Kapitel 9 • Martin und Milana

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In dem Kylie den Samstagabend nutzt, um ihre ihre unglückliche Beziehung mit ihrem Freund zu beenden sowie ihre Freude mit ihrer Freundin zu teilen.

***

Die neue Situation beflügelte Kylie. Sie tanzte ausgelassen durch ihre kleine Wohnung und sang zur Musik, die aus einem drahtlosen Bluetooth-Lautsprecher kam. Völlig außer Atem warf sie sich schließlich auf ihr Bett. Sie hatte es geschafft, die sich ihr bietende Chance, zu nutzen.

Ich habe einen Dom! Endlich hab auch ich einen Dom.

Ihre Stimme hallte laut durch die Wohnung. Ihre Erinnerung an den heutigen Nachmittag kehrte lebhaft und plastisch zurück. Ihr Herr war einfach der allerbeste, den sie sich vorstellen konnte! Er wollte das Beste für sie. Das war klar geworden. Mit keinem Wort hatte er über sich und seine persönlichen Bedürfnisse gesprochen. Es ging nur um sie. Natürlich hatte er eigene Bedürfnisse. So naiv war sie wirklich nicht. Er war ein reifer Mann, sie dagegen ein junges und gut aussehendes Mädchen. Trotz ihrer selbstkritischen Eigenwahrnehmung war sie stolz auf ihren Körper und in ihrer heutigen Euphorie glücklich, dass sie sich IHM hingehen durfte. Sie wollte ihm dienen und ihn stolz machen. Ihren Herrn! Er war über dreißig Jahre älter als sie, ja und? Ihre Mutter hatte so oft Gift versprüht, wenn es irgendwo um ein Paar ging, bei denen der Mann viel älter war. Er sollte sich schämen und sie sollte sich auch gleich schämen. Pfui! Kylie war immer still geblieben. Am Ende war's doch egal. Hauptsache glücklich, oder? Sie war jetzt glücklich. Außerdem waren Herr Bach und sie kein Paar. Er war ihr Dom und sie durfte ihm dienen, durfte endlich erleben, wie es ist, sich fallen zu lassen, jemand anderen über sich entscheiden lassen.

Martin! Ihn gab es auch noch. Doch weder belastete sie der Gedanke, noch machte sie er sie nervös. Sie hatte sich ihm gegenüber in den letzten Wochen eh rar gemacht. Komischerweise waren von seiner Seite kaum Nachfragen gekommen. Und wenn, erklärte sie ihm, sie müsse für die Berufsschule lernen, die Familie besuchen, die Wohnung einer Generalreinigung unterziehen oder sie hätte ganz schreckliche Kopfschmerzen. Zwei oder dreimal waren sie ausgegangen. Einmal ins Kino, um einen abscheulichen Fantasyfilm anzuschauen, den er vorher in blumigen Worten gelobt hatte. Ein anderes Mal hatte er sie zum Essen in den McDonald's in der Innenstadt eingeladen. Dann war da noch eine gemeinsame Unternehmung gewesen, an die sich Kylie aber nicht mehr richtig erinnern konnte.

Sie nahm ihr Handy zur Hand und schrieb eine spröde und humorlose SMS an ihn.

Hey, Martin. Ich hab die letzten Wochen viel über uns nachgedacht. Es fühlt sich einfach nicht mehr so gut an wie am Anfang. Nicht gut genug für mich. Du hast es sicher auch gespürt, dass ich nicht mehr so gut drauf bin, wenn wir zusammen waren. Tut mir echt leid, aber ich mag nicht mehr. Sorry. Sei bitte nicht böse. Ich kann nicht anders. Es ist vorbei.

Sie las den Text noch kurz einmal durch und drückte dann entschlossen auf „Senden". Erledigt. Seltsam, aber bei all ihrer Unsicherheit in vielen Dingen, ganz besonders wenn sie IHM gegenüberstand, konnte sie manchmal eine richtige Zicke sein, der alle und alles egal waren.

Als nächstes schrieb sie Milana an. Per WhatsApp.

Hi Sweety. Es gibt große Neuigkeiten. Ruf mich an, sobald du kannst.

Milana meldete sich nicht.

Martin jedoch rief sie am späten Abend an. Er war sauer. Mit einer Kurznachricht Schluss zu machen sei das Letzte. Wie könnte sie es wagen, ihre lange Beziehung ohne Gespräch einfach so zu beenden? Kylie blieb teilnahmslos und ließ ihn reden. Lange Beziehung? Noch kein halbes Jahr war es her, dass sie zueinander gefunden hatten. Martin redete und redete - soviel wie nie zuvor in derselben Zeit.

Sie wiederum schwieg soviel wie nie zuvor in derselben Zeit. Er drängte auf ein Treffen für eine klärende Unterhaltung. Meinte, er hätte es verdient zu erfahren, was die wirklichen Gründe für den plötzlichen Rückzug wären. Gleich morgen, am Sonntag. Kylie schluckte. Soviel Aufhebens hatte sie nicht erwartet und konnte sie auch überhaupt nicht gebrauchen. Morgen war sie bei ihrem Herrn. Martin sagte sie, sie würde ihre Eltern besuchen. Keine Zeit. Er schnaubte und gab ihr zu verstehen, dass er sich nicht einfach so abfertigen ließe. Er würde Montagabend zu ihr kommen und reden wollen. Damit legte er grußlos auf. Kylie blieb mental erschöpft zurück und weinte.

Nimm dir die dunkle Seite meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt