„Pass auf dich auf, Justin. Bis später.", verabschiede ich mich von ihm und lege auf. Verträumt lege ich mein Handy zur Seite und lege mich wieder richtig ins Bett, sodass ich meinen Körper zudecken kann. Ist es krank zu sagen, dass ich ihn jetzt gerade so arg vermisse? Am liebsten will ich ins Auto steigen und zu ihm fahren. Ich will am liebsten für immer bei ihm sein. Ich will, dass er wieder für mich arbeitet. Ich habe es geliebt, dass er sich um meine Sicherheit gesorgt hat. Es hat ihn unfassbar attraktiv gemacht, auch wenn er bereits attraktiv genug ist. Der attraktivste Mann, den ich je begegnet bin und kennenlernen durfte.

Ich schlafe wieder, doch einige Stunden später kann ich hören, wie Justin in sein Zimmer kommt, denn ich werde von der Türe geweckt. Ich lasse ihn aber nicht merken, dass ich wach geworden bin, denn ich lasse die Augen geschlossen und liege mit dem Rücken in seine Richtung. Er zieht sich aus, das höre ich, dann legt es zu mir ins Bett. Er rutscht von hinten näher an mich ran, ehe ich seinen Arm um meine Hüfte spüre und sein Schritt gegen mein Hintern. Ein Lächeln ziert meine Lippen und sofort fühle ich mich vollständig. In diesem Bett hat die ganze Zeit etwas gefehlt, nämlich Justin. Meine Augen bleiben geschlossen und ich schaffe es wieder einzuschlafen.

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