Kapitel 27 • Chatverkehr

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In dem sich Margarete Gedanken über Benedikts Vorschlag macht und sich mit ihm austauscht.

***

Margarete saß in ihrem Wohnzimmer, das eigentlich ein Wohnsaal war. Auf über hundert Quadratmeter gab es drei Sitzgruppen mit Sofas und Sesseln. Große Orientteppiche bedeckten den Boden. Die Wände waren teilweise mit Gemälden geschmückt, teilweise standen Bücherregale davor.

Sie hatte ein Glas Rotwein in der Hand und lauschte Vivaldi, dessen zierliche Kompositionen über unsichtbare Lautsprecher den Raum füllten. Ihr Mann Robert saß im Sessel gegenüber. Vor ihm auf dem Tisch lag ein ganzer Stapel Zeitungen, eine weitere hielt er in den Händen, so dass sein Gesicht nicht zu sehen war. Von Zeit zu Zeit stieß er ein missmutiges Brummen aus, ohne den Grund seiner Äußerung zu kommentieren. Er war konservativ, was seine Informationsquellen anging. Das Internet war ihm nicht nur fremd, sondern auch suspekt. Nur was schwarz auf weiß gedruckt war, schien ihm vertrauenswürdig. Konzentriert studierte er die Seiten über Politik und Wirtschaft.

Für seine Frau hatte er den ganzen Abend kein Auge gehabt. Diese war in einem hauchdünnen Negligé erschienen. Ihre Art, ihn zu provozieren. Sie wusste, er würde eher missbilligend reagieren, als sie in einem Anflug von Leidenschaft bedrängen. Er trug Anzug und Krawatte, wie fast immer. Gegen Erotik war er scheinbar immun. Margarete fragte sich, ob er die Frauen in Berlin ebenso ignorierte, wenn er dort auf Geschäftsreise weilte. Seit über drei Jahren waren er und sie nicht mehr intim gewesen. Am Anfang war sie gekränkt aber mit der Zeit hatte sie sich damit abgefunden.

Ihre Gedanken waren bei Benedikt und sie meinte, seine Hände auf ihren Brüsten zu spüren. In seinen Armen fühlte sich sich als begehrenswerte Frau. Ihre Brustwarzen verhärteten sich und mit einem Schmunzeln strich sie mit ihren Fingerspitzen über die hervorstehenden Nippel. Sie fühlte die Berührung durch den hauchdünnen Stoff und bekam eine kleine Gänsehaut.

Er wollte ihr zeigen, wie sie eine gute Domina werden würde. Domina! Das Wort hatte etwas Verruchtes, etwas Unanständiges. Es roch nach Lederstiefeln und Peitsche, Netzstrümpfen und knallrotem Lippenstift. Sie grinste. So käme sie sich ziemlich albern vor. Sie fragte sich, wie Ben sich das vorgestellt hatte. Winselnde Männer in Unterhosen drangsalierten? Womöglich mit Bart und Bierbauch? Sie schauderte. Klar, sie mochte es, den Ton anzugeben. Es gefiel ihr, zu entscheiden, was als nächstes passieren würde. Dennoch hatte sie ein Faible für starke Männer. Sonst hätte sie den arroganten, wesentlich älteren Kerl, der sich gegenüber hinter Nachrichten verschanzte, nicht geheiratet.

Sie versuchte sich vorzustellen, einen Mann wie Ben zu dominieren. Ihm zu sagen, er soll sich seinen Schwanz bis kurz vor dem Höhepunkt massieren und dann aufhören lassen? Der Penis würde langsam schlapp machen und dann? Sollte sie ihn fesseln und sich dann an den Genitalien des wehrlosen Opfers vergehen? Oder ihn nackt staubsaugen lassen? Wo war da der Reiz? Wahrscheinlich hatte sie völlig falsche Vorstellungen, generiert von billigen Klischees.

Sie nahm ihr Handy und schrieb Ben eine Textnachricht.

Hey, Mr Mighty. Guten Abend.

Hallo Maggie. Noch wach?

Koste die spröde Erotik meines Mannes aus. Die FAZ und die Neue Züricher Zeitung, hemmungslos entblättert.

LOL

Grins. Hab über dich nachgedacht.

Mich? Hoppla. :-/

Über deinen Vorschlag.

Dich zur Domina zu machen? Grins.

Grins nicht. Hab keinen Bock auf Lack und Leder.

Wieso das denn?

Nimm dir die dunkle Seite meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt