Kapitel 17 • Schmerzliche Sehnsucht

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In dem sich Kylie an ihrem Herrn schmerzlich vermisst und froh ist, dass sie eine wirklich beste Freundin hat.

***

Mittwoch. Erst Mittwoch! Kylie hatte Sehnsucht nach ihrem Herrn. Erst am kommenden Sonntag würde sie ihn wiedersehen. Noch vier lange Tage! Sie fragte sich, warum er sich nicht meldete, sich nicht erkundigte, wie es ihr ging? Sicher, er war Unternehmer, hatte viel um die Ohren. Das war definitiv wichtiger, als die Befindlichkeiten einer ungeduldigen jungen Frau.

Kylie hatte Mittagspause. Sie saß mit zwei Kolleginnen in dem kleinen Restaurant in der Nähe der Kanzlei, das einen Mittagstisch anbot. Schnelle, günstige, aber ganz gute Tagesessen.

Hey, Kylie! Träumst du schon wieder?

Cleo zwinkerte ihr zu.

Du bist oft geistig abwesend in letzter Zeit. Alles okay mit dir?

Alles in Ordnung, Cleo. Tut mir leid, ich weiß, es ist unhöflich, wenn ich so unaufmerksam bin.

Die Unterhaltung, die sich um dir Hektik mit den Quartalabschlüssen verschiedener Mandanten drehte, interessierte sie nicht wirklich. Doch gab sie sich Mühe, daran teilzunehmen. Wenigstens, in dem sie zuhörte und manchmal zustimmend nickte.

Auf dem Rückweg zum Arbeitsplatz flogen ihre Gedanken jedoch wieder in das Haus ihres Herrn, wo sie sich an die Stunden in Ketten erinnerte und die intensiven Gefühle nochmal nachempfand. Ach, wie gerne wäre sie jetzt bei IHM und könnte sich fallenlassen!

Glücklicherweise hatte sie am Nachmittag genug zu tun, um abgelenkt zu sein und ihre Chefin hielt sie mit einigen Anweisungen zusätzlich auf Trab. Erst als sie im Bus nach Hause saß, kam ER wieder zurück in ihre Gedanken. Spontan zog sie ihr Smartphone aus der Tasche und öffnete die Nachrichten-App. Doch sie zögerte etwas. Stünde es ihr zu, sich ungefragt an ihren Herrn zu wenden?

Mein Herr, Verzeihung. Darf ich ihnen etwas mitteilen?

Mit Herzklopfen betrachtete sie die abgeschickte Textnachricht und fragte sich, ob er sie gleich lesen würde? Wie fiele seine Reaktion aus? Freundlich? Ärgerlich? Überhaupt nicht? Sie wartete vergeblich auf eine Antwort.

Mit langsamen Schritten ging sie von der Bushaltestelle nach Hause. Sie kämpfte mit ihrer Sehnsucht und dem Gefühl von Selbstmitleid. Um sich abzulenken, zählte sie ihre Schritte bis zu ihrem Haus. Zweihundertachtunddreißigeinhalb. Sie zählte auch die Treppenstufen zu ihrer Wohnung im zweiten Stockwerk. Es waren sechzehn.

Müde zog sie ihre Schuhe im Korridor aus, ging auf die Toilette und wusch sich ausgiebig die Hände mit richtig heißem Wasser. Danach hängte sie ihre Jeans zurück in den Schrank und warf die Bluse in den Wäschekorb. Den BH gleich mit. Waschen würde sie morgen. Eine schlabberige Jogginghose und ein XXL-Shirt gaben ihr ein angenehmes „ich-bin-jetzt-zu-hause-und-die-welt-kann-mich-mal" Gefühl. Der Kühlschrank war knausrig. Es würde wieder nur Käsebrot geben. Alles gut, das reichte. Anspruchsvoll war sie diesbezüglich nicht.

Zufällig blickte sie auf ihr Handy und sah den Hinweis auf eine neue Nachricht. Ihr Puls schnellte in die Höhe. Doch sie war von Milana.

Hey Baby. Denke an dich!

Wie süß. Kylie musste schmunzeln. Es schien als würde ihre Freundin ahnen, dass sie durchhing.

Hey Süße. Du bist so lieb. Was wäre ich ohne dich?

Die nächste Nachricht kam zwischen dem dritten und vierten herzhaften Biss in ihr Käsebrot. Mit vollen Backen nahm sie das Telefon in die Hand und verschmierte das Display prompt mit ihren fettigen Fingern.

Hallo Kylie, mein Mädchen. Natürlich darfst du mir etwas mitteilen. Ich war in einem Meeting, bin aber jetzt erreichbar.

Grenzenlos erleichtert lehnte sie sich die junge Frau zurück. Er war nicht verärgert!

Mein Herr, sie sind zu gütig. Ich wollte sie nur wissen lassen, dass ich glücklich und so dankbar dafür bin, was sie mich letzten Sonntag haben erleben lassen. Ihre Kylie.

Das ist doch schön, Kylie. Ich freue mich, dass es dir gefallen hat. Entschuldige bitte, dass ich mich nicht gemeldet habe, um nachzufragen. Das war nicht in Ordnung von mir. Ich gelobe Besserung. :-)

Kylie empfand tiefe Wärme bei diesen Worten, die sie gleich mehrfach durchlas. Ermutigt von seiner Empathie schrieb sie zurück.

Mein Herr, darf ich den Wunsch äußern, dass ich ihnen eine Nachricht senden darf, um ihnen von meinen Erlebnissen und Gedanken zu erzählen, wenn mir danach ist? Ihre Kylie!

Während sie den Nachrichteneingang im Auge behielt, setze sie ihr Abendessen fort. Seine Antwort kam innerhalb von zwei Minuten.

Natürlich, Kylie. Teile dich mir mit wann immer es dir in den Sinn kommt. Allerdings werde ich eventuell nicht jede Nachricht beantworten oder kommentieren können.

Sie strahlte mit vollem Mund.

Vielen Dank mein Herr! Danke!

***

Nachdem Kylie die Küche aufgeräumt hatte, setzte sie sich aufs Sofa und textete Milana an. Ob sie Zeit für einen Plausch hätte? Gleich darauf meldete sich ihre Freundin per WhatsApp Videoanruf. Das war selten. Meistens wollte sie auf die Nutzung der Kamera verzichten. Sie stellte das Handy auf den Couchtisch und lehnte sich zurück.

Hey, Süße! Welche Ehre heute. Mit Video?

Warum nicht? Haben uns ja seit gestern nicht mehr gesehen.

Stimmt. Aber hey, ganz lieben Dank für deine Nachricht heute Abend. Die kam genau richtig.

Sehr gerne. Hatte ich den richtigen Riecher?

Ja, so was von. Hing komplett durch.

Sehnsucht nach deinem Herrn?

Selbst DAS ahnst du?

Ist nicht schwer zu erraten. Die erste Woche nach der ersten Session mit dem Dom. Kenne ich. Ich war wie auf Entzug damals. Die zweite Woche wird besser.

Oh man. Ich dachte schon, meine Psyche übertreibt.

Nee. Alles im Normalbereich. Übliches Mangelempfinden einer Sub.

Milana hielt sich den flachen Handrücken unter das Kinn und grinste breit.

Hin und wieder habe ich das heute noch zwischendurch oder wenn mein Herr in Urlaub ist. Ein schreckliches Gefühl.

Kylie schauderte beim Gedanken, mehrere Wochen auf ihren Herrn warten zu müssen. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Auch wollte dir heute gar nicht daran denken. Stattdessen fragte sie ihre Freundin, ob ihr Herr auch für Telefonate besondere Wünsche hätte. Milana lachte.

Nein, tatsächlich hat er das nicht. Entsprechend hab ich heute ganz normal einen Slip an und ich werde mich auch nicht ausziehen.

Ich bin gespannt, ob mein Herr auch irgendwann auf solche Ideen kommt.

Wer weiß? Ich finde es ganz prickelnd, besonders dann, wenn's in die Öffentlichkeit geht. Gestern übrigens auch.

Also ich fand's geil, Lana.

Hör mir auf. Ich war heute noch den halben Tag spitz wie eine Nadel.

Die beiden Mädchen kicherten und beschlossen das Gespräch mit zugeworfenen Küssen und Gute-Nacht-Wünschen.

Nimm dir die dunkle Seite meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt