Kapitel 26

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Kapitel 26

Malia

Nach dem Anruf mit Justin denke ich immer wieder an seine Worte.

Es wird nicht für immer wehtun.

Er hat Recht. Trotzdem bin ich am Trauern und am Vermissen. Trauern nach meinem verlorenen Baby und vermissen tue ich Justin, sowie das verlorene Kind ... Ich vermisse es Justin in die Arme zu schließen. Ich vermisse es, dass er für mich da ist. Ich brauche ihn gerade mehr als alles andere. Ich merke wie verloren ich ohne ihn bin. Ich merke, wie mir alles wehtut.

Es wird nicht für immer wehtun.

Ich setze mich ins Wohnzimmer auf die Couch, um endlich aus meinem Schlafzimmer zu kommen, und stöbere durch eine Zeitschrift.

„Ein Tee, Maus?", fragt Dakota mich, die im Türrahmen steht und besorgt zu mir rüberblickt. Sie weiß über meine Situation Bescheid. Sie weiß alles. Ich schaue zu ihr und schüttle schwach lächelnd den Kopf. Dnan schaue ich wieder in meine Zeitschrift, während ich ein Bein nah an meinen Oberkörper ziehe und mein Kinn auf meinem Knie abstütze. Ich schaue in die Zeitschrift, doch ich lese sie nicht.
Meine Gedanken schweifen in meine Zukunft,
dann zurück in meine Vergangenheit,
dann wieder in die Gegenwart.
Die Gegenwart, die aktuell in jede Richtung schief läuft.
Ich denke an Justin. Ich denke daran, was ich für ihn durchmache.
Was wir durchmachen.
Ich warte auf ihn.
Ich würde immer auf ihn warten.
Mir kommen wieder die Tränen, als ich an das Baby denke...
Ich kneife meine Augen zusammen und atme durch, damit ich nicht wieder losweine. Als Justin weg war, habe ich erst vier Wochen später herausgefunden, dass ich schwanger bin, denn meine Periode ist ausgeblieben. Mir war übel - jeden verdammten Tag. Justin davon nicht erzählen zu können war eine Qual. Ich habe versucht eine Möglichkeit zu finden ihn zu kontaktieren, doch Justin hat mir nicht gesagt wo genau er sich aufhält, geschweige denn wie sein Doktor heißt. Dann nochmal zwei Monate später habe ich geblutet. Ich habe so viel geblutet aus meinem Unterleib. Trevis hat mich sofort ins Krankwnhaus gefahren und dann hieß es, dass es eine Fehlgeburt ist. Es passiert häufig, sagt der Arzt. Ich solle nicht denken, dass es an mir liegt. Trotzdem war ich am Boden zerstört. Ich habe jeden Tag geweint und mich noch mehr nach Justin gesehnt. Ich habe mich alleine gefühlt und es hat mich von innen aufgefressen. Es hat mich kaputt gemacht. Gestern bei meinem Kontrolltermin die Nachricht, dass ich keine Kinder bekommen kann, ist das Schlimmste, was mir hätte passieren können. Auch wenn Justin gesagt hat, dass er keine Kinder haben will, wusste ich, er will welche. Ganh tief im Inneren wusste ich, dass er mit mir Kinder will. Er wird sich umentscheiden. Doch nun wird es nie so weit kommen. Ich werde nie weitere Leben auf diese Erde setzen können. Ich werde meine Familie nicht fortführen können. Die Linie ist bei mir gebrochen.

„Ich mache jetzt Feierabend.", sagt Collin, als er gerade durch die Terrasse das Wohnzimmer betritt. Ich schaue zu ihm auf, nicke bloß stumm mit dem Kopf und schaue wieder in die Zeitschrift. Collin schiebt die Glastüre zu und läuft auf mich zu. Dann setzt er sich neben mich auf die Couch, doch ich lasse mich davon nicht ablenken. „Es tut mir leid, was dir passiert ist.", flüstert er. Natürlich weiß er das, alle hier im Haus wissen es. Ich habe mich bei Dakota ausgeheult in der Küche, sie haben es alle gehört. Sie wissen es alle und nun werde ich von jedem bemitleidet - das Letzte was ich will. Ich kann nicht sprechen. Ich merke wieder, wie mir die Tränen hochkommen. Doch ich schaffe es noch, sie zu unterdrücken. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich fühlen musst, denn ich habe es nie erlebt. Aber ich kann mir vorstellen, wie beschissen es dir geht.", flüstert er. Eine Träne schafft es lautlos über meine Wange zu rollen. Ich spüre seine Hand auf meinem Rücken, den er aufrichtig auf und ab streichelt. Es tut gut, wenn man getröstet wird. Diese Wärme tut gut. Bloß macht es mich noch emotionaler, als ich es sowieso schon bin.
„Danke.", flüstere ich leise, mehr kann ich auch nicht sagen, und schaue ihn dann an. Er versucht mich vorsichtig anzulächeln, während ich meine Tränen wegstreiche. Dann streckt er seine Arme aus, als Zeichen, dass er mich umarmen will. Auch ich strecke meine Arme aus, lege sie um sein Bauch, lege meine Wange auf seine Schulter und plötzlich weine ich einfach los. Ich weine und kann es nicht stoppen. Ich bin so emotional durcheinander, dass ich das Gefühl habe, dass ich diese Umarmung gerade benötige. Ich wünschte bloß, sie wäre von Justin. Ich wünschte ich würde gerade in Justins Armen liegen.
Ich wünschte, ich könnte ihn gerade riechen.
Ich rieche Collin aber nicht Justin. Er riecht nicht so wie Justin riecht. Justin riecht nach Zuhause. Er riecht so unfassbar gut.
Ich will Justin riechen.
Ich will Justin küssen.

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