Ich befand mich in einem schwebeartigen Zustand, es war beinahe wie einer dieser surrealen Träume, von denen man weiß, dass man träumt und sich alles seltsam und unnatürlich anfühlt. Das weiße Licht zog sich zurück, und ich blickte mich um. Ich war auf einem Raumschiff, es war ein Transporter.
Ich ging ein paar Schritte in Richtung des beleuchteten Ganges. Ich hörte Stimmen, ein Mann und eine Frau. Ich lief langsam auf die Stimmen zu, die beiden saßen im Cockpit des Schiffs, sie schienen zu streiten.
„Es ist etwas dunkles in ihm! Ich weiß es, ich bin seine Mutter! Er ist genau wie Vader!
Ich erstarrte. Diese Stimme...diese Frau...Leia. Leia hatte einen Sohn?
„Es ist falsch ihn wegzuschicken, er hat nie etwas schlechtes getan! Verdammt er ist noch ein Kind!"
„Nein Han! Er muss zu meinem Bruder, er wird die Dunkelheit aus ihm vertreiben, er kann nicht hierbleiben! Zu viel von Darth Vader ist in ihm, warum verstehst du das nicht?!"
Ich sah durch die geöffnete Tür. Dort saß Leia, um einiges jünger als ich sie kennengelernt hatte. Ein gutaussehender junger Mann stand neben ihr, sie hatte ihn Han genannt. Er muss Han Solo sein! Aber das konnte nicht Leia sein. Die Leia, die ich kannte, würde niemals ihr eigenes Kind wegschicken, wegen der bloßen Vermutung es könnte irgendwann einmal Böse werden. Dann sah ich eine Bewegung neben mir.
Ein Junge, nicht älter als acht Jahre, mit dunklen Locken die sich um seine großen Ohren kringelten, lauschte dem Gespräch ebenfalls, er versteckte sich hinter der Tür. Es ist Kylo, der junge Kylo Ren! Sein Gesicht würde ich immer wiedererkennen. Der Junge weinte still, Tränen rannen über seine blassen Wangen. Verständlich, wenn seine Mutter davon redete, ihn loswerden zu wollen. Trauer und Bitterkeit stiegen in meiner Kehle auf und ich hatte eine dunkle Vorahnung.
Urplötzlich veränderte sich die Umgebung, ich stand in einer Art hellem, goldbräunlichem Tempel, Kinder in allen Altersgruppen liefen fröhlich umher und schienen zu trainieren. Mein Blick fiel auf einen Jungen der etwas abseits stand, es war wieder Kylo, im Alter von circa 13 Jahren. Er sah wehmütig auf die Ausgelassenheit, mit der die anderen Kinder spielten, offenbar war er allein. Dann wandte er den Kopf nach links, ich drehte mich ebenfalls um. Dort stand ein bärtiger Mann mittleren Alters, er schien der Lehrer hier zu sein. Er betrachtete den jungen Kylo mit einem misstrauischen, feindseligen Blick, er schien ihm nicht zu vertrauen. Ich sah wieder zu Kylo, der nun zu Boden starrte, Unverständnis lag in seinem Blick, und die Frage, warum jeder ihn hasste und fürchtete.
Erneut wechselte das Bild, es war Nacht und ein deutlich älterer Kylo, der dem den ich kannte nun um einiges ähnlicher sah, lag schlafend in seinem Bett. Er wirkte friedlich und ich konnte mich nicht davon abhalten, ihn eingehend zu betrachten.
Er ist wirklich wunderschön.Ein seltsames, grünes Licht fiel auf sein Gesicht und ich sah hoch. Der Mann aus der letzten Vision stand über ihm, mit einem irren Blick in den Augen und seinem grünen Lichtschwert in der Hand. Er will ihn töten, schoss es mir durch den Kopf.
Der Man holte aus, doch Kylo erwachte und konnte die Klinge mit der seines blauen Lichtschwerts parieren.
Panik, Angst und das Gefühl von Verrat standen in sein Gesicht geschrieben, als er die Hand hob und mit der Macht die Decke zum Einsturz brachte.Nun wechselten die Bilder schneller, einzelne Ausschnitte tauchten vor meinem Inneren Auge auf, von misstrauischen Blicken, angsterfüllt schreienden Menschen, Leia die sagte er wäre wie Darth Vader, Rey die ihn ein Monster nannte, ein schwarzer, halb geschmolzener Helm, Luke der ihm misstraute, Snoke der ihn für schwach hielt und ein übermächtiges Gefühl von Zerrissenheit, zwei Seiten, die nach ihm riefen, sein Verstand und sein Herz die um die Vorherrschafft stritten.
All das wirbelte um mich herum, ich konnte nicht mehr denken, Stimmen flüsterten Worte, die ich nicht verstand. Das Geflüster wurde immer lauter bis ich hören konnte was sie sagten:
Kylo Ren oder Ben Solo? Kylo Ren oder Ben Solo? Kylo Ren oder Ben Solo? Kylo Ren oder..
Alles wurde dunkel.
Kylo Ren oder Ben Solo?
Kylo Ren oder Ben Solo?
Kylo Ren oder Ben Solo?
Mein Kopf schmerzte höllisch, als ich wieder zu mir kam. Ich spürte, dass ich weinte, das was Kylo's Gedanken mir offenbart hatten, war so grausam und schmerzerfüllt, dass ich nicht anders konnte. Ich lag halb auf dem Boden, Kylo hatte meinen Oberkörper auf seinen Schoß gezogen. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und sah emotionslos auf mich hinab.
Langsam richtete ich mich auf, ich versuchte nicht einmal meine Tränen zu verstecken.„Oh Kylo, es tut mir so leid."
Meine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. Er sah mich an, schien mit sich zu ringen, was er mir sagen sollte.
„Leia ist meine Mutter. Sie hat mich zu meinem Onkel geschickt, um mich von der dunklen Seite fern zu halten."
„Sie hätte dir vertrauen müssen, dein Onkel hätte dir vertrauen müssen! Es ist ihre Schuld!"
Seine Stimme war sanft als er sprach,
„Jerys, niemand hat mir je vertraut, nicht einmal hier bei der Ersten Ordnung vertraut man mir."
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
„Wer war der Mann, der dich umbringen wollte?"
„Luke. Luke Skywalker."
Ungläubig starrte ich ihn an. Luke Skywalker, der Kriegsheld und Jedi-Meister? Niemals.
Niemals würde er seinen eigenen Neffen töten wollen.„Du musst aufhören zu weinen. Bitte. Das alles ist nicht deine Bürde, Jerys. Ich bin nicht mehr zu retten, die Dunkelheit hat von mir Besitz ergriffen."
„Nein Kylo, du bist nicht böse, Leia hat sich geirrt, Luke hat sich geirrt und dieser Snoke hat sich auch geirrt! Es ist ihre Schuld!"
„Du musst diese Gedanken vor Snoke verstecken, versprich es mir. Er wird unsere Zweifel an der dunklen Seite erkennen und uns beide töten!"
Kylo stand auf und blickte auf sein zerstörtes Quartier.
„Die Mechaniker und Architekten werden gleich hier sein, wir sollten den Rest des Tages trainieren. Du bist noch weit davon entfernt das Ziel zu erreichen. Komm mit."
Ohne ein weiteres Wort ging er aus dem Quartier und sprachlos folgte ich ihm.
Sein Herz wollte zur hellen Seite der Macht, sein Verstand zur dunklen. Er tat mir unfassbar leid.
Doch was wollte ich eigentlich? Was war richtig? Was war mein wahres Schicksal? Ich wusste es nicht mehr. Ich wusste gar nichts mehr.Den restlichen Tag kämpften wir mit den Trainingslichtschwertern, ich spürte, dass Kylo seine ganze Wut und seinen Schmerz in die Schläge steckte. Stundenlang zeigte er mir Kampftechniken, Ausweichmanöver und Taktiken. Als die Sonne unterging, brach ich auf dem Boden zusammen. Dieser ganze Tag war zu viel gewesen, die Erschöpfung übermannte mich einfach. Das letzte, was ich spürte, war, wie Kylo mich auf seine Arme hob und an sich drückte. Er roch so gut. Nach Regen im Wald und nach Schnee. Dann driftete ich in eine warme, wunderschöne Dunkelheit ab.
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I'll show you the Dark Side [ Kylo Ren ]
FanfictionHallo, mein Name ist Jerys. Mein ganzes Leben verbrachte ich auf Endor, bis sich plötzlich alles für mich veränderte. Ich wurde hineingezogen in einen Krieg, einen Krieg zwischen gut und böse, hell und dunkel, Jedi und Sith. Doch wo stand ich in die...