Das kühle, hohe Gras strich an meinen nackten Knöcheln entlang, es war noch feucht vom Morgentau. Bald würde die Sonne aufgehen und den Nebel, der über den Boden strich, verfliegen lassen.
Ich ging zwischen hohen Bäumen entlang,
irgendwo im Dickicht hörte ich es rascheln. Doch Angst verspürte ich nicht, es war höchstwahrscheinlich ein Ewok der, genau wie ich, nach Nahrung suchte. Seit nun einer Stunde suchte ich nach Beeren und den essbaren Moosen auf den Bäumen. Mein lederner Beutel hing an einem Band an meiner Hüfte, er war bereits gut gefüllt, sodass ich bald zu meiner Hütte in den Baumkronen zurückkehren würde.Ich lebte schon seit ich denken konnte, auf dem kleinen, fast gänzlich bewaldeten Mond mit dem Namen Endor. Er war wunderschön, keine Frage, es war friedlich, und ich lebte ein besseres Leben als viele andere Individuen in der Galaxis, doch es gab außer mir keinen anderen Menschen auf Endor, zumindest bekam ich keinen je zu Gesicht. Klar gab es die Ewoks, sie waren ein Volk aus behaarten, ziemlich niedlichen aber auch ganz schön kriegerischen Wesen. Ich kam gut mit ihnen klar, sie hatten mich akzeptiert, ich sprach ihre Sprache und nicht selten tauschten wir untereinander mit Nahrung und Werkzeug, doch ich zählte nicht zu ihnen.
Mein Leben war einsam, war es schon immer gewesen. Ich konnte nicht genau definieren wonach ich mich sehnte, doch mein Herz, es begehrte mehr als mein abgeschottetes Leben in einer Welt in die ich nicht gehörte. Ich seufzte, es brachte nichts, zu viel darüber nachzudenken, sonst wurde ich wieder melodramatisch und selbstbemitleidend und dass konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Ich blieb stehen, atmete die kühle Luft ein und sah in den Himmel. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen, der Himmel sah aus, als würde er in Flammen stehen. Ich hatte nun genug Nahrung für die nächsten Tage und so lief ich zu meinem Zuhause zurück.
Ich rannte immer schneller, meine Füße berührten kaum noch den Boden und das Moos federte jeden meiner Schritte ab, es fühlte sich an, als würde ich fliegen. Es war fast als durchströmte mich etwas, ich wusste nicht was es war, doch es war da, es verlieh mir Energie und ich fühlte mich frei.
Angekommen am Baum, an meinem Baum, zurrte ich meinen Beutel etwas fester und kletterte nach oben, ich zog mich auf den letzten Ast hinauf und stand auf einer festen Holzplattform auf der mein, mehr als bescheidenes, Baumhaus thronte. Ich ging in das aus dunklem Holz, Moos und Ästen zusammengehaltene Etwas von einem Haus und legte meinen Beutel ziemlich unsanft auf der Ablage, die mir als Tisch diente, ab.
Ich setzte mich auf einen Hocker vor meine Funkapparaturen und wechselt auf verschiedene Frequenzen. Das Funkgerät hatte ich, so wie einige andere durchaus nützliche technische Geräte wie einen Blaster, sowie einige Getriebe von kleineren Shuttles und Bauteile von Schiffen im Wald gefunden, in dem wohl vor einiger Zeit Wesen mit ihren Schiffen gelandet waren. Ich hatte sogar einen ziemlich interessanten, weißen Helm mit eingebautem Filter, Anvisir- und Vergrößerungsmechanismen gefunden. Ich widmete mich weiter den Schaltknöpfen meines Funkgeräts.
„Hier Basis 1, Endor, ich wiederhole, Basis 1 auf Endor, kann mich jemand hören?"
Nichts, gar nichts, aber das enttäuschte mich nicht groß, ich wurde nie gehört. Ich wiederholte dieses Ritual jeden Morgen und Abend, in der Hoffnung jemanden zu erreichen, jemanden, der mich hier wegholte. Ich wollte nicht mehr allein leben, langsam aber sicher machte es mich kaputt. Tatsächlich hatte ich nicht immer allein gewohnt, früher besaß ich einen Protokolldroiden, eine C2-Einheit. Er brachte mir 23 verschiedene Sprachen bei, die wichtigsten und am häufigsten gesprochenen in der Galaxis, zudem unterrichtete er mich im Schreiben, Reparieren von einfachen mechanischen Geräten, und der Kultur einiger Spezies. Leider war er vor 2 Jahren endgültig kaputt gegangen und ich
hatte ihn begraben. Ich glaube, die Ewoks hatten damals beschlossen, dass ich endgültig einen an der Klatsche hatte, doch er war mein einziger wirklicher Freund gewesen.Ich widmete mich mich nun der Zubereitung meines supergesunden und wirklich ekelhaften Essens. Ich ernährte mich praktisch ausschließlich von den hier in der Überzahl vorhandenen Liiak-Beeren, die eine sehr auffällige pinke Farbe hatten und verschiedenen Moosen. Ganz selten hatte ich das Glück, kleinere Tiere zu erbeuten, aber wirklich lecker waren die auch nicht. Ich seufzte und zerstampfte einige meiner wundervollen, schmackhaften Beeren. Wahrscheinlich würde ich in naher Zukunft selbst eine pinke Farbe annehmen.
Ich blickte aus dem Fenster und sah auf den Waldboden hinab. Zwei Ewok-Scouts liefen mit ihren Bögen herum und stritten über irgendeine Ewok-Dame, was mich zum kichern brachte. Dann legte der Größere von ihnen legte seinen zotteligen Kopf nach hinten und brüllte im Ewok-Dialekt eine Einladung zum Lagerfeuer zu mir hinauf. Wahrscheinlich hatten die Mitleid mit mir und meinem tristen Leben. Ich schaufelte mir sehr unelegant die Liiak-Beeren in den Mund - wäre C2 hier würde er mir vermutlich eine endlose Schimpftirade halten - sprang auf ein Seil, dass ich mit einem Flaschenzugmechanismus in den Ästen installiert hatte und fuhr damit nach unten auf den Boden. Die Ewoks begrüßten mich und bedeuteten mir, mitzukommen. Die Mittagssonne (hier verging der Tag unverhältnismäßig schnell, aufgrund der zügigen Drehung des Mondes) schien auf unseren kleinen Trupp hinab.
„Und, wie geht's euch so, alles in Ordnung bei eurem Völkchen? Dein Fell glänzt heute aber besonders schön, du musst mir unbedingt verraten, in welchem Bach du es wäschst!"
Ich versuchte wenigstens ein bisschen Konversation zu betreiben, bekam aber nur genervte Blicke ab.
„Jerys-Wan, leise sein", grummelte der eine Ewok nun doch.
Ich war ein bisschen überrascht, dass das kleine Wesen meinen Namen kannte, dieses Volk gab sich wirklich selten mit mir ab, deswegen war ich auch ziemlich überrascht als ich im Lager ankam und fast jeder Ewok mich freundlich begrüßte.
Das Lager war, wie meines, hoch in den Bäumen und zahlreiche Ewoks wuselten auf den Hängebrücken aus Holz hin und her. Ich sah, wie der Anführer der Wesen auf mich zutrat und mich mit einem Wink seiner flauschigen Pranke aufforderte ihm zu folgen.
Alle Ewoks fanden sich nun im Zentrum ein und setzten sich um ein großes, grell flackerndes Feuer, dass durch Steine und feuchtes Gras das ziemlich brennbare Lager geschützt ließ. Ich durfte mich neben den Anführer setzen und fragte mich immer mehr, ob mich die Ewoks vielleicht überfallen und grillen wollten, doch dann wurde es schlagartig still und der Anführer fing an in Ewokesisch zu sprechen:„Jerys-Wan kam vor genau 20 Jahren in unseren Wald. Von ihrer Mutter gebracht und dann verlassen."
Mir stockte der Atem, das hatte ich nicht gewusst. Um ehrlich zu sein hatte ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie ich hierherkam.
„Vor ihr waren die weißen Teufel auf Tana und die Diener des goldenen Gottes, doch sie waren schnell verschwunden, bis zu dem Tag an dem die Frau kam und uns Jerys-Wan brachte, begleitet von einem falschen silbernen Gott."
Was bei der Macht redet er da?!
„Nun werden wir ihr Ankommen von vor 20 Jahren feiern, auch wenn sie keine unseres Volkes ist und auch ein wenig seltsam erscheint, sie ist ein Teil von Tana!"
Na vielen Dank auch.
„Teil von Tana, Teil von Tana!"
Alle Ewoks wiederholten die letzten Worte ihres Anführers und fingen an zu essen und zu feiern. Ich dachte weiter über die Worte nach und spürte eine tiefe Verzweiflung in mir aufwallen. Ein Kloß wurde in meiner Kehle, heraufbeschworen, voller Bitterkeit, Trauer und dem Gefühl von Verrat. Welche Mutter setzt ihr Kind auf einem abgeschotteten Waldmond aus, von einer fremden Spezies bewohnt, und ohne jemanden der sich wirklich kümmert?!
Tränen rannen mir über die Wangen, ich sah den tanzenden und feiernden Ewoks zu, bis sie zu Schatten und formlosen Gestalten, verzerrt von meinen tränenden Augen, wurden. Es war seltsam, sich einerseits zum ersten mal akzeptiert zu fühlen und andererseits völlig alleingelassen und ungeliebt. Ich war den Ewoks dankbar, dass sie an mich dachten und ein Fest zu meinen Ehren feierten, doch hier konnte ich nicht bleiben. Langsam stand ich auf und ging zurück zu meinem Zuhause, zog mir meine nach Wald und Ruß riechende, braune Kleidung aus und warf sie in meine Waschschale. Ich legte mich in meine Hängematte, die mir als Bett diente und ließ meinen Schluchzern freien Lauf. Die Dunkelheit verschluckte den Wald langsam und meine Tränen versiegten irgendwann.
„Basis 3 auf D'Qar an Basis 1 auf Endor, ist da jemand?", tönte es verzerrt aus meinem Funkgerät.
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I'll show you the Dark Side [ Kylo Ren ]
FanfictionHallo, mein Name ist Jerys. Mein ganzes Leben verbrachte ich auf Endor, bis sich plötzlich alles für mich veränderte. Ich wurde hineingezogen in einen Krieg, einen Krieg zwischen gut und böse, hell und dunkel, Jedi und Sith. Doch wo stand ich in die...